Heute hat das Bundesamt für Kultur (BAK) den Grand Prix Design 2024 vergeben: Die Jury zeichnete die Modedesignerin Lucie Meier, den Fotografen und Produzenten für Autorenfilme Luciano Rigolini und die Designerin Paola De Martin mit dem namhaften Preis aus.
Lucie Meier: nachhaltig kreativ
Lucie Meier und ihr Mann sind seit 2017 das kreative Leitungsteam beim Modehaus Jil Sander. Das BAK bezeichnet sie als «Ausnahmeerscheinung». Lucie Meiers Karriere führte sie nach Stationen bei Louis Vuitton und Balenciaga schliesslich zu Dior. Dort stieg sie zur Chefdesignerin des Sommerteams auf, und sie hat dem Modehaus interimistisch als Co-Leiterin vorgestanden.
Das BAK lobte aber nicht nur diese steile Karriere als solche, sondern auch die Haltung, mit der Meier Mode entwirft. So habe sie einen nachhaltigen kreativen Weg gefunden – «unbeeindruckt von der hektischen Modewelt», schrieb das BAK. sie setze «mit ihren intuitiven Designs und ihrer Haltung neue ästhetische, aber auch ethische Massstäbe in der Modebranche». Lucie Meier wurde 1982 in Zermatt VS geboren, heute lebt sie in Mailand und Paris.
Luciano Rigolini: neue Perspektiven
Am Tessiner Luciano Rigolini lobt die Jury, dass er stets «neue Sprachen und Technologien im fotografischen und kinematografischen Bereich» erforsche. Rigolini arbeitet seit 2002 ausschliesslich mit sogenannter «vernakularer Fotografie». Das heisst, er entwickelt neue Perspektiven auf Amateuraufnahmen oder industrielle Dokumente und nutzt dafür digitale und Machine-Learning-Technologien. Als Fotograf sei er ein Suchender, «nach den Details, die ein Bild zur Kunst werden lässt», so die Jury.
Bereits Anfang der 1990er-Jahre hat sich Rigolini mit seinem fotografischen Werk «Landscapes» einen Namen gemacht. Als Kameramann und Dokumentarfilmer arbeitete er anschliessend beim Schweizer Fernsehen. Ab 1995 war er beim europäischen Kultursender Arte für die kreative Entwicklung von Autorenfilmen verantwortlich.
Darüber hinaus produzierte er Filme von Film-und Kunstschaffenden wie etwa Laurie Anderson oder Naomi Kawase. Rigolini wurde 1950 im Tessin geboren, heute lebt er in Lugano und Paris.
Paola De Martins: zukunftsweisende Themen
Sie ist Textildesignerin, Historikerin und Dozentin: Paola De Martins erweitere das «Profil einer Designpädagogin zu einer facettenreichen und einflussreichen Persönlichkeit», begründete die Jury ihre Auszeichnung. De Martin erforscht Diskriminierungsformen in der Kultur.
Ihre Arbeit sei eine Kritik «an den bestehenden Strukturen, die Angehörige von marginalisierten Gruppen reflexartig ausschliessen, während andere automatisch bevorzugt und gefördert werden», so das BAK. Damit sei sie wegweisend für die Designforschung.
Aufgrund ihrer Herkunft aus einer migrantischen Arbeiterfamilie war bereits in ihrer Dissertation die Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit in der Zürcher Designszene das Thema. Als Textilstudentin in den 1990er-Jahren und später als Mitbegründerin des Modelabels Beige war sie in der Zürcher Designszene aktiv. Sie arbeitet als Dozentin an Hochschulen für Gestaltung und als Postdoc an der ETH Zürich. «Die Themen von De Martins transdisziplinärer Arbeit sind in der heutigen Zeit zukunftsweisend und zwingend», lobte die Jury.