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Ein Haufen vergoldeter Bilderrahmen.
Legende: Ein Fehler: Geerbte Gemälde grosszügig zu entsorgen, bloss weil die Rahmen mehr Wert zu haben scheinen. Getty Images

Kunst Müll oder Museum? Über das Leben der Kunst nach dem Tod

Wer einen Kunstnachlass erbt, ist häufig überfordert. Was behalten? Was wegschmeissen? Erst sichern, dann sichten, sagt Kunsthistoriker Franz-Josef Sladeczek. Und nimmt auch die Künstler selbst in die Pflicht.

Sie sagten einmal, die Sache mit den Kunstnachlässen sei ein Fiasko. Warum?

Franz-Josef Sladeczek: Weil alle Akteure in der Kunstwelt die Künstler protegieren, Künstlerkarrieren fördern, Künstler aufbauen. Das funktioniert solange gut, bis der Künstler seinen Zenit erreicht hat und aufs Alter zudriftet. Und dann? Was passiert mit dem aufgebauten Werk? Darum kümmern sich diese Akteure nicht. Künstlerkarrieren werden gefördert. Doch was hinterher sein wird, darum kümmert sich niemand.

Zur Person

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Legende: ZVG

Franz-Josef Sladeczcek ist Experte auf dem Gebiet «Kunstnachlässe». Er ist Kunsthistoriker, Gründer der Kunstberatungsfirma ARTexperts sowie Mitautor des Buches «Sammeln und Bewahren» (Benteli-Verlag).

Sie meinen also, dass Kunstschaffende im Alter im Stich gelassen werden?

Insofern, als dass Künstler bestimmte Erwartungshaltungen haben. Und die gehen oft in Richtung Museen. Man muss aber klarstellen, dass Museen nicht die richtigen Adressen sind. Sie haben andere Funktionen: nämlich zu sammeln, zu forschen, zu vermitteln. Mit anderen Worten: Es braucht andere Kanäle, andere Institutionen, die hier Hilfe anbieten.

Nämlich?

Archive für Künstlernachlässe, die es in Deutschland schon seit Jahrzehnten gibt. In der Schweiz gibt es das «Archiv Arte», das 1998 gegründet worden ist. Es ist ein Archiv in erster Linie für Künstlerinnen-Nachlässe. Es gibt «Art-Dock» in Zürich. Es gibt die Art-Nachlass-Stiftung in Bern. Es gibt also Ansätze, da man erkannt hat: Allein mit der Künstlerförderung und mit Stipendien ist es nicht getan. Wir müssen auch bereit sein, uns für den Künstlernachlass zu engagieren. Die Schweiz ist da noch ein Diaspora-Land.

Eine schweizerische Beratungsstelle für Kunstnachlässe entsteht derzeit unter der Federführung des Schweizerischen Institutes für Kunstwissenschaft in Zürich. Aber mal abgesehen von Institutionen: Haben nicht auch Künstler, Künstlerinnen selber eine Verantwortung für ihren Nachlass?

Natürlich haben sie eine Verantwortung. Denn niemand weiss so viel über das eigene Werk wie der Künstler selbst. Ich erwarte nicht, dass der Künstler zum Archivar seines eigenen Werkes wird. Erwartet werden kann hingegen, dass er beiträgt, wichtige Informationen zur Aufbereitung des Werks zu geben, die sonst einfach verloren wären, wenn er nicht mehr da ist.

Häufig sind Erben von Kunstnachlässen überfordert. Geben Sie uns einige hilfreiche Tipps?

Die Basis ist erst mal, sich einen Überblick zu verschaffen. Ein Nachlass muss zunächst gesichert werden. Die Steuerbehörde möchte ein Nachlassinventar haben. Es muss sichergestellt werden, dass niemand etwas beiseite schafft. Das ist das Sichern. Dann folgt die zweite Phase der Sichtung, nämlich das Erfassen der Werke. Indem ich sie inventarisiere, entsteht eine Ordnung.

Bei Kunstnachlässen ist der finanzielle Wert jeweils ein grosses Thema. Eine Überbewertung?

Der finanzielle Wert sollte nicht der einzige Faktor sein. Viel wichtiger ist der Erhalt des kunsthistorischen Wertes des gesamten Oeuvres. Es gibt vielleicht Werke, die für den Handel nicht von grossem Wert sind, die aber innerhalb eines Schaffens bestimmte Stränge vorzeichnen. Vorstudien etwa und Vorzeichnungen.

Sammler spielen im Kunstbetrieb eine zentrale Rolle. Ohne sie wären Künstler arm dran – und auch Museen. Drei Viertel der Museums-Sammlungen stammen aus privater Hand. Das ergab eine Umfrage in Deutschland. In Ihrem Buch «After Collecting» kritisieren Sie auch die Sammler, was Nachlässe betrifft.

Ja, auch Sammler tragen eine grosse Verantwortung. Leider erleben wir auch da häufig, dass sie ähnliche Einstellungen haben wie Kunstschaffende. Sie kümmern sich nicht darum, was einst mit dem Oeuvre passiert. Sammeln bedeutet nicht nur, zu kuratieren, die Werke auszustellen, sich an ihnen zu erfreuen. Sondern es heisst eben auch: mich um den Sammlungsnachlass zu kümmern, so dass nicht alles nach dem Motto geschieht: «Nach mir die Sintflut».

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