«Es ist fast irreal, dass wir wieder hier sind», sagt die Zürcher Galeristin Francesca Pia. Wie ihr geht es vielen. Auch der Basler Galerist Diego Stampa staunt, dass so viele Leute gekommen sind: «Vor allem junge Leute!»
Im Vorfeld der Art Basel 2021 wurde immer wieder spekuliert, ob die Grande Dame unter den Kunstmessen auch in Corona-Zeiten ein grosses Publikum ansprechen kann. Die Antwort: Sie kann.
Zwar seien weniger VIPs gekommen und weniger internationale Gäste, wie Art Basel-Direktor Marc Spiegler den Medien gegenüber sagte. Dafür gebe es mehr junge Leute. Und mehr Sammlerinnen.
Interessiert, geduldig, kauflustig
Der leicht gebremste Publikumszustrom ist spürbar. Wenn man durch die Messehallen geht, wirkt es ruhiger als in anderen Jahren. Aber viele Galeristen und Galeristinnen begrüssen das.
«In den letzten Jahren wurde immer wieder über die vielen Leute geklagt. Ich fand diese Diskussion etwas anstrengend. Aber die Atmosphäre jetzt finde ich sehr angenehm», sagt der Basler Galerist Stefan von Bartha. Die Leute seien interessierter, es ergäben sich vertieftere Gespräche. Das Publikum sei geduldiger, frage mehr nach, sagt auch Diego Stampa.
Doch das Galeriewesen lebt nicht vom guten Gespräch allein. Gut für die Kunsthändlerinnen und Kunsthändler: Das Publikum stellt nicht nur interessierte Fragen, es kauft auch ordentlich ein.
Hybrid-Messe
Die Verkäufe sind gut, besser als in den letzten Jahren vor der Pandemie, sagen alle Galeristinnen und Galeristen, mit denen man spricht.
Das sagt auch Marc Spiegler vor den Medien. Viele Menschen hätten nach der Pandemie deutlich mehr Geld als zuvor – und Lust, dieses Geld in Kunst anzulegen. Oder wie ein Besucher seinen Freunden auf dem Messeplatz zurief: «Das Geld muss ja unter die Leute gebracht werden!»
Geschäfte machen die Galerien aber nicht nur mit Besucherinnen und Besuchern, die mit locker sitzendem Portemonnaie durch die Messehallen schlendern. Viele Verkäufe finden hinter den Kulissen statt, online. Längst hat sich ein Teil der Art Basel in den digitalen Raum verschoben.
Die Zukunft ist digital – oder?
Marc Spiegler spricht von einer «Hybrid-Messe». Wird die Art Basel eines Tages ganz im digitalen Raum verschwinden?
Undenkbar, findet Galeristin Gisèle Linder. Da fehle die unmittelbare Begegnung mit dem Werk, das Sinnliche. Auch Francesca Pia ist skeptisch. Viele Abbildungen von Kunstwerken, die sie auf den Online-Seiten von Galerien gesehen habe, waren ihrer Meinung nach einfach schlecht – zu schlecht, um die Kunstwerke danach zu beurteilen.
Stefan von Bartha war in den Lockdown-Phasen aktiv im Erproben digitaler Strategien. Dennoch glaubt er, dass der digitale Kunstmarkt noch einige Jahre brauchen werde, um sich zu entwickeln.
Für den Berliner Galeristen Johann König hingegen ist klar: Die digitale Zukunft des Kunstmarktes hat längst begonnen.
Die König Galerie hat 2020, als alle analogen Kunstmessen abgesagt wurden, eine digitale Kunstmesse eingerichtet, auf der digitale aber auch analoge Kunstwerke verkauft werden. König geht davon aus, dass der Kunstmarkt durch die Digitalisierung schon bald deutlich verändert wird.