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Bild 1 von 7. Steve McQueen, Bear, 1993, Videostill, Courtesy the Artist / Marian Goodman Gallery, New York / Paris and Thomas Dane Gallery, London. Bildquelle: Steve McQueen.
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Bild 2 von 7. Steve McQueen (16. März - 1. September 2013) im Schaulager: Bear, 1993, Installationsansicht, Courtesy the Artist / Marian Goodman Gallery, New York / Paris and Thomas Dane Gallery, London © Steve McQueen. Bildquelle: Tom Bisig, Basel.
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Bild 3 von 7. Steve McQueen, Deadpan, 1997, Videostill, Courtesy the Artist / Marian Goodman Gallery, New York / Paris, and Thomas Dane Gallery, London. Bildquelle: Steve McQueen.
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Bild 4 von 7. Steve McQueen, Five Easy Pieces, 1995, Videostill, Courtesy the Artist / Marian Goodman Gallery, New York / Paris, and Thomas Dane Gallery, London. Bildquelle: McQueen.
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Bild 5 von 7. Steve McQueen, Western Deep, 2002, Videostill, Courtesy the Artist / Marian Goodman Gallery, New York / Paris and Thomas Dane Gallery, London. Bildquelle: Steve McQueen.
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Bild 6 von 7. Steve McQueen, Charlotte, 2004, Filmstill, Emanuel Hoffmann-Stiftung, Courtesy the Artist. Bildquelle: Steve McQueen.
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Bild 7 von 7. Steve McQueen, Western Deep, 2002, Videostill, Courtesy the Artist / Marian Goodman Gallery, New York / Paris and Thomas Dane Gallery, London. Bildquelle: Steve McQueen.
Berühmt geworden ist er mit einem Stunt: Steve McQueen steht vor einer Hauswand und wartet. Langsam löst sich die Wand hinter ihm und fällt auf ihn herunter. Er verzieht keine Miene und bleibt einfach stehen. «Deadpan» heisst das Videostück, was so viel heisst wie «mit ausdruckslosem Gesicht». Denn genau dort, wo McQueen steht, ist eine Fensteröffnung, die ihn den Fall der Wand unbeschadet überstehen lässt.
In einem Interview anlässlich seiner Retrospektive in Basel erzählt er von diesen Dreharbeiten: «Erst haben wir die Szene mit einer Vogelscheuche getestet. Dann hatte ich diesen tollen Stuntman, er war mein Coach, er hat mich jedes Mal wie hypnotisiert.»
Witzige Filmexperimente in den 90ern
Steve McQueen ist gross geworden mit der zweiten Welle der Young British Artists (YBA). Seine Film- und Videoinstallationen gehörten in den 90er Jahren zum experimentierfreudigsten und witzigsten jener Zeit. Angelehnt an die formalen Filmexperimente der 60er Jahre, entwickelte er eine raffinierte visuelle Filmsprache.
So hat er mit «Catch» (1997) eine simple, wie auch bestechende Idee: Man schmeisse eine laufende Kamera zwischen zwei Leuten hin und her und nehme das Ganze auf Videotape auf. Steht man vor der Projektion von «Catch» verliert man schnell den Boden unter den Füssen. Oder in «Drumroll» (1998) befestigt er eine Kamera in einem Kanister, den er durch New York rollen lässt. Die Stadt der Hochhäuser erlebt man so «Upside down».
Politische Videos
Mit den «00er» Jahren kommt die Politisierung seiner Kunst. Seine Filmexperimente wendete er fortan in den Goldminen von Südafrika oder bei den Kobalt-Schürfern im Kongo an. Kein Ort ist ihm zu gefährlich, kein Thema zu abwegig. In den Schächten der Mienen dreht er unter den widrigsten Umständen mit Filmmaterial wie «Super 8», nur um den Staub in der Luft so gut wie möglich auf körniges Filmmaterial zu bannen. Mit dem renommierten «Turner Prize» in der Tasche und international in der Kunstwelt herumgereicht, gelingt ihm etwas, was nur wenige schaffen. Er erhält vom britischen Fernsehsender Channel 4 das Angebot einen Spielfilm zu drehen.
Das Thema ist ihm sofort klar und bringt ihn zurück zur britischen Geschichte. Es ist der Nordirland Konflikt in den 80er Jahren und der Fall Bobby Sands: Ein IRA Kämpfer, hungert sich aus Protest in einem nordirischen Gefängnis zu Tode. Neun weiter Insassen sterben. Diese unheimliche Geschichte ist für McQueen einer der grössten Skandale der letzten 30 Jahre britischer Geschichte.
Verstörende Bilder und wenige Worte
Es gibt kaum einen Film, der so detailbesessen den Protest, die Brutalität und den Alltag in einem Gefängnis aufzeichnet, wie «Hunger» (2008), McQueens Regiedebut. Durch die unkonventionelle Herangehensweise in seiner Kunst entwickelte er für den Spielfilm eine Filmsprache, die teilweise ohne Dialoge mit unglaublichen starken Bildern auskommt.
In einer Szene basteln die Häftlinge mit Essensresten Dämme, um aus Protest ihren Urin in den Gefängnistrakt umzuleiten. In den ersten 20 Minuten des Films wird kaum gesprochen und doch wird man getragen von verstörenden Bildern.
Künstler der Briten im Irakkrieg
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In seiner Kunst hat ihn vor allem der Irakkrieg beschäftigt. Als offizieller Künstler der britischen Truppen, verbrachte er 2003 eine Woche im Irak. Filmen war nur beschränkt möglich, aber McQueen schuf ein Mahnmal, das bis heute für Kontroversen sorgt. Er schlug vor, alle im Irakkrieg gefallenen britischen Soldaten auf Briefmarken zu verewigen. Mit der Erlaubnis der Hinterbliebenen, entstanden bis heute an die 160 Briefmarken gefallener Soldaten.
Doch trotz Petition und Vorsprechen beim damaligen Premierminister Gordon Brown, weigert sich die Royal Post bis heute die Briefmarken in Umlauf zu bringen. McQueen harrt der Dinge und hofft zusammen mit den Hinterbliebenen, dass es eines Tages soweit sein wird.