Sujet gut auswählen – abdrücken – warten ... und dann wenige Sekunden später das Foto in Papierform in der Hand halten. Polaroid war die Kamera, die das konnte.
Die ungeduldige Tochter
Die Geschichte soll sich so abgespielt haben: Edwin Land schoss im Urlaub ein Foto von seiner Tochter. Diese wollte das Bild sofort sehen. Das ging 1943 noch nicht. Mit ihrer Ungeduld hat ihn seine Tochter auf die Idee der Sofortbildkamera gebracht.
Edwin Land tüftelte fünf Jahre. 1948 ging die erste Polaroid über den Ladentisch. Es gab einen Run auf die Sofortbildkamera – und nach einem Tag war sie bereits ausverkauft.
Eine Kamera für jedermann
Sujet gut auswählen – abdrücken – warten. Kinderleicht ist das. Andy Warhol war besessen von der Polaroid-Technik. Der König der Pop-Art fotografierte wie ein Paparazzo: Präsidenten, Pornodarsteller, Politiker, Knutschende, halbnackte Paare und sich selbst.
Eine Leidenschaft war die Fotografie mit der Sofortbildkamera auch für Regisseur Wim Wenders. Seine Begeisterung ging so weit, dass er die Fotos 1974 in seinem Film «Alice in the Cities» einsetzte.
Das Ende der Polaroid-Kamera
Für Edwin Land und seine Firma lief es ganz gut. Regelmässig brachte er neue Modelle auf den Markt. 1972 dann der Höhepunkt: die Polaroid SX-70. Die faltbare Sofortbild-Spiegelreflexkamera sollte in der Innentasche eines Jackett Platz finden.
Die Kamera war ein bisschen grösser geraten als geplant. Edwin Land liess sich deshalb seine Innentasche vergrössern, damit er an der Aktionärsversammlung das Wunderding aus dem Kittel zaubern konnte.
In den 1990ern endet die Erfolgsgeschichte. Neue Technologien kamen auf. Polaroid konnte auf dem digitalen Markt nicht Fuss fassen und ging 2001 bankrott.
Das Comeback einer alten Technik
Aber dann kam das Comeback. 2017 kaufte der polnische Investor Oskar Smolokowski die Firma Polaroid und nannte sie Polaroid Originals. Der junge Unternehmer setzte auf die richtige Karte: Heute werden mehr Sofortbild-Kameras verkauft als im analogen Zeitalter.
Smolokowski stellt nicht nur neue Apparate her, sondern auch die Filme für die alten Polaroids. Besitzer von Retro-Geräten können ihre Kameras auspacken und das spontane Knipsen wieder aufnehmen.
Sujet gut auswählen – abdrücken – warten. Im digitalen Zeitalter scheint die Tatsache, dass man die geschossenen Bilder gleich danach in der Hand halten kann, eine neue Faszination auszulösen. Es entschleunigt und löst in der schnelllebigen Welt einen besonderen Reiz aus.