OMA, «Office for Metropolitan Architecture»: So nennt der niederländische Architekt Rem Koolhaas sein Büro, das er 1975 gegründet hat. Der Name ist Programm: Rem, wie ihn alle Fans liebe- und respektvoll nennen, interessiert sich von Anfang an für den grossstädtischen Massstab.
Gross und spektakulär sind denn auch seine Gebäude: Zum Beispiel das Hochhaus für das chinesische Staatsfernsehen CCTV in Peking oder der dreifache Turm in Rotterdam. 2014 kuratiert er die Architektur-Biennale in Venedig.
Architektur wurde mehr und mehr zu Kunst
Obwohl Rem Koolhaas selbst aufsehenerregend baut, soll die diesjährige Architektur-Biennale explizit keine Leistungsschau von Architekten für Architekten sein.
Die Architektur-Biennalen der letzten Jahre waren ihm zuwider: «Ich habe versucht, mich von diesen Biennalen fern zu halten, da sie immer mehr zu Kunst-Biennalen verkamen: Modische Architekten zeigten schrille Projekte. Architektur wurde mehr und mehr zu Kunst.»
Die Biennale als Forschungsplattform
Rem Koolhaas hat nicht nur wegweisende Bauten entworfen, er ist auch ein intellektueller Kopf. «Delirious New York» – eine fulminante Analyse dieser Grossstadt – ist längst ein Kultbuch. Nach zweijähriger Vorbereitungszeit will Koolhaas in Venedig nun den Blick einen Sommer lang auf die Grundelemente der Architektur richten.
«Fundamentals» ist das Motto der diesjährigen Architektur-Biennale. Bis Ende November soll sie eine Art Forschungsplattform sein für die Architektur der Vergangenheit und Gegenwart, von 1914 bis 2014.
Die Geschichtslosigkeit der aktuellen Architektur
Warum dieser Blick zurück? Koolhaas kritisiert die Geschichtslosigkeit der aktuellen Architektur. Diese Geschichtslosigkeit mache die Architektur weltweit immer ähnlicher. Kongress- und Einkaufszentren, Flughäfen – alles sehe gleich aus.
Technische Erfindungen hätten die Grundelemente der Architektur in den letzten 100 Jahren radikal verändert. «Nehmen Sie zum Beispiel die Rolltreppe, die 1895 zum ersten Mal zum Einsatz kam. Sie ist eine Art Treppe und gleichzeitig eine Maschine», sagt Koolhaas. Er bemängelt, dass in der Architektur noch nie eine vertiefte Auseinandersetzung stattgefunden habe mit dieser Mischung aus Treppe und Maschine. Das soll nun an der diesjährigen Architektur-Biennale nachgeholt werden.
Dass Rem Koolhaas in Venedig plötzlich zum Nostalgiker wird, ist aber nicht zu befürchten. Dazu ist der ehemalige Journalist und Drehbuchautor viel zu kritisch.