Es war eine spezielle Art der Protestaktion: Eine Woche lang hielten John Lennon und Yoko Ono ein «Bed In» ab: eine liegende Version des damals populären «Sit Ins», des Sitzstreiks.
Schauplatz war das Amsterdamer Hilton Hotel. Zwei Monate später wiederholten sie die Aktion in Montreal, Kanada. Musikredaktor Eric Facon spricht über die damalige Aktion – und deren Bedeutung für das Hilton Hotel bis heute.
SRF: Welche Ereignisse führten vor 50 Jahren zum «Bed In» in Amsterdam?
Eric Facon: Die japanische Künstlerin Yoko Ono und der Beatle John Lennon waren frisch verheiratet – seit fünf Tagen, um genau zu sein. Sie hatten am 20. März 1969 in Gibraltar geheiratet: ab vom Schuss, ohne neugierige Kameras und Mikrofone.
Nun aber folgt der interessante Schritt: Heiraten wollten sie möglichst im Versteckten – die Flitterwochen aber waren höchst öffentlich: In einer Suite im Amsterdamer Hilton Hotel, wo die beiden eine Woche lang im Pyjama vom Bett aus Interviews gaben.
Was war der Gedanke dahinter?
John Lennon hat später einmal gesagt: Es sei ihnen bewusst gewesen, dass sie ihre Flitterwochen sowieso in der Öffentlichkeit austragen müssten. Warum das also nicht gleich auf die Spitze treiben – und dabei noch eine Message verbreiten.
Die Message des Weltfriedens …
Genau. Das Ganze lief unter dem Namen «Bagism», auf Deutsch etwa «Sack-ismus». Das bezieht sich auf eine Pressekonferenz in Wien, wo die beiden in einen Sack gehüllt Fragen der Presse beantwortet hatten.
Wir kennen zwar die Bilder der beiden Popkultur-Ikonen: zwei weiss gekleidete Figuren im Nachtgewand in einem Bett. Aber wie sah es im Rest des Raums aus?
Der Andrang war gross. So gross, dass die beiden Möbel herumschieben mussten, um all die Menschen in ihrem Hotelzimmer unterbringen zu können.
Das Bett selbst platzierten sie direkt unter dem Fenster. Hier hingen die beiden grosse selbstgemalte Schilder hin: «Bed Peace» (Bettfrieden) und «Hair Peace» (Haarfrieden), das gleich klingt wie «Hair Piece», also Haarteil. Eine Anspielung auf das lange Haupthaar der beiden Künstler.
Welche Wirkung hatte die Aktion?
Einerseits war es eine typische Aktion der späten 60er-Jahre: leicht anarchisch, spielerisch. Andrerseits darf man nicht vergessen, dass beide Künstler waren – sie wussten, wie man Aufmerksamkeit erregt. Diese kriegten sie auch: Die Fotos vom «Bed In» sind bis heute ikonenhafte Zeugnisse der damaligen Zeit.
Ob sie wirklich etwas für den Weltfrieden gemacht haben? So naiv dürften auch sie nicht gewesen sein, aber eine gewisse Aufmerksamkeit für ihr Anliegen haben sie sicher geschaffen.
Für das Hotel Hilton ist die damalige Aktion auch heute noch wichtig – für die Werbung. Das Hilton kam übrigens erst als zweites zum Zug. Das Continental, wo die Rockstars damals wie heute absteigen, weigerte sich, die Aktion zu beherbergen.
Zum 50. Jubiläum schwärmt das Hilton nun in Erinnerungen – und spart nicht mit netten Anekdoten: Bei der Abreise etwa hätten John und Yoko vergessen, ihre Rechnung zu bezahlen. Das verlorene Geld habe das Hotel aber inzwischen bei weitem wieder eingespielt.
Das Gespräch führte Irene Grüter.