Kunst - «Ihre Majestät?» – die Queen mit viel Liebe entstellt
Zum 60. Thronjubiläum erschien ein dicker Bildband über das Leben von Queen Elizabeth II. Drei Künstler nahmen das Buch und fingen an, die Fotos zu bearbeiten. Sie verzierten die Bilder, manchmal bis zur Unkenntlichkeit. Ein Fest fürs Auge – und eine subversive Kritik am Personenkult um die Queen.
Die beiden Brüder Ramin und Rokni Haerizadeh mussten 2009 ihre Heimat Iran verlassen, da die Behörden sie aufgrund der sexuellen und politischen Inhalte ihrer Kunst verfolgten. Zusammen mit dem befreundeten Künstler Hesam Rahmanian wohnen und arbeiten sie in einem riesigen Studio in Dubai.
Der schwere Bildband «Her Majesty» erschien im Jahr 2013 zum 60. Thronjubiläum von Queen Elizabeth II. Das Buch ist untertitelt mit «The extraordinary public and private life of the world’s most famous monarch» («Das aussergewöhnliche öffentliche und private Leben der berühmtesten Monarchin der Welt»). Es zeigt hunderte Fotos aus dem Leben der Queen: Elizabeth als Baby, Elizabeth mit den Beatles, Elizabeth beim Autofahren. Die Fotos sind teils bekannte, ikonografische Vermächtnisse, teils noch nie veröffentlichte Aufnahmen.
Was mit so einem Bildband passiert, wenn man ihn in einer Künstler-WG herumliegen lässt, zeigt nun «Her Majesty?». Es ist derselbe, schwere Bildband über das fotogene Leben der Queen – doch schon das grosse, dazugemalte Fragezeichen im Titel kündigt an: Hier wird eine Institution in Frage gestellt.
Bis zur Unkenntlichkeit verziert
Es ist das Gemeinschaftswerk der drei iranischen Künstler Ramin Haerizadeh, Rokni Haerizadeh und Hesam Rahmanian, die zusammen im Exil in Dubai leben. Abwechselnd bearbeiteten sie jeweils eine Seite des über 300 Seiten starken Buches: In ihren Händen wird die Queen bis zur Unkenntlichkeit verziert, bemalt, zerschnitten und beklebt.
Die Künstler gehen ohne Ehrfurcht, aber liebevoll mit ihrem Motiv um: Die Queen wird als Pinguin porträtiert, trägt als Kleid ein Salatblatt und als Kopf eine Tomate oder verschwindet ganz hinter abstrakten Mustern.
«Ein Delirium voll scharfen Witzes und ein grandioses Meisterwerk der Zeichnungs- und Collagekunst», nennt Daniel Baumann, Direktor der Kunsthalle Zürich, das Buch. Beim Blättern durch die oft surrealen Bilder wird dem Betrachter der anachronistische Personenkult um die Monarchin bewusst.
Wenn bei einem offiziellen Staatsempfang sämtliche Würdenträger Tierköpfe tragen und die Queen von einem Krokodil beknickst wird, dann wird das strenge, royale Protokoll als verstaubte Nostalgie satirisch entlarvt. Der Hofstaat ist ein Zoo, dessen Direktorin seit über 60 Jahren auf einem rosa Elefanten fest im Sattel sitzt.
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