«Ein Museum ist kein Gebäude wie jedes andere», sagt Werner Müller, Chefrestaurator im Kunstmuseum Basel. «Wir sind verpflichtet, die Kunstwerke unbeschädigt in die nächste Generation zu bringen. Dafür brauchen wir die nötige Haustechnik.»
Museen brauchen gute Klimaanlagen
Viele Kunstwerke, die in Museumsräumen und Depots lagern, sind empfindlich, was das Raumklima betrifft. Das gilt vor allem für Arbeiten auf Papier, wie Björn Quellenberg, Presseverantwortlicher des Kunsthaus Zürich, erklärt: «Solche Arbeiten benötigen idealerweise Temperaturen zwischen 19 und 21 Grad. Der ideale Luftfeuchtigkeitswert liegt bei 53 bis 58 Prozent.»
Wichtig für Kunstwerke ist auch, dass das Raumklima gleichmässig ist. Starke Schwankungen können Materialien wie Papier und Holz angreifen. Kunsthäuser brauchen deshalb gute Klimaanlagen. Auch im Ausstellungsbereich, denn Besucher bringen Luft und Körperdünste mit.
«Je mehr Besucher kommen, desto mehr Energie brauchen wir, um die Klimawerte stabil zu halten», sagt Werner Müller vom Kunstmuseum Basel.
Neubauten müssen umweltfreundlich sein
Ein Museum ohne Besucherinnen? Unvorstellbar. Schweizer Museen suchen deshalb seit einigen Jahren nach Konzepten, um konservatorische Pflichten, Publikumsverkehr und mehr Umweltfreundlichkeit unter einen Hut zu bringen. Werden neue Ausstellungshäuser gebaut, steht Umweltverträglichkeit an oberster Stelle.
Zum Beispiel beim Neubau des Kunstmuseums Basel, der vor dreieinhalb Jahren eröffnete wurde. Er wurde nach dem sogenannten «Minergy-P» Standard geplant – mit maximaler Dämmung und minimalem Energieverbrauch.
Für das Kunstmuseum Bern liegt der Neubau noch in der Zukunft. Stiftungsratspräsident Jonathan Gimmel wünscht sich ein Museum, das mit erneuerbarer Energie betrieben wird: «Ich erhoffe mir, dass wir mit eigens hergestellter Elektrizität einen wesentlichen Anteil unseres Bedarfs abdecken können.»
In Zürich ist man weiter. Der Erweiterungsbau des Kunsthaus Zürich soll nächstes Jahr fertig werden. Die Stadt Zürich hat sich externe Berater gesucht, um ein ökologisch-nachhaltiges Konzept für den Neubau zu erstellen.
Es wurde, so Quellenberg, mit Erdsonden gearbeitet, auf dem Dach wurde Photovoltaik installiert. Zudem bestehe der Erweiterungsbau zu 98 Prozent aus Recyling-Beton. Die irdischen Vorräte an Sand und Kies – wichtige Bestandteile von Beton – gehen nämlich zur Neige.
Andere Zeiten, andere Standards
Ältere Museumsbauten stellen ihre Betreiber vor ganz andere Probleme. Zum Beispiel in Zürich. Das Kunsthaus wurde seit 1910 zweimal erweitert.
«Die Bauteile haben verschiedenen Innovationswerte. Alle sind durch die damalige Epoche und deren Standards geprägt. Da kann man den heutigen Standards, die ständig steigen, nicht ganz gerecht werden», erklärt Quellenberg.
Doch nicht die Bauten und ihre Klimatechnik verbrauchen Energie. Auch die mit Ausleihen und Recherchen verbundenen Reisen, die Veranstaltungstechnik und die Museumsgastronomie kosten Energie.
«Man kann zum Beispiel auch darauf schauen, wie viel Fleischgerichte angeboten werden und wie man mit dem Food Waste umgeht», sagt Nina Zimmer, Direktorin des Kunstmuseum Bern und des Zentrum Paul Klee.
Das klingt vielleicht weit hergeholt, zeigt aber: Museen sind für Nina Zimmer Orte, an denen die Werte unserer Gesellschaft verhandelt werden. Die Debatte um den Ressourcenverbrauch im Museum gehört dazu.