Es war 2018, als David Hockneys Bild «Portrait of an Artist» an einer Auktion versteigert wurde. Das Bild erzielte den damals teuersten Preis für das Werk eines noch lebenden Künstler: 80 Millionen Dollar, die Provision für das Auktionshaus nicht mitgerechnet.
Das Bild eines Swimmingpools war ein typischer Hockney. Schliesslich war der Brite Anfang der 1960er Jahre vom grauen London ins sonnige Los Angeles gezogen und begeistert von den dortigen Pools und Palmen sowie der kalifornischen Körperkultur.
Vom Wasser fasziniert
Einer seiner grossen Herausforderungen als Maler war es laut eigener Angabe, Wasser so zu malen, dass es realistisch aussieht. Dafür scheute Hockney kaum einen Aufwand. Für das Bild «Portrait of an Artist» etwa fotografierte er die dargestellte Szenerie aus allen möglichen Perspektiven, um das Bild danach mit der richtigen Lichtreflexion wiederzugeben.
Nach LA war der Künstler auch seiner Homosexualität wegen gezogen. In England war Homosexualität nämlich bis 1967 verboten. Obwohl Hockney schon als junger Mann erfolgreich war und in den «Swinging Sixties» bald als angesehener Künstler gefeiert wurde, thematisierte er sein Schwulsein in seiner Kunst nur codiert.
In seinen «Teapaintings» etwa vermischte er sein Gefühl der Repression mit dem Nationalgetränk Englands: ein männlicher Körper ist darauf in einer Packung der typisch britischen Teemarke «Typhoo» eingeschlossen – Werbung als Kunst gleich Pop Art.
Meisterhafter Porträtkünstler
Den Höhepunkt seines malerischen Könnens zeigte Hockney dann in Porträts seiner Freunde und seiner Eltern. Diese Doppelporträts bringen gekonnt sowohl die Beziehungen als auch das Innenleben der Dargestellten auf den Punkt.
In «My Parents» etwa, das ebenfalls in Luzern zu sehen ist, zeigt Hockney seinen sehr eigenwilligen Vater introvertiert in ein Heft vertieft. Die Mutter, ganz offen, schaut dagegen frontal in Richtung des Betrachters.
Das Porträt «Mr and Mrs Clark and Percy» zeigt das frisch verheiratete Ehepaar Clark. Er ein berühmter Modedesigner mit Katze, sie stehend neben frischen Lilien. Das eine steht für Anhänglichkeit, das andere für den Tod. Ein knappes Jahr später waren die beiden geschieden.
Vorbild Picasso
Immer wieder hat Hockney auch Abstecher in Richtung Pablo Picasso unternommen. Ihn interessierte vor allem der Bruch mit der Zentralperspektive, wie er im Kubismus üblich war.
Das lassen einige seiner Interieurs und Blumenbilder vermuten, die in Luzern ausgestellt sind. Sie stammen wie die meisten Bilder aus der Sammlung der Tate Modern, mit dem das Kunstmuseum bereit im letzten Jahr zusammengearbeitet hat.
Experimentierfreudig bis ins hohe Alter
Als Hockney in hohem Alter wieder in sein heimatliches Yorkshire zurückkehrte, begann er, auch unter freiem Himmel zu malen. Da diese Landschaften bis zu 20 Meter lang wurden, nutzte er auch Computertechnologie, um die einzelnen Leinwände zu Grossformaten zusammenzusetzen.
Ähnlich, wie früher die Fotografie ein zentrales Hilfsmittel seiner Malerei war, wurden in den letzten Jahren zeitgemässe Gadgets wie iPhone und iPad zu seinen neuen Pinseln, um Landschaften abzubilden.
Bis heute geht es für den 85-Jährigen darum, die Grenzen zwischen Abstraktion und Figuration zu überschreiten. Dabei ist ihm jedes Mittel recht.
Der britische Künstler schafft es, bis ins hohe Alter innovativ zu bleiben. Das zeigt auch die gelungene Ausstellung im Kunstmuseum Luzern. Wer herausfinden will, weshalb Hockney zu den erfolgreichsten Malern überhaupt gehört, sollte sie sich nicht entgehen lassen.