Do it yourself ist beliebt. Vor allem das Selbermachen von Möbeln. Einfach ein paar Hölzer zu einem Regal zusammenzuhauen ist in der Ausstellung des Museums für Gestaltung auf dem Toni-Areal aber nicht gemeint: «Uns geht es um die Verbindung von Design und Do it yourself», sagt Angeli Sachs, die Kuratorin der Ausstellung.
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Das bedeutet, dass die Entwürfe von Designern stammen, die sie dem Museum zur Verfügung stellen – entweder kostenfrei oder gegen eine Gebühr. Angeli Sachs: «Die so genannte Prosumerin – also eine Mischung aus Produzent und Konsument – kann diese Entwürfe dann selber zusammenbauen, adaptieren, erweitern.»
Möbel als Repräsentanten der Geschichte
An diese Prosumer richtet sich die Ausstellung im Schaudepot auf dem Zürcher Toni-Areal. Und an alle, die gerne über das gesellschaftliche Phänomen des Do-it-yourself-Designs nachdenken möchten. Dabei konzentriert sich die Schau ausschliesslich auf den Aspekt der Möbel, des Wohnens. Das enttäuscht zuerst etwas, weil andere Bereiche wie zum Beispiel Mode nicht berücksichtigt sind.
Doch das hat seinen Grund, meint Thomas Geisler, Kurator des Museums für Angewandte Kunst in Wien, von wo einige Themen und Exponate einer früheren Ausstellung übernommen wurden. Geisler: «Das ist ein bisschen eine Krux der gesamten Design-Geschichtsschreibung, dass man sich immer sofort auf Möbel als Repräsentanten gewisser geschmacklicher Ausformulierungen stürzt. Vielleicht, weil sie irgendwie am greifbarsten sind.»
Man habe sich ganz bewusst mit Entwürfen auseinandergesetzt, die von Designern entwickelt wurden und dann zu einer Verbreitung als Do-it-yourself-Entwurf gedacht waren, so Geisler weiter.
Ikonen und Möbel für wenig Geld
Solche Entwürfe und ihre reale Umsetzung bilden den Kern der Ausstellung. Zeitschriften und Bücher erzählen von den Anfängen des Do-it-yourself-Designs in den 1970er-Jahren in den USA. Die Möbel wurden teils in den Werkstätten des Museums nachgebaut, teils haben zeitgenössische Design-Kollektive Objekte weiterentwickelt.
Einspielungen auf Flatscreens dokumentieren diese Prozesse. Dabei sieht man auch Ikonen: Den «Crate Chair» des holländischen Designers Gerrit Rietveld, oder Enzo Maris' Konzept des «Autoprogettazione». Auch den «Fünf-Minuten-Stuhl» aus Drahtgitter der Schweizer Susi und Ueli Berger von 1970 ist zu sehen. Wie der Trend im Heute ankommt, veranschaulicht das Projekt «Hartz-IV-Möbel» des deutschen Designers Van Bo Le-Mentzel: Er hat hochwertige Designmöbel für ein knappes Budget konzipiert.
Schauen und Hand anlegen
Do-it-yourself-Design hat seit einigen Jahren einen neuen Höhepunkt erreicht. Diese Entwicklung sei eng verknüpft mit gesellschaftlichen Prozessen, meint Kuratorin Angeli Sachs: «Wir haben ähnlich wie vielleicht in den späten 1960er- und Anfang der 1970er-Jahre eine Wirtschaftskrise, die schon seit Jahren anhält. Das bedeutet auch, dass es eine Kritik gibt am Wirtschaftssystem, das grundsätzlich auf Wachstum aufgebaut ist, auf schnelle Konsumzyklen.» Da gebe es viele Menschen, die sich grundsätzlich Fragen darüber stellen, ob dieses System sinnvoll sei. Hier setzte die Do-it-yourself-Bewegung ein.
Nach so viel Anschauungsmaterial möchte man am liebsten gleich selbst zu Säge und Hammer greifen. Man kann: Knapp die Hälfte der Ausstellungsfläche sind Werkstätten. Hier wird das Publikum zu Workshops eingeladen, mit oder ohne Anleitung. Diese Verschmelzung von Theorie und Praxis überzeugt: Über Do it yourself nachdenken, indem man es eben macht.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 20.3.2015, 17.20 Uhr