Kunst - «Ihre Majestät?» – die Queen mit viel Liebe entstellt
Zum 60. Thronjubiläum erschien ein dicker Bildband über das Leben von Queen Elizabeth II. Drei Künstler nahmen das Buch und fingen an, die Fotos zu bearbeiten. Sie verzierten die Bilder, manchmal bis zur Unkenntlichkeit. Ein Fest fürs Auge – und eine subversive Kritik am Personenkult um die Queen.
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Legende:
In der bearbeiteten Fassung der drei iranischen Künstler Ramin Haerizadeh, Rokni Haerizadeh und Hesam Rahmanian blüht das sowieso schon aussergewöhnliche Leben der Queen in schönster Satire auf.
Edition Patrick Frey
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Legende:
Jeder der drei Künstler wendete seine eigene Technik an: Rokni Haerizadeh ist Maler, sein älterer Bruder Ramin arbeitet mit Fotografien und Collagen. So hat jede Seite ihre individuelle Ästhetik, deren Grenzen im Prozess des «Do-it-then-pass-it-on» verwischen.
Edition Patrick Frey
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Legende:
Das Porträt der Queen, neu als Pinguin: Tiere sind ein beliebtes Motiv der Künstler, das sich durch den Bildband zieht. Immer wieder werden die Mitglieder der Königsfamilie als Hasen, Flamingos oder Giraffen dargestellt. Der Buckingham Palace als königlicher Zoo, sozusagen.
Edition Patrick Frey
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Legende:
Ursprünglich zeigt diese Doppelseite Bilder der Schiffsreise der königlichen Familie nach Südafrika im Jahr 1947. Die Reise dauerte 12 Wochen – vielleicht deshalb die Schildkröte?
Edition Patrick Frey
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Legende:
Queen Elizabeth II besitzt so viele Juwelen, dass sie einen eigenen Wikipediaeintrag haben. Da ist es nur konsequent, ihr Haupt als einen grossen Diamanten zu zeigen.
Edition Patrick Frey
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Legende:
Familienfoto zur königlichen Hochzeit, 1947: Alle Gäste tragen das Gesicht des kleinen Jungen (rechts unten mit den Hosenträgern). Er sah offenbar etwas, was ihn sehr erstaunte. Sein überraschter Gesichtsausdruck fällt im Originalfoto kaum auf – jetzt umso mehr.
Edition Patrick Frey
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Legende:
Die Queen als Flamingo ohne Kopf (von Alice im Wunderland inspiriert?). Das Foto entstand 1953 in Neuseeland.
Edition Patrick Frey
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Die beiden Brüder Ramin und Rokni Haerizadeh mussten 2009 ihre Heimat Iran verlassen, da die Behörden sie aufgrund der sexuellen und politischen Inhalte ihrer Kunst verfolgten. Zusammen mit dem befreundeten Künstler Hesam Rahmanian wohnen und arbeiten sie in einem riesigen Studio in Dubai.
Der schwere Bildband «Her Majesty» erschien im Jahr 2013 zum 60. Thronjubiläum von Queen Elizabeth II. Das Buch ist untertitelt mit «The extraordinary public and private life of the world’s most famous monarch» («Das aussergewöhnliche öffentliche und private Leben der berühmtesten Monarchin der Welt»). Es zeigt hunderte Fotos aus dem Leben der Queen: Elizabeth als Baby, Elizabeth mit den Beatles, Elizabeth beim Autofahren. Die Fotos sind teils bekannte, ikonografische Vermächtnisse, teils noch nie veröffentlichte Aufnahmen.
Was mit so einem Bildband passiert, wenn man ihn in einer Künstler-WG herumliegen lässt, zeigt nun «Her Majesty?». Es ist derselbe, schwere Bildband über das fotogene Leben der Queen – doch schon das grosse, dazugemalte Fragezeichen im Titel kündigt an: Hier wird eine Institution in Frage gestellt.
Bis zur Unkenntlichkeit verziert
Es ist das Gemeinschaftswerk der drei iranischen Künstler Ramin Haerizadeh, Rokni Haerizadeh und Hesam Rahmanian, die zusammen im Exil in Dubai leben. Abwechselnd bearbeiteten sie jeweils eine Seite des über 300 Seiten starken Buches: In ihren Händen wird die Queen bis zur Unkenntlichkeit verziert, bemalt, zerschnitten und beklebt.
Die Künstler gehen ohne Ehrfurcht, aber liebevoll mit ihrem Motiv um: Die Queen wird als Pinguin porträtiert, trägt als Kleid ein Salatblatt und als Kopf eine Tomate oder verschwindet ganz hinter abstrakten Mustern.
«Ein Delirium voll scharfen Witzes und ein grandioses Meisterwerk der Zeichnungs- und Collagekunst», nennt Daniel Baumann, Direktor der Kunsthalle Zürich, das Buch. Beim Blättern durch die oft surrealen Bilder wird dem Betrachter der anachronistische Personenkult um die Monarchin bewusst.
Wenn bei einem offiziellen Staatsempfang sämtliche Würdenträger Tierköpfe tragen und die Queen von einem Krokodil beknickst wird, dann wird das strenge, royale Protokoll als verstaubte Nostalgie satirisch entlarvt. Der Hofstaat ist ein Zoo, dessen Direktorin seit über 60 Jahren auf einem rosa Elefanten fest im Sattel sitzt.
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