Die Ausstellung «Der helle Wahnsinn; das Leben jenseits von Normen» im Vögele Kultur Zentrum in Pfäffikon SZ versucht der Bedeutung von Wahnsinn und unserem Verständnis vom Normalsein auf den Grund zu gehen. Im Zentrum stehen Menschen, die sich ausserhalb unseres Normsystems bewegen, die irgendwie anders sind. Menschen, die sich ausdrücken und so unsere Gesellschaft mitprägen, auch wenn die Gesellschaft diese Menschen manchmal nicht versteht – und umgekehrt.
Der Wahnsinn und die gestörte Welt
Zuweilen ist das Verhältnis zwischen solch andersartigen Menschen und der Gesellschaft äusserst ambivalent. Ein Beispiel dafür ist die Geschichte eines kurligen Zeitgenossen, den jeder kennt, der sich auf den Strassen rumtreibt, mal laut, mal stumm. Von den einen wird er schief angeschaut, andere bringt er zum Schmunzeln. Die Rede ist von Emil Manser, der 30 Jahre lang mit beschrifteten Kartonplakaten um den Hals und einem Adventskranz auf dem Kopf durch Luzern zog.
Vor zehn Jahren nahm sich Manser das Leben. Heute wird er als Stadtoriginal und Poet gefeiert. Als einer, der hinter die langweilige Fassade unserer Gesellschaft blickte. In der Ausstellung sehen wir einige seiner Plakate hinter Glas und ein Interview mit seiner Lebensgefährtin.
Beitrag zum Thema
Doch nicht nur Individuen wie Emil Manser können als wahnsinnig gelten. Manchmal ist auch die ganze Gesellschaft verrückt – eine Gesellschaft, die man selber gerne mal als krank bezeichnet, wenn es um «gestört hohe Löhne» oder um «irrsinnige Machenschaften» geht. Die Ausstellung geht auch auf diesen Aspekt des Wahnsinns ein und zeigt Filmausschnitte über das Spekulieren an der Börse oder die Vetternwirtschaft grosser Konzerne.
Dem «Unnormalen» auf der Spur
Die Themenausstellung ist in vier Bereiche gegliedert. «Alltag», «globalisierte Welt», «Psychopathologie» und «Versprechen in einer Anderen Welt». Die Bereiche ergänzen sich gut, und man kommt anhand der Unterteilung den verschiedenen Dimensionen des bei uns als unnormal Geltenden auf die Spur.
Wenn man sich alle verschiedenen Exponate der Schau ansehen möchte, muss man viel Zeit mitbringen. Nur so kann man von den spannenden Interviews, zum Beispiel mit einem Schizophreniekranken oder einer Finanzexpertin, die den Systemwechsel fordert, profitieren. Darstellungsformen werden in der Ausstellung wild durcheinandergewirbelt, gezeigt wird ordentlich an die Wand gehängte Art Brut neben Sound-Installationen, durch die man hindurchschreiten kann.
Menschen, die anders sind, faszinieren, schrecken uns aber gleichzeitig ab. Wir wollen zwar alle anders sein, individuell – aber niemals stigmatisiert oder ausgeschlossen. Die Ausstellung möchte sensibilisieren und motivieren, auch mal hinter Fassaden zu blicken. Hinter die Fassade von Menschen, aber auch von Gesellschaften. Insbesondere der eigenen.