Die Geschichte der Beltracchis ist nicht nur eine Fälschergeschichte sondern auch eine besondere Familiengeschichte. Beltracchi produzierte seine Werke im Geheimen. Nur gerade seine Frau, die die Bilder in den Kunstmarkt schleuste, wusste innerhalb der Familie, was Wolfgang tat. Vor Kindern und Freunden ein Geheimnis zu haben, sei ihm nicht schwer gefallen. Denn er musste nie lügen, sagt Beltracchi. Es wurde ja nicht genauer nachgefragt.
Kinder erfuhren die Wahrheit aus der Zeitung
Seine beiden Kinder, Franziska und Manuel, waren ahnungslos. Sie erfuhren die Wahrheit auf spektakuläre Art – bei der überraschenden Verhaftung der Eltern durch ein grosses Polizeiaufgebot. Franziska, heute 21 Jahre alt, erzählt, wie es war, als Teenager vom unbekannten Vorleben ihrer Eltern in der Zeitung zu lesen. Und wie sie damit fertig wurde, von einer Minute auf die andere ohne Eltern zu sein und Monate lang nichts mehr von ihnen zu hören, weil sie in U-Haft sassen.
Beltracchi behauptet, er könne jeden Maler malen. Wie gut er es kann, soll der Fälscher nun beweisen. Beltracchi porträtiert seine Tochter Franziska im altmeisterlichen Stil des Renaissancemalers Sandro Botticelli (1445 – 1510). Eine Premiere für den Meisterfälscher. Im Typ der Renaissance-Frauen sehen die Eltern eine grosse Ähnlichkeit zu ihrer Tochter.
Ein Tribut an die Schönheit für die Tochter
Vorlage fürs Porträt ist das berühmte Gemälde «Geburt der Venus». Nach alter Meistersitte stellt er die Ei-Temperafarben selber her, lasiert das Bild mit rund zwei Dutzend Farbschichten und veredelt es mit viel Gold. Immerhin hatte Botticelli mit seiner «Geburt der Venus» das Ideal der weiblichen Schönheit gefeiert.
Kein Zweifel, er ist einer der raffiniertesten Kunstfälscher unter der Sonne: Wolfgang Beltracchi. 35 Jahre lang, bis zur Verhaftung 2010, hat er sein aussergewöhnliches Talent eingesetzt, um Bilder im Stil anderer zu malen. Einhundert namhafte Maler will er gefälscht haben. Die Gutachter, die Galeristen, die Museumsdirektoren flogen auf ihn. Bis er selber aufflog. Wegen eines falschen Pigments.
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