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Ein Rundgang auf der Art Unlimited
Aus Kultur kompakt vom 12.06.2019. Bild: Keystone
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Art Unlimited in Basel Diese Kunst gibt uns zu denken

Am Donnerstag öffnet die Kunstmesse Art Basel dem breiten Publikum ihre Türen – und mit ihr auch die «Art Unlimited». Das ist der Ort, an dem Künstlerinnen und Künstler Werke zeigen können, die für die normalen Ausstellungsräume zu gross, zu laut oder auch einmal zu geruchsintensiv sind.

Manche der Werke sind so effekthascherisch, dass sie inhaltlich flach bleiben. Dieses Jahr sind diese Arbeiten aber in der Unterzahl. Die Art Unlimited wirkt düsterer, ernsthafter und politischer als in den Jahren zuvor. Fünf Beispiele.

Black Hole Sun

Goldkreis
Legende: «The Sun» von Ugo Rondinone empfängt die Besucher der diesjährigen Art Unlimited. Keystone / GEORGIOS KEFALAS

Den Auftakt zur Unlimited macht eine Installation des Schweizer Künstlers Ugo Rondinone. «The Sun» ist so hoch wie ein zweistöckiges Haus und stellt einen Kreis aus goldenen Ästen dar.

So schön diese Sonne glänzt: Sie erinnert auch an eine überdimensionale Dornenkrone – und gibt die Stimmung der diesjährigen Art Unlimited vor.

Gianni Jetzer, der die Art Unlimited zum achten und letzten Mal kuratiert hat, sieht im Eingangsbereich ein Weltbild dargestellt – dazu gehört auch die Skulptur, die neben «The Sun» steht.

Metallischer Präsident

Überdimensionierte Zinnfigur
Legende: Die kubanisch-amerikanische Künstlerin Coco Fusco hat den «Tin Man of the Twenty-First Century» geschaffen. Keystone / GEORGIOS KEFALAS

Zu sehen ist der «Blechmann», die herzlose Blechfigur aus der Geschichte «Der Zauberer von Oz». Dessen Gesicht aber verweist unverkenntlich auf den US-amerikanischen Präsidenten, der die Besucher mit aufgerissenem Mund und ausgestrecktem Zeigefinger empfängt – und gleichzeitig abstösst.

Weiter hinten befindet sich die Arbeit des kosovo-albanischen Künstlers Sislej Xhafa. In einer grossen Wand aus Wellblech ist ein Türrahmen eingelassen. Darin sitzt ein dunkelhäutiger, älterer Mann.

Ein Mensch als Kunstwerk

Man steht vor Mann, der in einem Türrahmen sitzt.
Legende: Raúl Portillo Samá sitzt in der Installation von Sislej Xhafa. Keystone / GEORGIOS KEFALAS

Die Besucher nähern sich ihm vorsichtig. Ist das ein echter Mensch? Darf man ihn anschauen, als wäre ein Kunstwerk? Darf man ihn ansprechen?

Man darf. Der Mann gibt gerne Auskunft, wenn auch auf Spanisch: Er ist ein kubanischer Eierverkäufer, der für die Art-Woche ein Ausreisevisum erhalten hat. Und so sitze er nun hier, erzählt er.

Raúl Portillo Samá ist ein freundlicher Mann. Aber er wirkt deplatziert und weckt eine Mischung aus Voyeurismus und Scham.

Erschlagende Wucht

Menschen stehen vor einer roten Wand mit Texten
Legende: Andrea Bowers Werk «Open Secret» zieht die Besucher an. Viele nehmen auf den Stühlen Platz und lesen die Texte. kaufmann repetto, Andrew Kreps Gallery, Susanne Vielmetter Los Angeles Projects.© Art Basel

Unangenehme Gefühle kommen an der diesjährigen Art Unlimited immer wieder auf. Ganz stark zum Beispiel auch bei der Installation der US-amerikanischen Künstlerin Andrea Bowers.

Auf rot eingefärbten, jeweils mehrere Meter langen Papierbahnen dokumentiert sie Beispiele von prominenten #metoo-Fällen. Dadurch, dass die Künstlerin die Schilderungen kumuliert und von anderen News-Meldungen isoliert zeigt, bekommen sie eine Wucht, die einen fast erschlägt.

Wütendes Schnauben

Machtverhältnisse und Machtmissbrauch ziehen sich auch im Werk der italienischen Künstlerin Monica Bonvicini weiter.

Ihre Arbeit «Breathing» kündigt sich schon von Weitem an. Allerdings klingt es nicht wie ein Atmen, wie der Titel suggeriert, sondern wie das wütende Fauchen eines Drachens. Das Geräusch entsteht durch Pneumatikkolben an der Decke, die die Installation in Bewegung bringen.

(Video aus der Berlinischen Galerie 2017)

An einem langen Seil hängt eine Art Peitsche aus Ledergürteln. Deren Schnallen schleifen über den Boden. Die Bewegungen sind willkürlich und wirken bedrohlich.

Art Unlimited-Kurator Gianni Jetzer ist von der Arbeit beeindruckt: «Das Werk steht für einen Machtanspruch, aber auch einen Platzanspruch».

Bis zu einem gewissen Grad ist es auch Sinnbild für die diesjährige Art Unlimited, an der es tatsächlich viel Raum für starke Statements gibt.

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