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Bild 1 von 19. Im Eingangsbereich der «Ecole 42» hängen internationale Hochkaräter: «Hole in the Morning» von Evol, links. Die Arbeit entstand 2014 im Atelier, mit Sprühdose auf Pappe, die auf eine Holzplatte montiert wurde. Rechts daneben ein mit Schablone besprühtes Verkehrsschild des Künstlers Banksy (2008). Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 19. Nicht zu schade, um über Mülleimern zu hängen: Ein Werk des Künstlers Gilbert, auf Holz gesprüht. Daneben thront eine Skulptur aus Marmor, ein ungewöhnliches Material in der Street-Art. Der Totenkopf trägt den Namen «Renaissance» (2012) und stammt von dem Künstler Roti. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 19. Shepard Fairey, besser bekannt als Obey, ist ein US-amerikanischer Künstler, Illustrator und DJ. Er kommt aus der Skateboard-Szene. Die Boards neben seinem Werk sind aber keine Anspielung auf die Szene. Damit rollen Studenten jeden Tag in die Schule, in die «Ecole 42». Ein stimmiges Gesamtbild. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 19. Der amerikanische Künstler Swoon arbeitet auf der Strasse, aber auch mit unterschiedlichen Medien. Das in der «Ecole 42» ausgestellte Werk ist ein Klebebild, das hier auf eine Holzplatte gezogen wurde – so aber auch vom Künstler im öffentlichen Raum angebracht wird. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 19. Madame, auch Madame Moustache genannt, ist eine der wenigen bekannten Frauen in der Szene. Im Aussenraum gestaltet diese grossformatige Wände, für den Innenraum erarbeitet sie aufwändige Collagen. Hier: «Pour être sûre de ne plus me retrouver» (2016). Bildquelle: SRF.
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Bild 6 von 19. Ein untypisches Werk des US-amerikanischen Künstlers Shepard Fairey – eine Skultur – steht neben einem untypischen Museumsobjekt: Der französische Künstler Rero hat ein Portrait des ehemaligen Finanzministers Dominique Strauss Kahn auf einen Kondomautomat gesprüht. Bildquelle: SRF.
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Bild 7 von 19. Nach den Attentaten auf die Redaktion des Satiremagazins Charlie Hebdo entstanden 2015 unzählige Werke mit dem Schriftzug «Je suis Charlie». Dieses Werk ist eine Leinwandarbeit des Künstlers Gris1 zu einem Wandbild, das dieser 2015 in Lyon gesprüht hat. Bildquelle: SRF.
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Bild 8 von 19. Auf dieser Leinwand verwendete der Künstler Katre Acrylfarben und Spraydosen: Er verwendet damit die Malweise auf der Strasse und die klassische Malerei im Atelier. Bildquelle: SRF.
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Bild 9 von 19. Die Werke des Künstlers MOMO zeigt, was alles zur Street-Art gezählt werden kann. In den abstrakten Acryl-Bildern (Ohne Titel, 2015) erinnert allenfalls der schwarze Punkt rechts an seinen Ursprung in der Sprayer-Szene. Bildquelle: SRF.
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Bild 10 von 19. JRs Werke sind zu gross, um sie im Museum zu zeigen. Seine schwarz-weissen Portraits zieren ganze Gebäude und Häuserzeilen. In der «Ecole 42» hängt ein von JR handsigniertes Foto. Das ist bei weitem nicht so eindrucksvoll wie seine Arbeiten im Aussenraum – aber selten. Bildquelle: SRF.
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Bild 11 von 19. Der französische Künstler Gilbert überträgt in diesem Werk die Formensprache der Graffiti – Linien – auf Holz. Der Künstler arbeitet im Atelier an Collagen und Bildern, arbeitet aber auch (weiterhin) auf der Strasse. Bildquelle: SRF.
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Bild 12 von 19. Der französische Künstler Erell hinterlässt an allen Ecken und Enden der Stadt Muster, wie dieses auf Leinwand im Vordergrund. Im Hintergrund hängt ein Werk des Pariser Künstlers Madame, der häufig mit einem Schnauzbart unterzeichnet: «J'embrassais (parfois) le passé pour rester debout.» Das Werk ist ein Druck auf Metall. Bildquelle: SRF.
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Bild 13 von 19. Die Werke des französischen Künstlers DRAN gehören für den Sammler Nicolas Laugero Lasserre zu den Herzzstücken der Sammlung: Der Künstler aus Toulouse hat mit Graffiti begonnen, arbeitet nun auch als Illustrator. Charakteristisch für sein Werk ist eine knallbunt vorgebrachte Konsumkritik. Bildquelle: SRF.
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Bild 14 von 19. Eine Anspielung auf Banksy: Der Künstler hat die Worte «What are you looking at?» an unterschiedlichen Orten neben Überwachungskameras angebracht. Der nachgemachte Schriftzug in der «Ecole 42» ist als Hinweis darauf zu verstehen, wie Künstler den öffentlichen Raum kommentieren. Bildquelle: SRF.
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Bild 15 von 19. In einem der Arbeitsräume hängt ein Bild des portugiesischen Street-Art Künstlers Alexandre Farto, bekannt unter dem Künstlernamen Vhils. Im öffentlichen Raum arbeitet dieser in unterschiedlichen Schichten: malt, fräst, sprengt weg. Diese Arbeitsweise deutet er in diesem Gemälde an. Bildquelle: SRF.
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Bild 16 von 19. Die Dachterrasse der «Ecole 42» wird von den Studenten nicht genutzt, sie verwahrlost. Dabei gibt sie einen Blick frei auf ein Wandgemälde des französischen Künstlers Romain Froquet: «Le Mur de l'Age d'Or». Bildquelle: SRF.
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Bild 17 von 19. Einige Werke des Künstlers Erell vermitteln im Museum ein Gefühl von draussen: Hier und da erblickt man beim Schlendern auf dem Boden oder an den Wänden der Schule seine aufgeklebten Muster. Hier gesehen und als Werk des Pariser Künstlers identifiziert, erkennt man seine Erells «Handschrift» auf der Strasse leicht wieder. Bildquelle: SRF.
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Bild 18 von 19. Andy Warhol, Jean-Michel Basquiat, Keith Haring, Ian Curtis und Sandrine Bonnaire in einem Schablonenwerk des Künstlers Jef Aérosol. Dies ist eines der wenigen Werke im Museum, das draussen, im öffentlichen Raum, entstanden ist und gekauft werden konnte. Bildquelle: SRF.
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Bild 19 von 19. Nein, das ist keine Kunst: Fünf Tage die Woche ist die «Ecole 42» eine Schule und kein Museum. Zudem eine, in der 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche studiert werden kann. Aber auch geduscht oder geschlafen, wie Handtücher über den Geländern und Isomatten unter den Tischen zeigen. Bildquelle: SRF.
- Nach Amsterdam und Sankt Petersburg gibt es mit «Art 42» in Paris das dritte Street-Art-Museum weltweit.
- 150 Werke von 50 Künstlern sind auf 4000 Quadratmetern ausgestellt: ein Who-is-Who der internationalen, vor allem aber der französischen Urban Art.
- Alle Werke sind eine Leihgabe des Privatsammlers Nicolas Laugero Lasserre, dem Begründer des Mobilfunkanbieters Free.
Ein Who is Who der Street-Art
Fünf Tage die Woche schaut hier kaum jemand auf zur Kunst. Da stieren Informatik-Studenten auf Bildschirme.
Dienstags und samstags aber drücken sich Besucher an Rechnern und Studenten vorbei und blicken auf 150 Kunstwerke: Auf Banksys, Futura 2000s oder Obeys, die neben dem Aufzug, im Treppenaufgang oder über den Computern hängen.
Ein unkonventionelles Museum
Was auf den ersten Blick ein verqueres Gesamtbild ergibt, ist stimmig – besonders in Hinblick auf das Konzept:
«Um hier Informatik zu studieren, braucht man kein Diplom. Das ist eine unkonventionelle Schule und jetzt auch ein Museum für unkonventionelle Kunst», sagt Kuratorin Alissa Phommahaxay.
«Gratis, die DNA der Street-Art»
Alle ausgestellten Werke gehören Nicolas Laugero Lasserre, dem Gründer des Mobilfunkanbieters Free. «For free» stellt er seit dem 1. Oktober der «Ecole 42» auf 4000 Quadratmetern seine private Sammlung aus. «Denn gratis, das ist die DNA der Street-Art.»
Zur DNA der Street-Art gehört auch – zumindest in ihrer ursprünglichen Form – die Aura der Strasse. Diese ist im Museum nur zu erahnen: Steht man vor einem besprühten Kondom-Automaten des New Yorker Künstlers C215, einem bemalten, abgerissenen und wieder aufgestellten Lattenzaun von Jef Aérosol oder einem von Banksy beklebten Strassenschild.
Respekt auf der Strasse verkauft sich gut
Die meisten Werke sind Atelier-Arbeiten. Künstler wie Futura 2000, Shephard Fairey oder Blu haben Leinwände, Plakate oder Collagen eigens zum Verkauf gemalt oder gesprüht; für Galerien und Sammler.
Ist das noch Street-Art? «Ja», sagt Kuratorin Alissa Phommahaxay. «Alle Künstler arbeiten auf der Strasse und im Atelier. Beides macht ihr Werk aus. Zumal: Nur wer auf der Strasse Respekt bekommt, der wird von Galerien und Sammlern hoch gehandelt – und schafft es ins Museum.»
Das Museum zeigt: Die Atelier-Arbeiten haben einen eigenen Reiz: Sie sind nicht unter Zeitdruck entstanden, sind häufig komplexer und ausgefeilter als die Energebnisse auf der Strasse.
Museum als Ort der Dokumentation
Die Preise für Street-Art schiessen in die Höhe, die Diskussion, ob der Verkauf an Galerien ein Ausverkauf der Kunstbewegung ist, ist beinahe 40 Jahre alt. Trotzdem ist Street-Art in der Kunstwelt bis heute nicht hoch angesehen. Nach Amsterdam und Sankt Petersburg ist Paris erst die dritte Stadt mit einem Museum für Urban Art.
Ob es höchste Zeit ist für Street-Art-Museen oder (zu) früh für diese relativ junge Kunstform, mag Street-Art-Expertin und Galeristin Magda Danysz nicht beurteilen. Gut findet sie es auf jeden Fall: «Ein Museum trägt zum Ansehen der Street-Art bei. Ausserdem geht es dabei darum zu dokumentieren, zu analysieren und forschen zu können.»
Street-Art kann vieles sein
Dass dafür auch Kunstwerke konserviert werden, die darauf angelegt sind, vergänglich zu sein – zu verwaschen oder übermalt zu werden – schade dem Ansehen der Kunst nicht. Es liege bei jedem Künstler zu entscheiden, ob die eigenen Werke ausgestellt werden dürfen.
«Art 42» in Paris ist kein richtiges Museum und will das auch nicht sein. Die Wirkung von Werken auf der Strasse kann es nicht zeigen und will das auch nicht. Was das Museum will, ist Augen öffnen und das kann es: Dafür, dass aus der ursprünglichen Strassenkunst unterschiedliche Formen entstehen und dafür, dass Street-Art auch ohne den Reiz des Monumentalen grossartig sein kann.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 11.10.2016, 17.15 Uhr.