Kunst-Podcasts sind eher kleine Rosinen im grossen Podcast-Kuchen. Doch das Angebot wächst und wird immer vielfältiger. Museumsbesucher und Kunsthistorikerinnen, Ausstellungsmacher und Kunstkritikerinnen machen Podcasts in unterschiedlichen Formen.
Diese sechs Beispiele zeigen: Kunst ist vor allem fürs Auge, aber auch fürs Ohr.
Unterhaltsam: «Künstlerisch wertvoll» von Jakob Schwerdtfeger
Jakob Schwerdtfeger ist Kunsthistoriker und Comedian. In seinem Podcast «Künstlerisch wertvoll» lädt er neben Kuratoren, Kunstlehrerinnen und Auktions-Experten auch mal einen Cartoonisten, eine Industrie-Archäologin oder einen Street-Artist ein, um die Kunst von allen Seiten zu durchleuchten.
Erhellend ist das etwa, wenn man erfährt, was bei Museum-Führungen am häufigsten gefragt wird: «Wie teuer ist dieses Kunstwerk?» Skurril, wenn die Kuratorin einer Food-Art-Ausstellung von Maden in der Kunst erzählt. Manchmal ist das auch ein bisschen betont lustig. Tipp: Nicht zu viele Folgen hintereinander hören!
Cool: «Städel Mixtape»
Im «Städel Mixtape» kreiert Musikjournalist Till Kober einen knapp einstündigen Soundtrack rund um je ein Kunstwerk aus dem Städelmuseum Frankfurt. Die Musik fängt die Atmopshäre des Bildes ein, die Stimmung seiner Entstehungszeit oder auch die musikalischen Vorlieben der Künstlerin oder des Künstlers ein.
Zwischendurch gibt interessante und locker erzählte Informationen zu Leben und Werk des jeweiligen Kunstschaffenden. Das «Städel Mixtape» wurde ursprünglich als Radiosendung konzipiert und wird als vom Städelmuseum und dem Internet Radio ByteFM produziert.
Literarisch: «six seasons»
Das Kunsthistorische Museum Wien hat für den Podcast «six seasons» Autorinnen und Autoren eingeladen, sich mit Werken der Sammlung zu beschäftigen und Geschichten dazu zu schreiben. Ganz frei, assoziativ und ohne jede Verpflichtung, die Kunstgeschichte mit einzubinden. Sehr eigenwillig. Sehr hörenswert.
Spannend: «Last Seen»
Der englischsprachige Podcast «Last Seen» verband als einer der ersten das populäre True Crime Format, also die Aufklärung wahrer Verbrechen, mit dem Kunstsektor. Es geht um einen spektakulären Kunstdiebstahl, bei dem 1990 ein Dutzend Gemälde aus dem Isabella Stewart Gardener Museum in Boston gestohlen wurde.
Der Fall ist bis heute ungelöst. 2018 rollte der Podcast «Last Seen» die Geschichte in zehn Folgen noch einmal auf. Auch Netflix hat das Potential der Story erkannt und lancierte die Miniserie «This is a Robbery» über den 500-Millionen-Dollar-Kunstraub.
Viel diskutiert: «Was mit Kunst» von Johan König
Der Berliner Galerist Johan König ist ein Meister des Selbstmarketings. In seinem Podcast «Was mit Kunst» unterhält er sich mit bekannten oder weniger bekannten Leuten aus der Kunstszene.
Teilweise ist das durchaus spannend. Zum Beispiel, wenn das Sammlerpaar Karen und Christian Boros erzählt, wie sie in den 1980er-Jahren begonnen haben, junge britische Kunst zu sammeln und wie sich der Kunstmarkt seither verändert hat. Manchmal aber sind die Talks zwischen König und seinen Gäste zu insidermässig und kumpelhaft.