Nakazawas autobiografische Bildererzählung «Barfuss durch Hiroshima» gilt als Wegbereiter für den Manga-Comic ausserhalb Japans. Als erster japanischer Comic wurde er 1978 in englischer Übersetzung in den USA und 1982 auf Deutsch veröffentlicht.
Atombombenopfer Nr. 0019760
In «Barfuss durch Hiroshima» erzählt Nakazawa die Geschichte seines Alter Ego, eines sechsjährigen Jungen, der den Atombombenabwurf auf seine Heimatstadt 1945 überlebt und sich durch die Nachkriegswirren schlägt. Nakazawas Vater, ein jüngerer Bruder und eine ältere Schwester starben unmittelbar bei dem Atombombenabwurf. Er selbst litt seitdem an Diabetes mellitus und wurde von den japanischen Behörden als Hibakusha (Atombombenopfer) Nr. 0019760 geführt.
Vom Schildermaler zum Manga-Zeichner
Sein Talent für das Zeichnen entdeckte Nakazawa schon früh, da sein Vater Maler war. Da seine Familie kein Geld für die Highschool besass, machte er eine Lehre als Schildermaler. Im Alter von 22 Jahren zog der inzwischen auch an Leukämie erkrankte Nakazawa nach Tokio und begann seine Karriere als Manga-Zeichner. Dort veröffentlichte er mehrere kürzere Serien für verschiedene Manga-Magazine.
Unpopuläre Thematik Hiroshima
Als 1966 seine Mutter an den Spätfolgen des Bombenabwurfs starb, begann er, sich Gedanken über den Krieg und den Atombombenabwurf zu machen. Kurze Zeit später erschien sein erster Manga «Kuroi Ame ni Utarete», der sich mit der Hiroshima-Thematik auseinandersetzte. Da die Geschichte seinen Redakteuren gefiel, zeichnete er weitere Comics auf Basis des Atombombenabwurfes. Allerdings musste er sie zunächst in Magazinen für Erwachsene mit geringen Auflagen veröffentlichen, da die grossen Verlage die Thematik der Geschichte fürchteten.
Unterrichtslektüre in Japan
Mit der zehnteiligen Comic-Serie «Barfuss durch Hiroshima» im Shueisha-Verlag erreichte Nakazawas Vergangenheitsbewältigung schliesslich einen grösseren Teil der japanischen Gesellschaft, die das Trauma Hiroshima lange verdrängt hatte. «Mangas geniessen kein hohes Ansehen, aber sie erreichen das breite Publikum. Und darauf kam es mir an», sagte Nakazawa im Interview. Heute gehört die Serie in japansichen Primarschulen zur Unterrichtslektüre.
«Barfuss durch Hiroshima» wurde bis heute mehr als zehn Millionen Mal verkauft, in mehrere Sprachen übersetzt, zweimal verfilmt und mit internationalen Preisen ausgezeichnet.