Rund 11'000 Aluminiumkästen zieren die Fassade des 56 Meter hohen Turms des US-amerikanischen Stararchitekten Frank Gehry, der über die Dächer der südfranzösischen Stadt Arles ragt. Der spektakuläre Bau ist Teil des LUMA-Ausstellungskomplexes der Schweizer Milliardärin Maja Hoffmann, der seit Samstag für die Öffentlichkeit zugänglich ist.
Was Maja Hoffmann zu Beginn von LUMA – der Name ist ein Kunstwort aus den Vornamen ihrer beiden Kinder Lukas und Marina – noch eine «Utopie für eine Kulturinstitution des 21. Jahrhunderts nannte, ist damit Wirklichkeit geworden. In mehr als zehn Jahren hat Maja Hoffmann auf dem Parc des Ateliers mitten in Arles einen riesigen Komplex mit mehreren Ausstellungshallen, einer Künstlerresidenz, einem Park, einem Café und Restaurant geschaffen. Der unübersehbare Blickfang: der Turm von Gehry.
Suche nach Symbiose
Die für Frank Gehry typische auffällige skulpturale Architektur sorgte anfänglich für Polemik. Mittlerweile ist der schräge neunstöckige Schachtelturm zu einem Fotospot geworden. Seine Aussenfassade spielt das Licht der Provence. Im Innern eröffnen elegante Wendeltreppen und Galerien beeindruckende Perspektiven.
Frank Gehrys Konstruktionen sind keine Bauten, sondern Sehenswürdigkeiten. Für Maja Hoffmann sind sie Kunst. Sie habe einen Architekten gesucht, der ein Künstler sei, erklärte die Mäzenin. Die Kosten für den Gehry-Turm werden auf bis zu 150 Millionen Euro geschätzt.
Architektur und Kunst seien zwei Gestaltungsweisen, die sich gegenseitig verstärken, wenn die Symbiose zum richtigen Zeitpunkt und unter den richtigen Bedingungen stattfände, erklärte Hoffmann. So gehören Kunstwerke zum festen Bestandteil des Gehry-Turms – «Isometric Slides» von Carsten Höller im Eingangsbereich, eine lange Metallrutsche, und der monumentale, sich drehende Deckenspiegel von Olafur Eliasson.
Ideenschmiede, Forschungslabor und Hommage
Maja Hoffmann hatte das rund elf Hektar grosse Gelände 2010 für rund zehn Millionen Euro erworben. Die fünf Gebäude und Hallen auf dem Gelände eines früheren Reparaturwerks der französischen Eisenbahn wurden sukzessive umgebaut und errichtet. Einige wurden teilweise früher der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, zum Beispiel für das Rencontres d’Arles, weltweit eines der bedeutendsten Fotofestivals, das Hoffmann mitfinanziert.
LUMA Arles versteht sich als Ideenschmiede für Kultur und Ökologie. Architektur, Kunst, Forschung und Umweltschutz greifen hier ineinander. In einem der Gebäude befindet sich das LUMA-Atelier, eine Art Design- und Forschungslabor. Über zehn Mitarbeitende suchen nach lokalen Ressourcen, um neue, weniger umweltbelastende Materialien zu entwickeln. Einige kamen im Gehry-Turm zum Einsatz, wie die Paneelen aus dem Salz der Camargue, dem Naturschutzgebiet südlich von Arles.
Das riesige interdisziplinäre Kunst-und Kulturprojekt ist gewissermassen eine Hommage an ihren Vater. Lukas Hoffmann baute als studierter Zoologe in der Camargue die biologische Forschungsstation La Tour du Valat zum Schutz der mediterranen Feuchtgebiete auf.