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Eine Aussenaufnahme der Kunsthalle Bern.
Legende: Einst rebellischer Kunstort, heute Stätte mit historischem Rückhalt: Die Kunsthalle Bern – mit 100 Jahren auf dem Buckel. Keystone

100 Jahre Kunsthalle Bern Ein Ort der Avantgarde altert in Würde

Die Kunsthalle Bern feiert ihr 100-jähriges Jubiläum. Eine Gelegenheit zu fragen: Was leistet die Kunsthalle heute noch?

In den 1960er-Jahren sorgten die Kunsthalle Bern und ihr damaliger Kurator Harald Szeemann für hitzige Diskussionen und viel Aufmerksamkeit bis weit über die Schweizer Grenzen hinaus. Bis heute denkt die Berner Kunstszene mit einer gewissen Wehmut an diese wilden Zeiten zurück.

Doch nicht nur in Bern haben sich die Kunstwelt und mit ihr die Rolle der Kunsthalle verändert. In diesem Jahr feiert die Kunsthalle Bern ihr 100-jähriges Bestehen. Sie wird nicht mehr ganz so heiss diskutiert, aber eine wichtige Akteurin im Kunstbetrieb ist sie noch immer.

Neben der Kunsthalle Bern wird mit einer Abbruchkugel, mit dem Gewicht einer Tonne, der Bodenbelag systematisch zertrümmert.
Legende: Eine Aktion des amerikanischen Künstlers Michael Heizer (hinten mit verschränkten Armen): Mit einer Abbruchkugel wird 1969 der Bodenbelag vor der Kunsthalle zertrümmert. Keystone

Feste und Auktionen

Berner Künstler waren es, die vor 100 Jahren die Kunsthalle Bern gründeten. Sie wollten einen Ort haben, an dem sie ihre eigene Kunst, aber auch aktuelle Kunst aus dem In- und Ausland zeigen, sehen und diskutieren konnten.

Die Kunsthallengründer hatten zahlreiche Vorbilder. Im 19. Jahrhundert entstanden viele Kunsthallen und Kunstvereine. Geld allerdings hatten sie nicht.

Aber sie zeigen sich erfinderisch, veranstalteten Feste, Auktionen und Tombolas, um Geld zu sammeln. Am 5. Oktober 1918 konnten die Berner Kunstschaffenden ihre Kunsthalle einweihen.

Eine Besucherin der Kunsthalle Bern am 20. Maerz 1969 vor einem Kunstwerk in der Ausstellung "Wenn Attitueden Formen werden".
Legende: Der Schweizer Harald Szeemann widmete 1969 der künstlerischen Avantgarde eine Ausstellung. Das Resultat? Ablehnende Reaktionen und seine Kündigung. Keystone

Pilgerstätte für Kunstinteressierte

Die Kunsthalle Bern, die nach aussen so trutzig und gediegen aussieht, mauserte sich schnell zu einem Treffpunkt der Avantgarde.

In ihren Sälen war alles an Kunst zu sehen, was sich in den nächsten Jahrzehnten einen grossen Namen machte: von Alberto Giacometti und Paul Klee über Henry Moore und Jasper Johns bis zu Bruce Nauman, Christo und Joseph Beuys.

Ein Besucher der Kunsthalle Bern steht neben einem Werk der Ausstellung «When Attitudes Become Form».
Legende: Ein Besucher der Kunsthalle Bern steht neben einem Werk der Ausstellung «When Attitude Becomes Form». Sie ist war 1969 der künstlerischen Avantgarde gewidmet. Keystone

Die Kunsthalle Bern – für Kunstinteressierte wurde sie eine Pilgerstätte, für Kunstschaffende ein place to be. Nur manche Berner mochten das nicht so recht begreifen.

Berühmt wurde ein Ausspruch von Arnold Rüdlinger, der in den 1950er-Jahren die Kunsthalle leitete. Er befand: «Die schlichte Uninteressiertheit Berns sichert zwar keine Unterstützung, jedoch die nötige Toleranz».

Provokationen gehörten dazu

In den 1960er-Jahren forderte Harald Szeemann diese Toleranz heraus. Er organisierte Themenausstellungen wie «When Attitude Becomes Form», mit denen er das kunstferne Bern provozierte und sich in die Kunstgeschichte einschrieb. In den wilden 1960er- und 1970er-Jahren gehörten Provokationen zur Kunst wie die aufgeschäumte Milch zum Cappuccino.

Ein Besucher der Kunsthalle Bern vor einem Kunstwerk.
Legende: 1969 in der Kunsthalle: Als die Ausstellung «When Attitudes Become Form» auf Ablehnung stiess, verabschiedete sich der damalige Direktor Szeemann von Bern. Keystone

Das hat sich heute verändert. Viele Aufregungen von früher haben sich verbraucht. Kunstschaffende sind keine schrägen Vögel mehr, sondern selbstverständlicher Teil der arbeitenden und steuernzahlenden Gesellschaft. Das färbt auch auf die Kunsthalle ab.

Die Kunsthalle, einst Leuchtturm der Gegenwartskunst, ist heute auch nicht mehr allein. Viele Kunstmuseen zeigen zeitgenössische Kunst. Zudem gibt es zahlreiche kleinere Kunsträume, Off-Spaces, Räume auf Zeit, die sich um die ganz junge, ganz frische, experimentelle Kunst bemühen.

Historischer Rückhalt

Die Kunsthalle Bern ist noch immer ein Ort für aktuelle Kunst. Ein Ort von vielen zwar – doch sie bleibt ein wichtiger Ort.

Aussenansicht der Kunsthalle Bern. Sie ist in blaues, rotes und pinkes Licht getaucht.
Legende: Für die Museumsnacht machte sich die Berner Kunsthalle auch mal schick: hier im Lichtgewand 2005. Keystone

Eine Kunsthalle darf auch heute noch ein bisschen frischer und frecher, ein bisschen unkonventioneller als ein Museum sein. Eine Kunsthalle muss nicht nur nach grossen Namen angeln, sondern kann auch regionales und nationales Schaffen einbinden.

Und ein Ort wie die Kunsthalle Bern mit ihrer Geschichte kann dem aktuellen Kunstgeschehen auch einen historischen Rückhalt geben. Das kann richtig guttun.

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