Meret Oppenheim – das ist doch die mit der Pelztasse, oder? Stimmt. 1936 schuf sie das berühmte Objekt mit dem Namen «Déjeuner en fourrure». Die Idee kam ihr beim Geplauder mit Pablo Picasso und Dora Maar. Man sass im Café de Flore zusammen.
Bei dem Treffen trug Meret Oppenheim ein innen mit Pelz ausgekleidetes Armband, das sie für die Modedesignerin Elsa Schiaparelli entworfen hatte. Picasso soll gesagt haben, eigentlich könne man praktisch alles mit Pelz überziehen. Kurz darauf kaufte Meret Oppenheim eine billige Tasse nebst Untertasse und Kaffeelöffel und überzog alles mit feinem chinesischem Gazellenfell. Voilà! Die Pelztasse war entstanden.
Die Surrealisten liebten das Objekt. Und nicht nur sie. Oft wurde es in Ausstellungen gezeigt. Bis heute ist es eine Ikone des Surrealismus. Für Meret Oppenheim war sie Fluch und Segen zugleich. Meret Oppenheim werde bis heute mit der Pelztasse in eins gesetzt, sagt Nina Zimmer, Direktorin vom Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee.
Mehr als nur die Pelztasse
Doch Meret Oppenheim hat mehr geschaffen als die berühmte Pelztasse. «Wir möchten nicht nur die Surrealistin Meret Oppenheim zeigen», sagt Ausstellungskuratorin Nina Zimmer.
Die Schau will verdeutlichen, wie vielseitig und wandlungsfähig Meret Oppenheim war, wie breit und umfangreich ihr Werk. Und wie eng dieses Werk mit den künstlerischen Strömungen der jeweiligen Zeit verbunden war.
Vom Bahnhof in die Kunstszene
In musealer Manier, auf elegant grauen Wänden und in chronologischer Ordnung führt die Ausstellung durch den Schaffensweg der Künstlerin. Da ist die junge wilde Meret Oppenheim, die als 18-Jährige nach Paris fuhr – und angeblich «gleich vom Bahnhof, ohne sich zwischendurch auch nur die Hände zu waschen, zum Café du Dome ging und sofort Teil der Künstlergemeinschaft war», wie Nina Zimmer erzählt. Und die bald mit der Pelztasse Furore macht.
Bierkrug und Basler Fasnacht
Es folgen die Basler Jahre, in denen Masken für die Fasnacht entstehen und Materialbilder wie der «Tote Falter», dessen Flügel aus dünnen Schieferplatten bestehen. In den 1960er-Jahren entstehen Wolkenbilder und -objekte und dreidimensionale Vexierbilder, wie das Eichhörnchen aus den 1960er-Jahren: Halb Eichhörnchen, halb Bierkrug. Manche sehe darin ein spätes surrealistisches Werk. Für Nina Zimmer ist es eher ein Objekt des Nouveau Réalisme.
Im Bild «Octopus’ Garden» von 1971 lassen sich Einflüsse aus Pop Art und psychedelischer Kunst sehen. Im Skulpturmodell «Die Hand (Turm)», das sie Anfang der 1980er-Jahre erstellte, arbeitet sie mit kalten, poppigen Farben, die im 80er-Jahre-Design beliebt waren.
Stets auf der Höhe der Zeit
Wer in der Kunstgeschichte der Moderne bewandert ist, der kann sie vielleicht auch mit blossem Auge sehen, die Nähe Meret Oppenheims zum wechselnden Zeitgeist. Die Verwandtschaft zwischen dem bereits genannten Eichhörnchen und einem gedeckten Tisch von Daniel Spoerri zum Beispiel. Für kunsthistorische Laien wären ein paar Vergleichsobjekte hilfreich. Die gibt es leider nicht.
Die berühmt-berüchtigte Pelztasse ist auch nicht in der Ausstellung. Aus konservatorischen Gründen darf sie das Museum of Modern Art in New York nicht mehr verlassen.
Ganz verzichten müssen Besucher und Besucherinnen auf Meret Oppenheims Klassiker jedoch nicht. Als Bild ist die Pelztasse zu sehen. Auf einer der Fotografien aus der Ausstellung, die Meret Oppenheim 1984 in der Kunsthalle Bern zeigte. Diese Aufnahmen hängen in Tapetengrösse im Treppenhaus des Neubaus. Die Kunsthalle zu Besuch im Kunstmuseum – Meret Oppenheim machts möglich.