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Bild 1 von 10. Ein Detail aus «Prozession» (Simbabwe, Chinamora, Massimbura, 8.000-2.000 v.Chr.), Aquarell von Elisabeth Mannsfeld, 1929. Bildquelle: Frobenius-Institut Frankfurt am Main.
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Bild 2 von 10. Gorgo-Elefant (Lybien, Fezzan, Wadi In Habeter, 10.000-6.000 v.Chr.), Kohle auf Papier von Ruth Assisa Cuno, 1932. Bildquelle: Frobenius-Institut Frankfurt am Main.
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Bild 3 von 10. Handsilhouetten, Fische und Mond (Indonesien, Westpapua, Tabulinetin, 500-1.500 n.Chr.), Aquarell von Albert Hahn, 1937. Bildquelle: Frobenius-Institut Frankfurt am Main.
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Bild 4 von 10. Begräbnisszene mit Mumie im Ochsenfell (Simbabwe, Rusape, Fishervall, 8.000-2.000 v.Chr.), Aquarell von Joachim Lutz und Leo Frobenius, 1929. Bildquelle: Frobenius-Institut Frankfurt am Main.
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Bild 5 von 10. Hand mit drei kleinen Figuren (Ägypten, Gilf Ke-bir, Wadi Sura, 4.400–3.500 v.Chr.), Aquarell von Elisabeth Charlotte Pauli, 1933. Bildquelle: Frobenius-Institut Frankfurt am Main.
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Bild 6 von 10. Alberto Giacomettis «schreitender Mann» in New York, 2010. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 10. «Metamorphose schwarz» (1950) von Willi Baumeister in Duisburg, 2014. Bildquelle: Imago/biky.
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Bild 8 von 10. Exponate von Miró im Joan Miró-Museum in Palma de Mallorca. Bildquelle: Imago/Photomax.
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Bild 9 von 10. Zwei grossformatige Wandbilder von Jackson Pollock im New Yorker Museum of Modern Art, 2005. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 10. Picassos «Le sauvetage» (1932) im Kunstmuseum Basel, 2013. Bildquelle: Keystone.
Sie sind wie geheimnisvolle Botschaften aus einer längst vergangenen Zeit: die Höhlenmalereien der Jäger und Sammler. Menschliche Figuren, Tiere, Jagdszenen, aber auch abstrakte Formen. Bis zu 40‘000 Jahre alt sind diese Zeugnisse aus Australien, Spanien, Skandinavien oder Afrika – die Frühzeit menschlicher Gestaltungskraft.
Leo Frobenius‘ Expeditionen
Die Ausstellung «Kunst der Vorzeit» im Berliner Martin-Gropius-Bau zeigt seit Anfang Jahr bis zu zehn Meter lange, auf Leinwand festgehaltene Kopien solcher Höhlenmalereien und Felsbilder.
Entstanden sind die Felsbildkopien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Damals führte der deutsche Ethnologe Leo Frobenius Expeditionen in allen Weltgegenden durch. Ziel war es, die vorzeitlichen Höhlenmalereien und Felsbilder auf Leinwand festzuhalten. Diese Arbeit erledigten vor allem junge, wohlhabende Damen – ausgebildete Künstlerinnen, die genug Geld hatten, um die Reisen selber zu finanzieren.
Mirò und Klee direkt neben den Felsbildern
Die Bilder sind Kunstwerke an sich, obwohl sie ursprünglich nur als wissenschaftliche Dokumentation gedacht waren. Umso wertvoller sind sie heute, da einige der Originale auf den Felswänden nicht mehr vollständig vorhanden sind.
Was die Urkünstler mit den Felsbildern aussagen wollten, bleibt Spekulation. Unbestritten ist jedoch ihr Einfluss auf Künstler des 20. Jahrhunderts. Dies zeigte sich schon in den 1930er-Jahren. Damals zeigte Leo Frobenius die Felsbildkopien in ganz Europa und Amerika. Im New Yorker Museum of Modern Art etwa wurde diese «Kunst der Vorzeit» 1937 in einer legendären Ausstellung mit der Kunst der Moderne kombiniert.
Der Einfluss der Vorzeitkunst auf die moderne Kunst
Die Maler der klassischen Moderne zeigten sich angesichts der Felsbilder tief beeindruckt. Mirò sagte etwa, die moderne Kunst befinde sich seit den Höhlenmalereien im Niedergang. «Wir haben nichts dazugelernt», soll Picasso angesichts der radikalen Abstraktion ausgerufen haben. Giacometti meinte, nur damals sei Bewegung tatsächlich gelungen.
Bei einigen Künstlern der Moderne zeichnete sich die Wirkung dieser Ausstellungen auch deutlich in ihrem Schaffen ab: So gab es beispielsweise im Werk von Willi Baumeister um 1930 einen Stilwechsel. Zweifellos kann man von da an verschiedene von den Felsbildern bekannte Techniken und Gestaltungselemente bei seinen Kunstwerken erkennen.
Lebten die Väter der modernen Kunst vor 40‘000 Jahren?
Bei anderen Künstlern war und ist die Beeinflussung subtiler. So etwa bei Jackson Pollock, der selbst zu den Höhlen ging um sich inspirieren zu lassen. Seine grossformatigen «drip paintings» erinnern zuweilen auch an die prähistorischen «Wimmelbilder» an den Felswänden.
Waren die Urheber dieser bis zu 40‘000 Jahre alten Felsbilder also die wahren Väter der modernen Kunst? Ausser Frage steht, dass die zahlreichen Werkschauen der Felsbilder von Leo Frobenius einen regen Diskurs zu den Anfängen der Kunst und der menschlichen Kreativität in der Kunstszene des 20. Jahrhunderts befeuerten.