Es gibt diese eine Szene in Pipilotti Rists Kinofilm «Pepperminta» aus dem Jahr 2009: Mit Leidenschaft leckt die Protagonistin eine ganze Reihe Türklingeln ab, um dann mit der Zungenspitze auf einen Knopf zu drücken. So sieht das Rist’sche Universum aus: körperlich, angstfrei, inbrünstig.
Schlagfertig in Interviews: Feministin seit eh und je
Und wer ist die Künstlerin selbst? In diesem frühen Fernsehinterview von 1993 zeigt sie, was in ihr steckt und liefert mit Moderatorin Regula Bochsler einen Schlagabtausch, der sich gewaschen hat. Mit keckem Körbchen auf dem Kopf spricht Rist über White Privilege, frauenfreundliche Pornos und Feminismus, als befänden wir uns bereits im Jahr 2022.
Visionär ist auch ihr Video von «Ever is Over All», das viel später sogar Beyoncé inspiriert.
Ausstellung im MoMa: Grosser Bahnhof im Big Apple
Queen Bey verbeugt sich vor Pipilotti – und Pipilotti huldigt Muse Ewelina Guzik. Als Rist 2008 auf die Wände des Museums-Olymp MoMA Aufnahmen von ihr projiziert, ist nicht nur das Publikum hin und weg von Guzik – auch die Künstlerin selbst wirft sich vor ihr auf den Boden. Ob die sommersprossige Schönheit tatsächlich einem Embryo gleicht, wie es eine Besucherin beschreibt, sei dahingestellt.
Kunst goes Kino: «Pepperminta»
Ewelina Guzik spielt jedenfalls auch die Hauptrolle in Rists Spielfilm von 2009. Alter Ego «Pepperminta» ist «vom Typ her eine Karotte». Mutter Rist befindet sich auch im Premierenpublikum – und ist beglückt über den zauberhaften Fiebertraum der Tochter.
Vorsicht, Farben: Ein Tram in Rosa
Kein Rist’sches Kunstwerk ohne Farben, die aussehen, als kämen sie aus einer Lavalampe. Die 60-Jährige kombiniert Violetts, Blaus und Gelbs erstklassig. Auch Rosa fehlt selten - wobei die Videokünstlerin den Farbton tausendmal treffender umschreibt:
Künstlerischer Aktivismus: Korallen im Hallenbad
Die ganze Farbpalette gibt es auch Unterwasser in der Korallenwelt – sofern diese durch die Klimaerhitzung überhaupt noch lebt. Pipilotti Rist über das «Lustigste und Schönste, was sie jemals erfahren durfte»:
Farben bedeuten Leben: Auf viele weitere bunte Jahre, Pipilotti!