Italien ist ein Land der Kunst und der Museen. Jedem fallen sofort die Uffizien in Florenz und die vatikanischen Museen in Rom ein. Heillos überlaufene Museen, während andere museale Einrichtungen zu Unrecht nur selten besucht werden. Was fehlt in Italien: eine Kulturpolitik, die zum einen Besucherströme reglementiert und zum anderen umlenkt.
Am schlimmsten geht es in Rom zu, in den Museen der Päpste. Sie werden täglich von bis zu 45 000 Menschen besucht. Sie verteilen sich auf dem etwa 7,5 km langen Museumsparcours, der in Form einer Einbahnstrasse durch die einzelnen Abteilungen der Museen führt. Doch vor der sixtinischen Kapelle, dem Herzstück der Museen, wird es sehr eng.
Keine Reglementierung im Vatikan
In die vatikanischen Museen kommen alle Besucher hinein. Reglementierungen gibt es keine. Das liegt vor allem daran, dass die Museen nicht dem italienischen Kulturministerium unterliegen. Sie sind Eigentum des Vatikanstaats.
Und dort gelten keine strengen Sicherheitsvorschriften wie in staatlichen italienischen Museen. Notausgänge sind deshalb in den Vatikanmuseen eine Seltenheit. Und so befürchten Museumsexperten wie auch viele Reiseführer, dass eine Panikattacke vor allem in und bei der stets viel zu vollen sixtinischen Kapelle im schlimmsten Fall zu einem Drama führen könnte.
Beschränkung in staatlichen Museen
Italiens staatliche Museen, vor allem Filetstücke wie die Uffizien und das Kolosseum in Rom, haben Zugangsbeschränkungen. Ist eine bestimmte Höchstzahl erreicht, kommt niemand mehr hinein.
Das Kulturministerium hat sich aus Sicherheits- und auch aus statischen Gründen dazu entschieden, denn zu viele Besucher könnten die Statik alter Gebäude in Gefahr bringen.
Paradebeispiel Uffizien
Es war der deutsche Direktor der Uffizien, Eike Schmidt, der dafür sorgte, dass die chronischen Besuchermassen so kanalisiert werden, dass es vor den bekanntesten Kunstwerken, wie etwa der «Geburt der Venus» von Botticelli, nicht mehr zum Massenandrang kommt.
Bedeutende Kunstwerke wurden von Schmidt so gehängt, dass in den entsprechenden Räumlichkeiten eine grosse Menge Menschen bequem Platz findet. Schmidt hat auch ein System eingeführt, das es Touristen erlaubt, einen bestimmten Tag und eine bestimmte Uhrzeit für einen Museumsbesuch zu buchen. So geht in der Hochsaison niemand leer aus.
Viele leere Kunsthighlights
Während es dem Kulturministerium gelungen ist, die besonders stark besuchten musealen Einrichtungen besser als in vergangenen Zeiten zu organisieren, ist es ihm nicht gelungen, Kunstinteressierte auf weniger bekannte und besuchte Museen und Grabungsstätten umzuleiten.
Die Uffizien, das Kolosseum und Pompeji sind einmalige Kulturstätten. Doch Italien besitzt hunderte ähnlich bedeutende Kunstorte, die weitgehend ignoriert werden. Aufgabe des Kulturministeriums und der staatlichen Touristikämter, für die übrigens auch das Ministerium verantwortlich ist, wäre es deshalb, mehr für diese weniger bekannten Kunstorte zu werben. Aber das ist leider nicht der Fall.