Seit Jahrzehnten will das Kunstmuseum Bern seine Ausstellungsfläche vergrössern – um seine grosse Sammlung der Gegenwartskunst optimal zu präsentieren. Deshalb soll nun an Stelle des baufälligen «Atelier-5» ein Neubau entstehen – mit einem neuen Eingangsbereich zum Aare-Ufer hin.
Gescheiterte Anläufe
Es ist nicht der erste Anlauf, den das Museum in den letzten Jahrzehnten unternommen hat, um sich zu erweitern. «an_gebaut» und «Scala» hiessen die gescheiterten Projekte.
Geplant war auch schon die Anbindung des Kulturhauses Progr auf der anderen Strassenseite, dann ein Umbau des Atelier-5. Auch ein Umbau des bestehenden Hauptgebäudes galt schon fast als sicher – alle diese Vorhaben sind gescheitert.
«Diesmal klappt es», ist Jonathan Gimmel überzeugt. Denn der Präsident der Dachstiftung Kunstmuseum Bern – Zentrum Paul Klee hat diesmal alle wichtigen Player von Anfang an mit ins Boot genommen: «Es war ein sehr wichtiger Prozess der Beteiligung der Öffentlichkeit. Aber auch Politik, Wirtschaft und alle Verbände haben wir abgeholt.»
Mit 50 Workshops zum Konsens
Das Museum hat also nicht ein Projekt nach eigenen Bedürfnissen entworfen, sondern alle wichtigen Interessierten erst mal gefragt, was sie von einem Museum erwarten. Sechs Monate und 50 Workshops dauerte dieser Prozess.
Die Antworten haben gezeigt, dass vom Museum vor allem ein Austausch mit der Gesellschaft und Vermittlung erwartet werden, fasst Gimmel zusammen: «Das ist das Mass der Dinge, und das braucht Raum».
Der Neubau soll deshalb eine Begegnungszone werden – mit Gastronomie, Raum für Forschung, namentlich für die Provenienzforschung. Und er soll Raum für die bestehenden Sammlungen bieten, sagt Gimmel: So soll die historische Sammlung mit der Sammlung der Gegenwartskunst in Dialog gesetzt werden können. «Aber es braucht auch Raum für alles, was noch kommt», sagt Gimmel.
Drei Varianten, ein Favorit
Der vorgeschlagene Neubau würde über 1300 Quadratmeter zusätzliche Fläche bieten. Wie genau er aussehen soll, weiss selbst der Präsident der Dachstiftung noch nicht. Noch stehe man ganz am Anfang.
Auf dem Tisch liegen Machbarkeitsstudien für drei verschieden grosse Varianten. Jonathan Gimmel macht kein Geheimnis daraus, dass er klar die grösste – und mit Kosten von über 82 Millionen Franken die weitaus teuerste – Variante bevorzugt.
Die Hälfte der Kosten soll die öffentliche Hand übernehmen, den Rest sollen Private leisten, darunter auch der Mäzen Hansjörg Wyss. Auch er sei bereits mit im Boot, versichert Jonathan Gimmel.
Ein steiniger Weg
Der Weg zum Ziel ist noch weit und steinig. Damit nicht auch dieses Projekt scheitert, müssen Jonathan Gimmel und sein Team nicht nur weitere Geldgeber vom grossen Wurf überzeugen, sondern auch das Parlament und das Berner Stimmvolk.
Läuft alles nach Wunsch, dann sollten im Jahr 2027 die ersten Museumsbesucher vom Aare-Ufer aus das neue Kunstmuseum Bern bestaunen können.