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Schablonenkunst: Ein Mädchen überdeckt ein Hakenkreuz mit einem rosa Muster übersprüht.
Legende: Nahe einer früheren Erstaufnahmeeinrichtung für Migranten: ein Mädchen übersprüht ein Hakenkreuz. Getty Images

Banksy in Paris Banksys Botschaft aus dem Untergrund

In Paris wurden neue Werke des britischen Street-Art-Künstler Banksy entdeckt. Ein Hype brach aus. Doch werden seine Botschaften auch verstanden?

Banksy ist ein Zeitgenosse, der nicht mit seiner Meinung zum politischen Geschehen zurückhält. Den Brexit kommentierte er in Dover mit einem grossen Wandgemälde.

Auf einem Wandgemälde ist ein Mann abgebildet, der einen Stein aus dem Sternenkreis Europas herausmeisselt.
Legende: Kritik am Brexit: ein Stern weniger im Kreise Europas (Ausschnitt). Keystone

Gegen die Inhaftierung der kurdischen Künstlerin Zehra Dogan protestierte er mit einem Wandbild in New York.

Und seine Werke, die er im Jahr 2007 im Westjordanland hinterlassen hat, sind mittlerweile Ikonen geworden: der Palästinenser, der statt eines Steines einen Blumenstrauss wirft, ist weltweit bekannt.

Subversiv und witzig

Das sind Werke, die einfach lesbar sind, mit Bildwitz agieren, subversiv auf einen Missstand hinweisen. Die Bilder in Paris hingegen erschliessen sich nicht so leicht.

Gleichwohl sind gewisse Themen offenkundig: Das dunkelhäutige Mädchen, das ein Hakenkreuz mit einer rosa Tapete übersprüht, wurde in der Nähe einer Flüchtlingsunterkunft an der Porte de la Chapelle gemalt.

Entsprechend interpretiert man das Bild als Kritik an der Flüchtlingspolitik Frankreichs. Selbst die Bürgermeisterin Anne Hidalgo reagierte auf Banksy in einem Tweet: «Manchmal sagt ein Bild mehr als tausend Worte. Danke #Banksy für dieses Werk – Menschlichkeit und Pragmatismus statt Populismus!»

Einige Themen sind offenkundig, andere verborgen

Banksy hat sich zu diesem Werk bislang nicht öffentlich bekannt. Experten weisen ihm das Werk jedoch zu – das Werk, das unterdessen von einem Unbekannten zu einem Teil übersprüht wurde.

Schablonenkunst auf einer Fassade: Das Kunstwerk zeigt einen Reiter mit einem roten Umhang.
Legende: Am nördlichen Stadtrand von Paris: ein verhüllter Napoleon. Keystone

Schwieriger verständlich ist der grossformatige Reiter, den ein blutroter Umhang so umhüllt, dass er nichts mehr sehen kann.

Anspielung auf Wegschauen der Regierung?

Vorlage des Bildes ist Jacques-Louis Davids berühmtes Porträt von Napoleon, das diesen in imperialer Pose bei der Alpenüberquerung zeigt, mit einem roten Umhang, der im Wind flattert. Bei Banksy verdeckt ein Tuch die Sicht des Feldherrn – eine Anspielung darauf, dass die jetzige Regierung ihre Augen verschliesst?

Wirklich politisch scheint der Output von Banksys Pariser Ausflug nicht zu sein. Oder die Message ist so verrätselt, dass sie gar nicht ankommen soll.

Immer für eine Überraschung gut

Wer Banksy etwas kennt, den erstaunt das nicht. Immer wieder spielt der Künstler mit Andeutungen und Irritationen. Er unterläuft gezielt Erwartungen, jongliert mit Überraschungseffekten und nimmt genüsslich das Establishment auf die Schippe.

Gerne mokiert er sich über den Kunstbetrieb, von dem er zwar Teil ist, gegen dessen Vereinnahmung er sich aber auch zu wehren weiss. Sich selber als Künstler zu positionieren, ist ihm wichtig.

Ratten sind sein Avatar

Zu einem auf Instagram veröffentlichten Foto eines Pariser Bildes schreibt Banksy: «50 Jahre seit dem Pariser Aufstand 1968. Der Geburtsort der modernen Schablonenkunst».

Das Bild zeigt eine Ratte, maskiert und mit einem Teppichmesser, das zum Schneiden von Schablonen verwendet wird. Die Ratte ist Banksys Avatar, eines seiner häufigsten Motive, ein Bewohner des Untergrunds, unscheinbar aber überlebensschlau.

Ein Rattenpaar als Schablonenkunst, die Maus-Dame trägt ein Schirmchen.
Legende: Ein weiterer Ratten-Banksy in der Nähe des Eiffelturms. Getty Images

Ratten waren auch auf den Plakaten des Mai 68 in Paris oft dargestellt. Diese politischen Plakate dürften Street Art Pioniere wie Blek le Rat, den französischen Schablonenkünstler, inspiriert haben – und der wiederum gilt als der geistige Vater von Banksy.

Einen kleinen Hinweis auf die politischen Wurzeln der Street Art hat Banksy in Paris also ebenfalls hinterlassen. Bevor er sich wieder, wie die Ratte, in die Dunkelheit der Nacht zurückzog.

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