Die Ausstellung «Paul Klee: Making visible» legt den Schwerpunkt auf die Bauhaus-Zeit eines Malers, der auf der Insel lange als Geheimtipp galt. Sie umfasst die Zeit von 1910 bis 1940. Eine neue Sicht auf das Schaffen von Paul Klee will die Tate Modern bieten.
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Ausserdem betonen die Ausstellungsmacher, dass Klees Werk nun zum ersten Mal so gezeigt werde, wie er es selbst sortiert habe. Das heisst, die Werke sind so zu gruppieren, wie sie von dem Künstler im Studio geschaffen oder für Ausstellungen ausgesucht wurden.
Den Anfang machen die Beiträge zur bildnerischen Formlehre aus dem Jahr 1921 und Klees Bilderverzeichnis, in dem er sein Werk geradezu obsessiv inventarisierte.
Von hier aus geht es weiter durch 17 Abteilungen bis zum Todesjahr 1940. Die rund 130 Exponate sind chronologisch gereiht und den Maltechniken und Motivphasen des Künstlers zugeordnet: unter Überschriften wie «Stufung» oder «Dämmerung».
«Die Linie ist ein Punkt, der spazieren geht.»
Bekannte theoretische Leitsätze des Lehrers Klee fungieren als Wegweiser: «Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar» oder: «Die Linie ist ein Punkt, der spazieren geht.» In kleinen, intimen Räumen, in denen man den einzelnen Bildern sehr viel Platz lässt, sollen sich die theoretisch-systematischen Ansätze Klees und die Beziehungen zwischen Linie, Form und Farbe erschliessen.
Die Vertiefung ins einzelne Bild lässt erkennen, welche Rolle das Unbewusste, Intuitive bei Klee spielt. Ob Aquarell oder Ölpause: man spürt, der Künstler wusste oft selbst nicht, welchen Ausgang die Spaziergänge mit Punkt und Farbe nehmen würden. Was sich ausserdem zeigt ist Klees Humor und seine satirische Ader: Bildtitel wie «Denkmal des Kaisers» oder «Komödie» deuten es an.
Kein weltentrückter Träumer
Das Verspielte und das Surreal-Traumhafte, das ist typisch Klee. Und doch widerlege diese Schau das Vorurteil vom entrückten, verschlossenen Träumer Paul Klee, sagt Tate-Kurator Matthew Gale: «Klee entzog sich gern, gerade während seiner Lehrtätigkeit am Bauhaus in den Jahren 1921 bis 1931, als er sich permanent gefordert fühlte. Aber es war kein Rückzug aus der Welt. Vielmehr ging es ihm in der Art, wie er arbeitete und über sein Schaffen Buch führte, immer darum: Wie bringe ich mein Werk ans Publikum?»
Verspielt und methodisch zugleich
Unterstützt wurden die Ausstellungsmacher in London vom Zentrum Paul Klee (ZPK) in Bern. Die zahlreichen Leihgaben aus den USA, so ZPK-Kurator Michael Baumgartner, unterstreichen, «wie wichtig Klee in amerikanischen Sammlungen ist. Diese Dimension des Künstlers wird zu Hause gern vergessen.»
Und noch etwas zeige diese Werkschau sehr schön, findet Baumgartner: «Dieses Leichte, dieser spielerische Umgang und auch das Aufbrechen der grossen Formen in eine Klee’sche Welt des Bildes, die spielerisch ist, die aber immer basiert auf einer unglaublichen Methodik. So wie das bei Klee zusammenkommt, ist das einmalig.»
Die Vielseitigkeit, Innovationskraft und der Ideenreichtum des Künstlers, der immer an mehreren Bildern gleichzeitig arbeitete, steht sichtbar im Zentrum der Schau in der Tate Modern. Und obschon das eine oder andere zu kurz kommt – die grosse Farbenexplosion nach der Tunisreise 1914, dürfte der Tate ein volles Haus bescheren.