Es gab viele Gründe dafür, dass Sophie Taeuber-Arp (1889-1943) als Künstlerin lange ignoriert wurde. Sie stand im Schatten ihres Mannes Hans Arp und produzierte als pragmatisches Weibsbild Kunsthandwerk statt hehrer Kunst. Heute wird das Design genannt. Damals war es ein Karriere-Killer.
Anders als viele andere Künstlerinnen wurde Sophie Taeuber-Arp allerdings in der Schweiz früh wiederentdeckt. Seit den 1970er-Jahren interessieren ihre kunsthandwerklichen Arbeiten genauso wie ihre späten abstrakten Bilder.
Die Ausstellung im Kunstmuseum Basel stellt nun beides nebeneinander und zeigt damit für die Schweiz nichts wirklich Neues. 2014 war die letzte grosse Retrospektive über ihr Werk im Aargauer Kunsthaus zu sehen.
Idee des MoMA
Die Ausstellung, die jetzt in Basel ihre Tournee startet, war eine Idee des Museum of Modern Art in New York, wohin die Ausstellung wandert. Später wird sie auch in der Tate Modern in London zu sehen sein.
Der Überblick über das gesamte Werk der Künstlerin ist für die angelsächsische Welt tatsächlich neu. So erklärt sich auch die zugrundeliegende Argumentation, die via Sophie Täuber-Arp aus der Kunstgeschichte ausgeschlossene Frauen und blinde Flecken des Kanons beklagt.
Die Perlenketten, Handtaschen, Kissenbezüge, Puderdosen, Marionetten und Möbel von Sophie Täuber-Arp bleiben faszinierend, genauso wie ihre meisterhaften späten Bilder und Zeichnungen im konstruktivistischen Stil.
Die reichhaltige Ausstellung ist alles andere als akademisch. Sie unterhält ihre Besucher mit überraschen Blickachsen und subtilen Inszenierungen: Ein schwarzer Tanzboden in einzelnen Sälen verändert Blick und Schritttempo des Publikums, das im Museum hartes Parkett gewöhnt ist. Und er verweist auf den Bewegungsdrang von Taeuber-Arp, die sich für Ausdruckstanz und Maskenbälle begeisterte.
Sichtbar wird auch, dass Taeuber-Arp ihr Gefühl für Bewegungen und Gleichgewichte als Designerin trainierte. Und es in den späten Werken kurz vor ihrem Tod auszuspielen vermochte.
Die schwarzen Kreise mit runden Ausschnitten, die Linien, die sich wie Spaghetti auf dem Blatt kringeln oder die abstrahierten Regenschirme begeistern. Entstanden sind diese Zeichnungen auf der Flucht vor den Nazis in Frankreich. Staffelei, Leinwand und anderes musste die Künstlerin zurücklassen. Tinte, Papier und Farbstifte liessen sich mitnehmen.
Auch wenn Sophie Taeuber-Arp heute gerne als Schweizer Pionierin vereinnahmt wird, in den Kriegsjahren konnte sie nur mit befristeten Visa in die Schweiz einreisen und wurde jeweils zurück nach Frankreich geschickt. Auf einer solchen Stippvisite ist sie 1943 in Zürich gestorben.