Viele Stunden hat Luzia Hürzeler in der Werkstatt von Rudolf Rempfler auf einem Holzbrett gelegen, während der Zürcher Bildhauer sie in Ton gestaltet hat. Die fertige Skulptur zeigt die Künstlerin als Schlafende. Und während des langen Modell-Liegens ist sie immer wieder eingeschlafen. Oft hat sie dabei geträumt. Träume, in denen wiederholt der Zoo Zürich auftaucht, vor allem die Wolfsanlage.
Schlafende Annäherung an die Wölfe
Luzia Hürzelers mehrteilige Videoarbeit «How to sleep among wolves I» zeigt auf einer Videowand die Entstehung des Porträts der Künstlerin als Schlafende, während eine zweite Projektion einen Blick in die Wolfsanlage bietet, in der die Wölfe in der Sonne liegen und dösen. Von Zeit zu Zeit erlischt das Bild aus dem Bildhaueratelier. Dann schläft die Künstlerin. Aus dem Off erzählt sie von ihren Träumen.
Eigentlich wollte sie die fertige Skulptur in die Wolfsanlage legen und beobachten, wie die Wölfe darauf reagieren. Doch der Zoo Zürich hat bisher keine Erlaubnis dazu erteilt. Also hat Luzia Hürzeler den Arbeitsprozess selbst zum Thema gemacht. Halb dokumentarisch, halb poetisch erzählt die Videoarbeit von Luzia Hürzelers Annäherung an die Wölfe im Zoo Zürich.
Wie nimmt der Mensch Tiere wahr?
Das Verhältnis von Menschen und Tieren beschäftigt die 1976 in Solothurn geborene Künstlerin schon seit geraumer Zeit. 2006 formte sie ihren eigenen Kopf aus Katzenfutter nach, liess ihre Katze die Nase dieser Fleisch-Skulptur weglecken und dokumentierte diese Begegnung per Video. In dem Video «Il Nonno» lässt sie einen Zoo-Löwen auf seinen ausgestopften Grossvater treffen.
In der zweiteiligen Arbeit «Die Forelle» sieht man auf einem Bildschirm einen Fisch in einem Aquarium, in dem der Wasserpegel kontinuierlich sinkt, während auf einem zweiten Bildschirm der Kopf der Künstlerin in einem Aquarium steckt, in dem der Wasserpegel steigt. Wie es für die Künstlerin im steigenden Wasser langsam eng wird, das sieht man. Wie sich der Wechsel der Elemente für den Fisch anfühlt, darüber kann man nur spekulieren. Als menschlicher Betrachter schreibt man Tieren gern eigene Empfindungen zu.
Und genau das ist es, was die Künstlerin interessiert: wie nehmen wir Tiere wahr? Gemeinsam mit einer Wissenschaftsforscherin und einer Soziologin beteiligt sie sich an einem Nationalfondsprojekt, das die Idee hinter der in Zoologischen Gärten repräsentierten Mensch-Tier-Beziehung erforscht.
Dabei hat sich Luzia Hürzeler auf die Wolfsanlage konzentriert, da Wölfe dem Menschen auf besondere Weise nahe sind. Sie sind die Urväter der Hunde, unserer treuen Begleiter. Sie werden aber auch als Gefahr wahrgenommen. Geschichten über Kinder, die von Wölfen gesäugt wurden sind, ebenso in unseren Kulturschatz eingeflossen wie Märchen von bösen Wölfen. Und im Zoo? Da werden sie als Vertreter einer vom Menschen bedrohten Natur präsentiert.