Vier Monate lang hat der Basler Künstler Johannes Willi mit Materialien aus dem Hobbymarkt zusammengebaut, was ein Orchester zum Klingen bringen soll. Die unlackierten, grob geschnitzten Violinen, Celli und Kontrabässe wirken fast steinzeitlich einfach. Pauken, Hörner und Posaunen könnten direkt aus dem Ersatzteillager einer Schnapsbrennerei entwendet sein. Fagotte und Oboen sind robust, doch extrem anstrengend zu spielen.
Der Reiz des Dilettantischen
Als Objekte haben Willis Instrumente eine ganz eigene Anmut, den Charme des roh Behauenen und Unfertigen. Als sinfonische Werkzeuge jedoch taugen sie wenig. Auf Klang und Spielbarkeit hat der Künstler nicht geachtet.
Eine gehörige Portion Mut braucht es von den Musikerinnen und Musikern der Lucerne Festival Academy, sich auf dieses Experiment einzulassen. Denn Proben sind keine vorgesehen. Aber Kneifen ist für sie keine Option.
Nicht gerade alltäglich, dass ein Musikdilettant das Schicksal einer Gruppe von Musikprofis derart direkt und eigenmächtig steuern kann. Doch genau dies war der Reiz des Projekts, mit dem Johannes Willi den Wettbewerb «Soundzz.z.zzz…z» gewonnen hat, eine gemeinsame Ausschreibung des Kunstmuseums Luzern und des Lucerne Festivals. Falls Kunst tatsächlich von Können kommt: Hier brauchte der Künstler neben Können eine gehörige Portion Unverfrorenheit.
Eine Riesengaudi
Das Spiel mit dem durchaus möglichen Scheitern fand vor ganz grosser Kulisse statt: Im rappelvollen Konzertsaal des KKL sassen für einmal nicht nur Musik-, sondern auch sehr viele Kunstinteressierte, zusammen mit Familien und Kleinkindern und anderen offenen Geistern.
Und – das sei vorweggenommen – es war für (fast) alle Beteiligte ein grosses Vergnügen. Überraschend, wie gut Beethovens Fünfte immer wieder zu erkennen war, unterhaltsam, wie die Musikerinnen und Musiker sich durchgeschlagen haben. Humor ist, wenn man trotzdem spielt.