Das letzte Bauwerk, das der Jahrhundert-Architekt Le Corbusier entworfen hat, steht am Ufer des Zürichsees. Heute ist der luftige Pavillon, der als Museum konzipiert wurde, denkmalgeschützt.
In den letzten beiden Jahren wurde der Bau aufwendig saniert. Jetzt wird er wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.
Gleichzeitig mit der Wiedereröffnung beginnt eine neue Ausstellung: «Mon univers» gibt einen Einblick in Le Corbusiers private Sammelleidenschaft.
Allein die Aussenansicht des Pavillons ist eine Reise nach Zürich wert: Der letzte Bau von Le Corbusier wirkt - bei aller Formstrenge – verblüffend leicht und spielerisch.
Der Pavillon besteht aus bunten Kuben aus Glas, Stahl und Farbflächen. Über allem schwebt ein luftiges, konkav geknicktes Dach.
«Das Gebäude ist ein Gesamtkunstwerk»
Christian Brändle leitet das Museum für Gestaltung Zürich und hat die neue Ausstellung im Pavillon Le Corbusier kuratiert. Er sagt: «Das Gebäude ist ein Gesamtkunstwerk. Le Corbusier hatte in diesem Haus viele Ideen, die er als Architekt über die Jahrzehnte entwickelt hat, realisiert und zusammengeführt – zum Beispiel die Vorfabrikation.»
Das war ihm ein zentrales Anliegen: «Man musste das Haus hier auf der Baustelle nur noch zusammenschrauben. Ein bisschen wie bei Ikea», so Brändle.
Kontraste und Gegensätze
Christian Brändle sagt, Le Corbusier habe immer den Gegensatz und den Kontrast gesucht «zwischen tief und hoch, zwischen schmal und weit, zwischen bunt und archaisch.» Das sei typisch Le Corbusier – und alles Prinzipien, «die er hier in diesem Bau in Zürich wunderschön umgesetzt hat.»
Dass sein letzter architektonischer Entwurf heute am Zürichsee steht, ist der über 90-jährigen Galeristin und Kunstmäzenin Heidi Weber zu verdanken. Sie hat den Bau angeregt und finanziert.
Le Corbusier selbst hat die Eröffnung 1967 nicht mehr miterlebt. Heute gehört der Pavillon, nach vielem Hin und Her mit Heidi Weber, der Stadt Zürich.
«Bei ihm zuhause war ein Saupuff»
Das Gebäude wird seit diesem Jahr neu vom Museum für Gestaltung bespielt. Die neue Ausstellung zur Wiedereröffnung zeigt rund 100 Objekte.
Le Corbusier, sagt Christian Brändle, war ein leidenschaftlicher Sammler: «Er zog aus diesen Sammlungsobjekten unglaublich viel Inspiration. Es ist wie eine Aneignung von Welt.»
Und er besass viele Objekte. «Bei ihm zuhause war ein Saupuff», sagt Christian Brändle: «Es war völlig überladen und genau das Gegenteil von dem, was er eigentlich propagierte.»
Le Corbusier habe «Keine Ornamente» propagiert. Bei ihm zuhause aber sei alles voll mit afrikanischen Figuren gewesen, mit schönen Keramiken aus Valencia, mit unzähligen Büchern gestapelt auf einem Tisch. «Er machte also das genaue Gegenteil», sagt Brändle.
Bau und Ausstellung verschmelzen
Die neue Ausstellung «mon univers» zeigt, weshalb ihm diese Objekte so wichtig waren und in welcher Beziehung sie zu seinen Entwürfen stehen. Brändle sagt: «Man kann aus jedem Objekt erzählen, was später daraus wurde.»
Das Schöne an dieser Ausstellung, die sich nahtlos in die Gestaltung der Räume einfügt, ist: Sie ist keine Huldigung des genialen Gestalters, sondern eine Würdigung der kleinen Dinge, die zu grossen Ideen führten.