Worum geht es? Das Porträt von Mona Lisa umranken bis heute viele Geheimnisse. So zerbrechen sich Historikerinnen und Historiker seit Jahrhunderten die Köpfe darüber, wo sich die Landschaft im Hintergrund des Bildes befindet.
Dank neuer Methoden gibt es auf diese Frage jetzt womöglich eine Antwort: Bei der Brücke, die Leonardo Da Vinci hinter Mona Lisas Schulter malte, soll es sich um die etruskisch-römische Brücke Romito handeln. Die Überreste der Brücke, die auch Ponte di Valle genannt wird, stehen im toskanischen Dorf Laterina.
Was beweist, dass es sich tatsächlich um diese Brücke handelt? Laut der neuen Studie unter der Leitung des Kunsthistorikers Silvano Vinceti gibt es dafür mehrere Hinweise. Das wichtigste Indiz: Die Anzahl der Bögen, die Leonardo da Vinci gemalt hatte. Auf der Mona Lisa sind vier Bögen zu sehen. Auch die Romito-Brücke umfasste vor ihrer Zerstörung vier Bögen, wie Drohnenbilder und virtuelle Rekonstruktionen bestätigen.
An einer Pressekonferenz in Rom erklärte Vinceti: «Heute ist nur noch ein Bogen erhalten, aber zwischen 1501 und 1503 war die Brücke in Betrieb und sehr belebt.» Das zeige ein Dokument aus der Medici-Familie.
Damals habe sich da Vinci laut historischen Dokumenten oft im nahegelegenen Fiesole aufgehalten. Der Künstler habe die Brücke Anfang des 16. Jahrhunderts also häufig zu Gesicht bekommen – und auch die «Mona Lisa» malte er zu dieser Zeit.
Ein weiterer Hinweis: Die Romito-Brücke stand auf zwei Felsen, wie im Gemälde. Bei den anderen Brücken, die früher verdächtigt wurden, ist das nicht der Fall. Diese standen auf ebenem Grund und umfassten mehr als vier Bögen.
Könnte die Brücke auf dem Gemälde nicht einfach eine Erfindung sein? Nein, denn da Vinci habe auf seinen Reisen für Ingenieurarbeiten immer realistische Zeichnungen von Orten angefertigt, wie Kunsthistoriker Silvano Vinceti bekräftigte. Es sei ein oft gemachter Fehler, zu glauben, dass der Künstler Fantasielandschaften gemalt habe.
Weiss man mittlerweile auch, wer «Mona Lisa» war? Wer für Leonardo da Vinci Modell stand, ist bis heute nicht mit Sicherheit geklärt. Am verbreitetsten ist die These, dass die Kaufmannsgattin Lisa del Giocondo Vorbild für die Mona Lisa war. In Italien ist das Gemälde auch als «La Gioconda» bekannt.
Es gibt aber auch noch andere Theorien. So ist der Historiker Roberto Zapperi überzeugt, dass das Bild Pacifica Brandani aus Urbino zeigt. Sie soll eine Geliebte Giuliano de' Medicis und die Mutter seines unehelichen Sohnes Ippolito gewesen sein. Nach weiteren, weniger verbreiteten Theorien soll Mona Lisa ein Mann gewesen sein – oder gar keine reale Person.
Wie geht’s nach der Entdeckung weiter? Die Gemeinde Laterina hofft nach der Entdeckung auf einen Tourismus-Aufschwung. Inzwischen bereitet der Ort eine Ausstellung vor. Wer will, soll die Brücke auch bald auf einer Velotour besichtigen können: «Die Brücke», so Bürgermeisterin Simona Neri, «wird Teil eines Radweges sein, der entlang des gesamten Arno angelegt werden soll.»