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Fotografin Esther Vonplon Muster, Kratzer, Bubbles: Die Poesie des Schnees

Wie abstrakte Gemälde wirken die Fotografien der Künstlerin Ester Vonplon. In Schnee und Eis entdeckt sie eine Poesie, die wir oft nicht wahrnehmen.

  • Die Schweizer Künstlerin Ester Vonplon ist fasziniert von Schnee und Eis – und hält mit ihrer Kamera überraschende Strukturen und Muster fest.
  • Ihre Schneebilder entstehen vor allem in ihrer Wahlheimat Graubünden – sie ist aber dafür auch schon in die Arktis gereist.
  • Für ihre Fotografien war Ester Vonplon bereits für zahlreiche Kunstpreise nominiert und erhielt den Manor-Preis 2017.

Hier wie dort schmilzt Schnee

Wenn sie als Kind bei der Grossmutter in Graubünden war, dann kamen ihr die Schneemassen gewaltig vor. «Wir konnten vom Balkon in die Schneehaufen springen», erinnert sich Ester Vonplon.

Heute lebt die in Zürich aufgewachsene Künstlerin selber in dem Ort ihrer Vorfahren, in Castrisch, bei Ilanz. Im Vergleich zur Stadt ein idyllisches Dorf, in das sie mit ihrer Tochter vor ein paar Jahren zog. Nur der Schnee, der ist auch hier weniger geworden.

Steine werden zu Schnee-Bubbles

Vielleicht gerade darum hat die Künstlerin vor ein paar Jahren angefangen sich in ihren Bildern auf Schnee und Eis zu fokussieren. Doch sie sieht sich nicht als Chronistin einer Schneelandschaft, die mehr und mehr verschwinden wird. Dann müsste sie wohl anders fotografieren, meint sie.

Video
Ausgezeichnete Schneebilder
Aus Kulturplatz vom 18.01.2017.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 54 Sekunden.

Ester Vonplon interessiert sich für Kratzer im Eis. Für Steine, die unter der Schneedecke lustige Hügel bilden, sie nennt sie «Bubbles», Blasen.

Wie aus der Zeit gefallen

Nur wenige Fussminuten von ihrer Haustür entfernt, im Rheintal, entdeckt die Künstlerin jetzt, im Winter, wo endlich Schnee liegt, fast täglich Neues. Strukturen, Muster, Veränderungen. Dann packt sie ihre analoge Grossbildkamera aus, balanciert vorsichtig übers Eis und versucht diese meist winzigen Details mit ihrer Kamera festzuhalten.

Es entstehen Bilder, die wirken, wie aus der Zeit gefallen. Wie Fossilien sehen sie aus. Oder wie ein Blick durch vereiste Scheiben. Selten ist etwas konkret erkennbar. Und doch geht von ihnen eine Anziehungskraft und Poesie aus. Man spürt, da ist jemand, der ganz präzis hinschaut.

Schwarzweiss-Fotografie von Ester Vonplon, die eine Schneedecke zeigt.
Legende: Auch so kann Schnee aussehen: Fotografie von Ester Vonplon. Ester Vonplon

Mit Stephan Eicher auf Gletscherfahrt

Momentan hat die Künstlerin eine Ausstellung im Kulturcafé «Bsinti» in Braunwald. «Gletscherfahrt» heisst die Installation. Stephan Eicher hat die Musik dazu gemacht. Nicht nur ihre Fotografien kann man dort sehen, sondern auch die Installation mit einem grossen Tuch, das einst einen Gletscher im Sommer bedeckte, um ihn vor den Sonnenstrahlen zu schützen.

Drei Sommer lang stieg Ester Vonplon hoch zu diesen tuchgeschützten Gletschern. Kroch unter die Tücher, wartete, bis das Licht einfiel. Interessierte sich für die Linien, die durch Regen und Schmelzwasser auf den Tüchern entstanden. Richtete auch hier ihren Blick auf Details. Immer in Schwarz-Weiss.

Mit dem Forschungsschiff durch die Arktis

Doch Ester Vonplon fotografiert nicht nur in heimischen Gefilden. Im letzten Sommer erhielt sie ein Stipendium, das es ihr ermöglichte, mit anderen Künstlern, Wissenschaftlern, Umweltaktivisten dreieinhalb Wochen lang durch die Arktis zu schippern. Wonach sie suchte, war ihr zu Beginn gar nicht klar. Doch dann entschloss sie sich, die Bilder in Farbe zu fotografieren.

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«Dieses Licht in der Arktis. Und dieses Blau, so ein Blau hatte ich noch niemals gesehen», erzählt sie. Als sie dann in Zürich die Bilder aus dem Labor abholte, war sie zunächst schockiert. Zu farbig kamen sie ihr vor. Doch eigentlich sind sie vor allem blau. Monochrom. «Nur der Schnee, der ist auch in der Arktis weiss», lacht sie.

Raus aus der Komfortzone

Ihre Schneebilder haben Erfolg. Die «Gletscherfahrt» geht im März ans «Format-Festival at The Quad» nach Derby, England. Ester Vonplon war für den «Prix Mobilière» der Mobiliar nominiert und hat eben den Manor-Preis 2017 gewonnen. Damit verbunden ist eine grosse Einzelschau im Bündner Kunstmuseum im September 2017.

Sie könnte sich ausruhen auf ihrem Erfolg. Doch das liegt ihr nicht. Sie ist neugierig, will mehr entdecken und ausloten. Eine Herausforderung wird die Zusammenarbeit mit dem CERN sein, die eben begonnen hat.

Eine Schneesüchtige

Mit Schriftsteller Jürg Halter macht sie eine Filminstallation: «Alleine tanzend – irgendwo» für den Kunstverein Konstanz. Und sie möchte unbedingt wieder in die Arktis. Sie sei schneesüchtig, sagt sie von sich.

Vieles aber entdeckt sie vor allem zuhause, in Graubünden, wo sie lebt. Dort fotografiert sie am liebsten. «Wenn man etwas sehr gut kennt, sieht man immer mehr», davon ist die Künstlerin überzeugt. Man könnte auch sagen, wenn man so genau hinschaut wie diese Ester Vonplon, dann entdeckt man mehr.

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