«The Collector's House», das Haus des Sammlers, nennt Hans Op de Beeck eine bezaubernde Installation, die dem Innern einer exquisiten Villa gleicht: Bücherregale bedecken die Wände, im Raum stehen locker verteilt Skulpturen, ein Flügel, Sitzmöbel, in der Mitte öffnet sich, wie in einem Atrium-Haus, ein Seerosenbecken. Alles ist wirklichkeitsgetreu gestaltet, jedoch mit einer warmgrauen Schicht überzogen – wie mit Asche oder Staub überpudert. Der belgische Künstler ist ein Meister im Erschaffen traumartiger Raumszenarien, die stets vertraut und etwas fremd zugleich wirken.
Das Haus des Sammlers, das Hans Op de Beeck für die Art Unlimited geschaffen hat, könnte symbolisch stehen für die diesjährige Art Basel. Direktor Marc Spiegler erklärte vor den Medien, die unsicheren Zeiten, in denen wir leben, verlangten nach einer starken Kunst und einer starken Messe. Er und sein Team setzen – wie bereits im Vorjahr – verstärkt auf Klassiker der Moderne und traditionelle Werte der Kunst. Spiegler hat 286 Galerien eingeladen, das sind zwei weniger als im Vorjahr.
Geist und Geschmack
Besonders in Halle 2, dem Tummelplatz der Galerien, zeigt sich die Art Basel in diesem Jahr sehr ruhig, gemässigt, auf klassische Werte setzend. Grelle, bunte, laute Eyecatcher sucht man vergebens. Dafür gibt es jede Menge Klassiker oder Arbeiten, die wie Klassiker aussehen: Schriftbilder vom US-amerikanischen Konzept-Künstler Joseph Kosuth, architektonische Skizzen des in London lebenden Argentiniers Pablo Bronstein und frühe Pop-Art Werke des US-amerikanischen Land-Art Künstlers Robert Smithson.
Die Galeristen bieten vor allem Flachware: also Gemälde, Fotografien, Zeichnungen und Drucke. Arbeiten, die sich gut verkaufen lassen und die man sich hervorragend im Salon einer angenehm stillen, zurückgezogenen Sammler-Residenz vorstellen kann. Sammler, so könnte man aus diesem Angebot schliessen, sind wieder mehr daran interessiert, Geist und Geschmack zu beweisen, als durch kühne Käufer-Gesten aufzufallen.
Grosse Namen, kleine Kojen
Der dezente Ton, den die Galeristen anschlagen, ist auch in der Art Unlimited in der Halle 1 spürbar. Die Ausstellung der grossen Formate und der grossen Namen wie Tracey Emin, Paul McCarthy und Ai Weiwei wurde auch in diesem Jahr wieder von Gianni Jetzer kuratiert und hat sich weitgehend in mehr oder weniger geräumige Kojen zurückgezogen.
88 Kunstschaffende aus aller Welt präsentieren in den Kabinen Installationen, Videoarbeiten, Gemälde, Zeichnungen. Auch hier sind neben zeitgenössischen Kunstschaffenden einige Klassiker wie Sol LeWitt und Antoni Tàpies zu sehen.
Ledersofa-Insel
Griechische Kunstschaffende wie Jannis Kounellis oder Vlassis Caniaris sind mit Arbeiten dabei, die auf die Finanzkrise und ihre Folgen Bezug nehmen. Der französische Künstler Kader Attia untersucht in einer Installation aus alten Zeitungs- und Zeitschriftentiteln das Verhältnis des Westens zur orientalischen Welt. Rafael Lozano-Hemmer und Krzysztof Wodiczko beschäftigen sich mit Überwachungstechniken.
Politisch motivierte Arbeiten sind ein grosses Thema an der Art Unlimited. Aber auch der Rückzug ins Private beschäftigt einige Künstlerinnen und Künstler. Besonders deutlich gestaltet hat das Jim Hodges aus den USA, der in seiner Koje einen hohen Zaun um ein kleines Geviert herum aufgebaut hat. Wer mag, darf durch ein Tor eintreten und findet sich in einem engen Stübchen mit Ledersofa und aufdringlich duftenden Lilien wieder. Das Glück allein, kann ganz schön beengend sein.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 16.06.2016, 06:50 Uhr