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Sophie Taeuber-Arp hält eine Art Oval. Das Bild ist pink eingefärbt.
Legende: Sophie Taeuber-Arp: eine Dadaistin, die lange im Schatten ihres Mannes Hans Arp stand. SRF/Camille Scherrer

Big Dada Dada-Künstlerinnen – im Schatten der männlichen Freigeiste

Dada trat 1916 an, um die Kunstwelt auf den Kopf zu stellen. Dada war offen für alle Genres, alle Sparten und für alle Akteure. Auch für Frauen. Doch von den vielen Künstlerinnen, die sich in den Dada-Zirkeln in Zürich, Berlin, New York tummelten, wurden die meisten vergessen. Wieso?

Dada hatte Grosses vor. Dada stand für die Erneuerung der Kunst. Die Dadaisten wollten keine akademische, keine staatstragende und dekorative Kunst mehr. Sie lehnten strenge Hierarchien ab und sauber getrennte Sparten. Sie träumten vom grossen Gesamtkunstwerk. Dada war offen für alles. Und für alle. Auch für Frauen. Und die Frauen kamen zahlreich, um bei Dada mitzumachen.

Die vergängliche Kunst der Frauen

Dada war eine der ersten Kunstströmungen, bei der viele Frauen mitmachten, sagt die Kulturwissenschaftlerin Ina Boesch, die sich für ihre Publikation «Die Dada» und für ihre Ausstellung «Die Dada La Dada She Dada», die 2015 in Aarau zu sehen war, intensiv mit den Frauen im Dadaismus beschäftigt hat: «Es begann üblicher zu werden, dass Frauen auftraten. Wahrscheinlich war Dada eine der ersten Kunstströmungen, in der Frauen erstmals auch von einem breiteren Publikum wahrgenommen wurden. Wegen seines offenen Charakters.»

Buchhinweis

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Ina Boesch: «Die Dada. Wie Frauen Dada prägten». Scheidegger & Spiess, 2015.

Dieser offene Charakter hatte seine Tücken: Viele Frauen, die bei Dada-Festen und Cabaret-Abenden mitwirkten, betrieben Künste wie Musik, Tanz, Schauspiel. Sie mochten mit ihren Gesängen und Performances das Publikum im Saal erstaunen und begeistern. Für die Nachwelt blieb von diesen Ereignissen wenig übrig. Ton- oder Filmaufnahmen gibt es nicht. Vieles, was Frauen im Geiste des Dada geleistet haben, wurde schlicht vergessen, weil es nicht fixiert werden konnte.

Nicht vollwertig trotz Ausbildung

Doch das ist freilich nicht die ganze Wahrheit. Warum waren Frauen vor allem in den flüchtigen darstellenden Künsten tätig? Das hängt eng mit der Ausbildungssituation zusammen. Klavierspielen gehörte für bürgerliche Töchter zum guten Ton. Auch das Konservatorium stand ihnen offen.

An staatlichen Kunstakademien jedoch waren Frauen nicht zugelassen. In Frankreich war das bis Ende des 19. Jahrhunderts so, in Deutschland sogar bis nach dem Zweiten Weltkrieg. Es gab Privatakademien, die Frauen aufnahmen, doch auch hier blieben die Studentinnen von einigen Kursen ausgeschlossen. Vor allem vom Aktzeichnen, das seit der Renaissance als wichtigste Disziplin der Kunst angesehen wurde. Auch eine akademisch gebildete Künstlerin war also nie ein vollwertiger Künstler.

Frauen waren auch für Freigeiste eine Konkurrenz

Dieses Gesellschafts- und Bildungssystem machte es Männern sehr leicht, Kunst von Frauen nicht ganz ernst zu nehmen. Das taten viele dann auch. Künstlerinnen mochten interessant sein. Sie waren aber auch Konkurrenz. Und wenn es um das eigene Ansehen ging, zeigten sich auch freigeistige Avantgardisten oft sehr konventionell.

Viele Dadaisten versuchten, sich zum Kopf der Bewegung zu machen. Tristan Tzara führte Listen, auf denen er die wirklich wichtigen Dadaisten (und auch einige Dadaistinnen) aufführte. In Berlin fochten Raoul Hausmann und Richard Huelsenbeck Kämpfe aus, wer von beiden der Ober-Dada sei.

Die Künstlerin Greta Knutson schreibt in einem Brief über die den Dadaisten nahestehenden Surrealisten: «Über die Surrealisten, die unsere Freunde waren, brauche ich nicht viel zu schreiben. Es ist eher zu viel als zu wenig von dieser Gruppe erzählt worden. Nur mit Hans Arp und Sophie Taeuber, dem Musiker Darius Milhaud und seiner Frau, Paul Eluard und seiner Freundin Nusch, René Crevel entstand eine wirkliche Freundschaft. Ich sah sie selten und fand die Tyrannei des André Breton unausstehlich.»

Kein Wort über Dada-Frauen

Nicht nur ihr Führungsanspruch bescherte vielen männlichen Künstlern eine bessere Sichtbarkeit über die Zeiten hinweg. Viele von ihnen schrieben sich buchstäblich in die Kunstgeschichte ein. Manifeste und theoretische Abhandlungen aus den Dada-Jahren, aber kunsthistorische Texte zu Dada, die in den 1950er- und 1960er-Jahren publiziert wurden, stammen fast ausschliesslich von Männern. Und die schrieben lieber über sich und ihre Geschlechtsgenossen.

Das passte perfekt in die Zeit. Die Nachkriegsgesellschaften in Europa und den USA waren sehr konservativ. Das Ideal war der Mann als Alleinversorger und die adrette Frau, die Haushalt und Kinder versorgt. An Künstlerinnen wie Elsa von Freytag-Loringhoven, die in New York für Aufsehen gesorgt hatte, indem sie mit einem Penis aus Gips spazieren ging oder ihren Pelzmantel aufriss und rief: «Nackt bin ich besser!» wollte man sich gar nicht erinnern. Die Dada-Baroness und zahlreiche weitere Künstlerinnen mussten noch einige Jahrzehnte auf ihre Wiederentdeckung warten.

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