- Dem Metropolitan Museum in New York mangelt es weder an Besuchern, noch an prominenten und reichen Gönnern.
- Die renommierte Kulturinstitution steckt in der Krise und schreibt rote Zahlen.
- In den letzten Jahren versuchte das Museum, seine Ausstellungen jünger, digitaler und zeitgenössischer zu gestalten. Das scheint nicht zu funktionieren.
Anfang Mai stahlen sie sich auf dem roten Teppich wieder gegenseitig die Show: Nicki Minaj und die Kardashians, Roger Federer und Pharrell Williams. Dazu jene Sorte von Potentaten, die weniger exzentrisch gewandet, aber noch betuchter sind als die meisten Mitglieder der Klatschspalten-Aristokratie.
Die Gala des New Yorker Metropolitan Museum ist das gesellschaftliche Ereignis schlechthin im Kalender der internationalen Prominenz. Auch dieses Jahr erfüllte die Glotz- und Glamour-Party sämtliche Erwartungen.
Das Metropolitan Museum ist eines der grössten und reichsten Museen der Welt. Doch hinter den Kulissen kriselt es.
Stimmung im Keller, Zahlen auch
Das Defizit liegt bei 15 Millionen Dollar. Die Stimmung unter den 2200 Angestellten ist im Keller. Der Direktor Thomas Campbell tritt auf Druck des Museumsvorstandes Ende Juni zurück. Seine Nachfolge ist noch unbestimmt.
Über zwei Millionen Kunstwerke aus 5000 Jahren Weltgeschichte. Ein Stiftungsvermögen von 2,5 Milliarden Dollar. Mit 6,7 Millionen Eintritten 2016 erneut ein Besucherrekord. Was ist bei diesem Museum der Superlative schief gelaufen?
Erneuerer als Sündenbock
Dem 54-jährige Thomas Campbell mag es an Führungserfahrung gemangelt haben. Doch nach acht Jahren an der Spitze wurde er geradezu in die Rolle des Sündenbocks gedrängt. Denn der ehemalige Kurator für antike Wandteppiche tat bloss, was von ihm verlangt wurde.
Campbell sollte den Kulturtempel fürs junge Publikum attraktiver machen und fit fürs Instagram-Zeitalter. Deshalb investierte er massiv in eine digitale Abteilung – auf Kosten anderer Abteilungen, wie manche sagen.
Er begann die Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst zu erweitern, weil Museen ohne Gegenwartskunst heute als hoffnungslos von gestern gelten. Unter anderem nahm Campbell dafür einen 600-Millionen-Dollar-Anbau an der Fifth Avenue in Angriff. Die Ressourcen dafür waren allerding nicht gesichert. Das Projekt liegt inzwischen auf Eis.
Klee auf dem Foulard
Bereits im vergangenen Jahr kam es zu Entlassungen. Laut den Verantwortlichen wird vorläufig aber auf weitere verzichtet. Dafür schrumpft die Zahl der Sonderausstellungen auf höchstens 25. Vorher waren es von bis zu 60 Ausstellungen pro Jahr.
Zudem werden die Museumsshops aufgepeppt: weniger Bücher, mehr Foulards mit Paul-Klee-Muster. Falls diese Massnahmen nicht greifen, gibt es immer noch die Bankkonten der Gönner.
Marmor für die Schöngeister
Der Vorstand des Metropolitan Museums ist der exklusivste Kultur-Club der Vereinigten Staaten. Für einen Sitz in diesem Verein blättern Anwärter hunderttausende von Dollars hin. Peanuts freilich für die 40 Mitglieder, deren gesamter Vermögenswert auf über 500 Milliarden Dollar geschätzt wird.
Für eine marmorne Gedenktafel im Foyer des Metropolitan Museums sind diese karitativen Schöngeister sicher dazu zu bewegen, noch tiefer in die Taschen zu greifen als bisher.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Kompakt, 23.5.17, 17:08 Uhr