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Kunst Mobil und vernetzt: Fünf junge Künstler und ihre Ateliers

Was für eine Rolle spielt das Atelier heute? Ziehen sich junge Kunstschaffende heute immer noch an einen einsamen Ort zurück, um ihre Werke zu schaffen? Fünf Schweizer Künstlerinnen und Künstler unter 40 antworten und gewähren einen Einblick in ihr Atelier.

«Ich habe mein Atelier letztes Jahr aufgegeben.» «Der feste Arbeitsplatz ist Geschichte.» «Zur Zeit habe ich ein temporäres Atelier in Bangkok.» Die Frage an junge Schweizer Künstler nach ihrem Atelier zeigt ein ganz anderes Bild als das traditionelle: Von fünf befragten Künstlern produzieren gerade mal zwei ihre Werke in einem eigenen, dauerhaften Arbeitsraum. Wobei einer relativiert, dass auch er die Hälfte der Zeit ausserhalb seines Ateliers arbeitet.

Zu gross für ein Atelier

Ist das Bild also veraltet, dass sich Künstlerinnen und Künstler zum kreativen Schaffen in einen eigenen Raum zurückziehen? Sind auch Künstler heute eher «moderne Nomaden» – wie es Soziologen immer mehr Menschen nachsagen –, deren Kunst überall entstehen kann? Bei der jungen Künstlerin Maja Hürst ist es tatsächlich so: Sie ist praktisch permanent auf der ganzen Welt unterwegs, momentan arbeitet sie als «artist in residence» in Bangkok. Die Frage des Arbeitsraums ist für sie auch eine Frage der Ansprüche: «Wenn es sein muss, kann ich mir auch ein temporäres Atelier auf einer Parkbank einrichten.»

Das Projekt «u40»

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Wer sind die Künstler unter 40 in der Schweiz und wie ist ihre Kunst? Das Projekt «u40» von SRF Kultur gibt während mehreren Jahren einen Einblick jenseits der Klischees in das Werk und Leben von fünf jungen Schweizer Künstlerinnen und Künstlern.

www.srf.ch/u40

Die Lausannerin Claudia Comte hat ihr Atelier in Berlin vor einigen Monaten freiwillig aufgegeben, ihr Material lagert sie in einem Storage. «Ich war gerade in einem Projekt in Südafrika, diesen Sommer werde ich vor allem in Shanghai sein. Da lohnt sich ein eigenes Atelier nicht.»

Ihre Holz-Skulpturen produziert sie mit der Motorsäge meist vor Ort: Zuerst das Grobe im Wald, dann die Detailarbeit in der Galerie oder im Museum. «Momentan baue ich gerade eine Skulptur von 13 Metern Höhe, das wäre in einem Atelier gar nicht möglich», erklärt Comte. Im Herbst wird sie sich aber trotzdem wieder ein eigenes Atelier suchen.

Die Kunst da machen, wo sie hingehört

Die Baslerin Anja Rüegsegger studiert Kunst und hatte bis vor kurzem ein Atelier an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel. Nun ist das Institut in ein Gebäude eines grösseren Campus gezügelt. Die Studierenden erhalten dort die Möglichkeit einen Arbeitsplatz einzurichten; für jeden Studierenden gibt es eine neue Tischplatte, die je nach Bedarf temporär in den Räumen installiert werden kann.

«Wir haben jetzt noch zwei Atelieräume für alle Studierenden zur Verfügung. Natürlich werden wir uns mehr und mehr einrichten, doch der Platzmangel bleibt problematisch. Unsere Materialien und Werke sollen wir in Plastikkisten und Schränke verstauen, in die sie oft gar nicht passen würden», meint Anja Rüegsegger.

Da sie ihr Studium im Sommer abschliesst, wird sie sich bis dann auch kein eigenes Atelier mehr suchen. «Ich denke, dass ich nach dem Abschluss auch die Wohnung aufgebe und mich einfach auf die Socken mache. Ich möchte möglichst ungebunden sein und die Kunst da machen, wo sie hingehört.»

Ein produktives Chaos

Und wie sieht es aus im Atelier der beiden Künstlern, die tatsächlich ein eigenes haben? In beiden Fällen ist es vor allem ein Ort mit viel Material. Der eine, der Westschweizer Julian Charrière, teilt in Berlin mit sieben anderen Künstlern eine 500 Quadratmeter weite Fabriketage in einem ehemaligen Industriegebäude am Rand der Stadt. «Bei uns herrscht das totale Chaos, aber ein produktives Chaos. Hier wird auf Hochtouren produziert. Da entsteht neben der Kunst auch überall viel Restmaterial, das nicht immer rechtzeitig entsorgt wird», sagt er.

Ein Atelier zu acht, geht das? Julian Charrière meint: «Es hat Vor- und Nachteile. Wenn andere Künstler in der Nähe sind, kann man sich jederzeit austauschen. Das schärft Ideen, die noch nicht reif genug waren. Und man kann zusammen teure Maschinen kaufen, zum Beispiel einen grossen Stahlschneider.» Umgekehrt halte man es aber fast nicht mehr aus, wenn gleich mehrere in den letzten Zügen vor einer Ausstellung stehen: «Dann hämmert und dröhnt es permanent aus allen Ecken, und es gibt praktisch kein Durchkommen mehr.»

Eine Art Labor

Der St.Galler Beni Bischof ist demgegenüber der einzige der fünf Künstler, der ein Atelier ganz für sich hat. Beni Bischof: «Hier habe ich Ruhe und ich kann machen, was ich will.» Er sieht aber auch eine Kehrseite: «Die Arbeit im Atelier ist eine einsame Sache. Das hält man nicht immer gleich aus.» Für Beni Bischof ist das Atelier eine Art Labor: «Es ist ein geschützter Raum. Für meine Arbeit, für Konzentration oder sonst Arbeiten, die man machen kann, ohne beobachtet oder gleich beurteilt zu werden.»

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