Aufregung unter Schweizer Kunstfans: Die Art Basel expandiert nach Paris. In der Schweiz fürchten nun manche, die Art Basel wandere ins Ausland ab. In Frankreich wiederum hat man Angst, die Art könne die Fiac verdrängen – die internationale Messe für zeitgenössische Kunst.
Die Expansion der Schweizer Kunstmesse nach Frankreich sei ein logischer Schritt, sagt der Kunstmarkt-Kenner Christian von Faber-Castell. Aber nicht ganz frei von Risiko.
SRF: Die Art Basel zieht im Oktober ins Grand Palais in Paris. Warum ist diese Expansion für die Art Basel interessant?
Christian von Faber-Castell: Sie kann damit im internationalen Messegeschäft einen weiteren Pflock einschlagen. Die Art ist jetzt in Asien vertreten, sie ist mit Miami in Amerika und natürlich in der Schweiz am Start. Jetzt hat sie die Fiac – die wichtigste Messe in Paris – praktisch verdrängt. Damit ist sie fast zur Monopolistin geworden.
Muss die Stadt Basel längerfristig fürchten, dass die Art Basel abwandert?
Die Frage ist nicht so sehr, ob die Art Basel abwandert. Sondern vielmehr, ob die Aussteller der Art Basel sich nicht sagen: Wir gehen doch lieber nach Hongkong oder Miami oder nach Paris statt nach Basel.
Andererseits hat die Art Basel jetzt eine Marktmacht erreicht und kann sagen: Wer in Basel nicht mitmacht, darf auch nicht in Miami oder in Hongkong oder in Paris mitmachen.
Natürlich war das eine logische, fast zwingende Expansion für die Messe Basel. Es ist aber auch eine ausgesprochen riskante Angelegenheit, weil der Kunstmarkt solche Monopole nicht so mag.
Entsprechend heftig fallen auch die Reaktion von anderen grossen Playern aus. Welchen Einfluss hat die Expansion auf den internationalen Kunstmarkt?
Auf den Markt selbst wird sie keinen grossen Einfluss haben. Die Frage ist nur: Wie werden sich jetzt die Galerien wehren? Es gibt fast keine Alternativen mehr, wo man hingehen konnte.
Das Messe-Geschäft ist teuer, schwierig, und die Art Basel hat es bis jetzt meisterhaft gemacht.
Wer früher mit der Leitung der Art Basel nicht zufrieden war, konnte etwa an die Fiac. Jetzt können die Galeristen höchstens noch an die Frieze ausweichen. Die ist aber deutlich jünger und spielt geschäftlich in einer kleineren Liga.
Es ist ein grosses Problem für den Kunstmarkt und ich könnte mir vorstellen, dass sich jetzt etwas Ähnliches abspielt wie im Uhrenbereich, wo einige Teilnehmer an der Basel World früher nicht ganz zufrieden waren und dann ihren eigenen Salon in Genf gründeten.
So etwas ist mindestens vorstellbar. Ich halte es aber rein aus finanziellen Gründen nicht für sehr wahrscheinlich. Dieses Geschäft ist teuer, schwierig, und die Art Basel hat es bis jetzt meisterhaft gemacht.
Die Fiac findet erst mal nicht mehr statt. Wiesen Sie, wie es da konkret weitergeht?
Es sieht so aus, als ob sie abgesetzt worden sei. Die Messe Basel war geschickt genug, sich mit den mit den französischen Museen gut zu stellen. Deshalb hat sie auch den Zuschlag bekommen. Und weil sie in der Lage ist, so etwas finanziell zu stemmen.
In der letzten Zeit hatten all diese Messen wenig Besucher. Ihre Online-Messen konnten ihnen nicht die gleichen Einnahmen bescheren. Es ist eine finanzielle Frage.
Ich bezweifle, dass es die Fiac in Zukunft noch geben wird. Aber vielleicht wird es eine Konkurrenzmesse an einem anderen Ort geben. Vielleicht vergrössert sich die Frieze. Leicht wird das nicht. Das Messegeschäft ist im Moment sehr schwierig.
Das Gespräch führte Gisela Feuz.