Samstagabend. Kunsthaus. Eine Glühbirne führt einen Lampenschirm durch die Partymenge. Der Schirm ist glücklich, denn ohne seine Glühbirne würde er nicht sehen, wohin er geht. In einer schummrigen Ecke baggert eine Schweineprinzessin einen Praktikanten an. Unzählige Köpfe stecken in Vogelkäfigen. Keine Spur von den armen Kanarienvögeln.
An diesem Abend wird im Kunsthaus Kunst nicht nur betrachtet. Die Kostüme vieler Besucher sind selbst kleine Kunstwerke und nicht wenig Material kommt aus dem Baumarkt um die Ecke. Selbst ist der Dada-Künstler. Oder wie die Dada-Baroness seinerzeit zu sagen pflegte: «Ich bin Kunst.» Natürlich dürfen kubistische Kartonkostüme à la Hugo Ball nicht fehlen und der schon erwähnte Lampenschirm ist in mehreren Variationen vertreten.
Mit dabei: die Rudeltiere und der Tod
Die Partys der Dadaisten vor 100 Jahren waren berüchtigt. Wild ging es zu und her und die Künstler inszenierten sich, was das Zeug hielt. Da knüpfen die Party-Dadas von heute gekonnt an. Denn, wer sich aufwendig verkleidet, möchte dies dem Zeitgeist entsprechend festhalten: im Gruppenbild oder mit einem Selfie. Im Gewühl der schrägen Kostüme wird fotografiert, als ob es kein Morgen gäbe. Kameras sind plötzlich Rudeltiere.
Das laute Treiben hat jedoch auch leise Momente. Während auf der Tanzfläche das Leben pulsiert, geniessen einzelne Besucher den Partytaumel schweigend. Fast schon unauffällig zieht eine Totenmaske ihre Runden. Wenn man sie anspricht, erkennt man mit Schrecken: Der Tod spricht Französisch.