Ein samtig-blauer Einband mit leuchtend rotem Schriftzug «Longing to Belong». Für die Luzerner Künstlerin Corinne Odermatt ist dieses Buch mehr als eine Bestandsaufnahme ihres Schaffens. Das Buch sei ihr Baby, sagt sie.
Corinne Odermatt zeichnet, stickt, fotografiert und verbindet Motive aus Pop, Trash und Kunst. 2022 erhielt sie ein Stipendium der Frey-Näpflin-Stiftung, das ihr ermöglichte, ein Buch zu produzieren. Für Kunstschaffende ist ein Buch wie eine aussagekräftige Visitenkarte, die man Sammlern und Galeristinnen mitgeben kann.
Lieber handlich als imposant
Corinne Odermatt recherchierte nach Kunstbuchverlagen und traf Judith Luks von der Edition clandestin». Der Kleinverlag aus Biel wird von Luks und Francesca Petrarca geführt. Er veröffentlicht nur sechs bis acht Bücher pro Jahr. Denn Kunstbücher zu machen, ist ein arbeitsintensiver Prozess.
Zu Beginn werden Umfang und Format des Buchs festgelegt. Wie viele Texte sollen rein? Von wem? Corinne Odermatt und Judith Luks entschieden sich für ein handliches Format. «In den letzten Jahren kommen wir immer mehr von den grossen, schweren Büchern mit festen Einbänden weg», sagt Luks. Ein Trend, der auch bei anderen Verlagen bemerkbar ist.
Ein wichtiger Punkt ist die Finanzierung. Kleinverlage haben meist kein Eigenkapital. Stadt, Kanton und Stiftungen werden um Unterstützung angefragt. Manchmal finanzieren Kunstschaffende ihre Bücher selbst mit. Corinne Odermatt war in der angenehmen Lage, dass sie 50’000 Franken von der Frey-Näpflin-Stiftung hatte.
Houchtouriges Katalogbusiness
Die Edition clandestin veröffentlicht Bücher zum Werk einzelner Kunstschaffender und visuelle Literatur. Ausstellungskataloge macht sie nicht. Denn für Verlage rentabel sind nur Bände zu grossen Ausstellungen mit international bekannten Kunststars. Auf diesem Markt spielen nur wenige grosse Verlage mit.
Einer der wenigen Schweizer Verlage, der dort mithält, ist Scheidegger & Spiess in Zürich. Der Verlag wurde 1962 vom Fotografen Ernst Scheidegger gegründet und liegt mitten in der Zürcher Altstadt. Elf Festangestellte gehören zum Team – und ein grosses Netz an freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Pro Jahr publiziert der Verlag 40 bis 55 Titel, die weltweit verkauft werden. Zum Programm gehören Monografien zu bekannten Künstlerinnen und Künstlern aus der Schweiz und aller Welt. Und Kataloge.
«Das Katalogbusiness ist hochtourig», sagt Thomas Kramer, Verlagsleiter bei Scheidegger & Spiess. Die Museen machen Pitches, auf die sich die Verlage bewerben können. Da heisst es, schnell und günstig sein.
Die Museen erfahren manchmal erst spät, welche Werke in eine Ausstellung kommen. Texte und Bilder für den Katalog kommen spät in den Verlag. Trotzdem muss alles termingerecht zur Eröffnung fertig sein. Kramer: «Da muss das Team eigene Herzensprojekte hinten anstellen».
Neue Ideen gesucht
Noch sind Kataloge zu publikumsreichen Ausstellungen für Verlage attraktiv. Doch das Geschäft ist rückläufig: «Der klassische Kunstkatalog ist nicht mehr en vogue», sagt Thomas Kramer. Das habe damit zu tun, dass «viele der grossen international bekannten Künstler schon zehnmal in Büchern drin sind, dass man alles von Picasso schon zehnmal haben könnte.» Es braucht neue Ideen in der Kunstbuch-Branche.