51 Milliarden Euro Umsatz machte der globale Kunstmarkt im Jahr 2014. Auf diese gigantische Summe schätzt ihn zumindest die jährliche Kunstmarktstudie der Kunst und Antiquitätenmesse TEFAF. Was auffällt: Neben der traditionellen Galerie werden Auktionen immer wichtiger. Fast die Hälfte des immensen Umsatzes wird inzwischen ersteigert.
Neue Absatzwege
Entstanden ist das kommerzielle Doppelgestirn Galerie und Auktionshaus um 1850 in Paris, dem damaligen Nabel der Kunstwelt. «Mitte des 19. Jahrhunderts entstehen in Paris ganze Strassenzüge mit Galerien. Damit teilt sich in Frankreich der Markt auf in einen für alte Kunst und einen für Gegenwartskunst», sagt der Kunsthistoriker Lukas Fuchsgruber.
Potenzielle Kunstkäufer mit einem Interesse für Gegenwartskunst konnten so erstmals in einem Galerieviertel flanieren und die Angebote prüfen. Parallel dazu entstand 1852 ebenfalls in Paris ein grosses Auktionshaus mit speziellen Sälen für Kunstauktionen.
Experimentelle Kunst findet eine Öffentlichkeit
Beiträge zum Thema
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Dass beide Institutionen zur gleichen Zeit entstehen, lässt es ziemlich knirschen im Kunstmarkt-Gebälk. Galerien und Auktionshaus gerieten aneinander und mussten ihre Kompetenzen aushandeln. Gleichzeitig sie waren aber auch eine echte Vitalitätsspritze. Denn sie boten erstmals eine Alternative zum jährlichen «Salon», der Ausstellung damals, die das totale Monopol hatte.
Der Salon zeigte aber nur, was laut Lehrmeinung Malerei zu sein hat. Experimentellere Kunst und avanciertere Malerei fanden durch die beiden neuen Verkaufsorte somit überhaupt erst eine Öffentlichkeit. Sie waren aber auch Orte der Vermittlung und der Preisbildung.
Ein Markt jenseits der Millionenverkäufe
Heute gibt es den Salon nicht mehr, die akademische Autorität ist weggefallen. An ihre Stelle ist der Markt getreten. Der Markt, der früher das Korrektiv war, herrscht heute fast unumstritten.
Was dem Kunsthistoriker Lukas Fuchsgruber im Laufe seiner Forschung aber ganz besonders auffiel: Auch heute nutzen unbekannte Künstler Auktionen, um ihre Werke an den Mann oder die Frau zu bringen. Es gibt also eine zweite Reihe, einen Markt jenseits der Starkünstler und der Höchstpreise. Und es gibt eine Auseinandersetzung mit Kunst jenseits des Markts.
Diese zwei Einsichten aus der historischen Entstehungszeit des freien Kunstmarkts sollten wir im Hinterkopf haben, wenn uns in den nächsten Tagen wieder die Kunstmarkt-News erreichen. Oder, wie es Lukas Fuchsgruber formuliert: «Es hat mit der Realität des Kunstherstellens, des Kunstsehens und des Kunstkaufens nicht viel zu tun, wenn wir nur diese Millionenpreise vor Augen haben.»