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Zwei Polizisten stehen neben einem Gemälde.
Legende: Manchmal tauchen gestohlene Kunstwerke wieder auf, wie hier ein Bild von Renoir, das 1975 in Mailand gestohlen wurde. Reuters

Kunst Die Kunstsammlung eines Mafiabosses: sehenswert

Kunstraub ist in Italien ein Business der organisierten Kriminalität. Doch Mafiabosse hehlen nicht nur mit Kunst, sie lassen Kunstwerke auch gerne für ihr eigenes Wohnzimmer stehlen. In Kalabrien eröffnet ein Museum, das eine komplette Kunstsammlung aus dem Besitz eines mafiösen Unternehmers zeigt.

In diesen Tagen öffnete in Reggio di Calabria ein neues Kunstmuseum seine Pforten. Im Palazzo della Cultura sind unter anderem 150 Gemälde italienischer Meister des 20. Jahrhunderts ausgestellt, darunter so bedeutende Namen wie De Chirico, Fontana und Ligabue. Pikant: Diese Sammlung wurde bei dem verhafteten Mafiaunternehmer Gioacchino Campolo beschlagnahmt.

Es ist das erste Mal, dass in Italien eine solche Mafia-Sammlung in einem Museum Platz findet. Das ist nur möglich, weil Campolo seine Kunst ganz legal bei Kunsthändlern und in Galerien erwarb – und sie nicht zusammenstehlen liess. So mussten die Werke nicht an die Eigentümer zurückgegeben werden.

Wiege der Kunst – und der Kunstdiebe

Italien ist ein Land der Kunstdiebe. Nirgendwo sonst werden so viele Kunstwerke vor allem aus der Antike gestohlen und auf dem internationalen Kunstmarkt verkauft. Die Diebe sind entweder hoch spezialisierte Experten, die mit meist Kunsthändlern im Ausland zusammen arbeiten, oder Mitglieder der gut organisierten Mafia.

Erst seit einigen Jahren ist bekannt, dass Mafiosi nicht nur Kunst klauen, um sie gewinnbringend zu verhökern. Auch sie selbst wollen sich an Kunst erfreuen und werden zu Sammlern. Entweder kaufen sie ganz offiziell Kunst, wie im Fall der jetzt in Reggio di Calabria beschlagnahmten und ausgestellten Gemälde, oder lassen sie klauen.

Eine Engel schwebt über der Krippenszene mit Baby Jesus.
Legende: Seit fast 50 Jahren verschollen: «Die Geburt Christi» von Caravaggio. Wikipedia

Alles fing mit einem Caravaggio an

1969 verschwand aus dem Oratorio di San Lorenzo in Palermo eines der grossflächigsten Meisterwerke des Renaissancemalers Caravaggio, «Die Geburt Christi». Bis heute ist dieses Bild, trotz aufwändiger Ermittlungen, nie wieder aufgetaucht.

Die Ermittler gehen inzwischen davon aus, dass es irgendwo auf Sizilien in der Villa eines Mafiabosses an einer Wand hängt. Anders lässt es sich nicht erklären, dass dieses Gemälde nirgendwo gesichtet oder zum Verkauf angeboten wurde. Ein Kunstwerk, dass schon wegen seiner Grösse, 3 auf 2 Meter, auffällt.

Der Fall Caravaggio lenkte die Ermittler zum ersten Mal auf den Verdacht, dass Mafiabosse auch für sich ganz persönlich Kunst stehlen lassen.

Bosse als Kunstsammler

In den vergangenen Jahren tauchten bei Verhaftungen von Bossen der organisierten Kriminalität immer öfter Kunstsammlungen auf. Von antiken Vasen aus Apulien, über Madonnen der Renaissance bis hin zu moderner Kunst: Mafiabosse haben einen heterogenen Geschmack.

Fälle wie die der beschlagnahmten Sammlung des mafiösen Unternehmers Gioacchino Campolo, der sich fast ausschliesslich auf italienische Malerei der Moderne spezialisiert hat, sind eher selten. Fast immer bieten mafiöse Privatkunstsammlungen einen sehr persönlichen Stilmix. Und fast immer gehören diese Sammlungen Bossen, die ihr Geld auch mit Kunstdiebstahl verdienen.

Kirchen systematisch leergeräumt

Beispiel Neapel: In der Metropole beim Vesuv sind in den vergangenen 20 Jahren von der Kunstdiebstahlmafia über 100 Kirchen leer gestohlen worden. Sogar mehrfarbige Marmorbrüstungen an den Altären wurden auseinander gesägt und abtransportiert.

Bei Bossen der Camorra, wie man die organisierte Kriminalität in Neapel nennt, entdecken Fahnder immer wieder kostbare Kruzifixe und Heiligenbilder, die von diesen Raubzügen stammen. Da italienische Bosse sich fast immer als gläubige Katholiken verstehen, wollen sie sich auch mit Sakralkunst umgeben. Dass diese gestohlen wurde, scheint die Bosse nicht weiter zu stören.

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