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Kunstsammlung Gurlitt «Guter Zustand, leuchtende Farben»: Bern zeigt Gurlitt-Nachlass

Mit einigen Tagen Verzögerung sind die ersten Werke aus der Gurlitt-Sammlung in Bern eingetroffen. Das Kunstmuseum hat nun sechs davon gezeigt.

Mit einigen Tagen Verspätung sind sie nun in Bern angekommen: die ersten Werke aus der Gurlitt-Sammlung. Wegen Schwierigkeiten beim Zoll wurden die Bilder erst heute vom Kunstmuseum Bern präsentiert.

Von den rund 200 Werken, die ab November in einer grossen Ausstellung im Kunstmuseum gezeigt werden, sind 150 bereits im Besitz des Kunstmuseums Bern. Die meisten Werke wurden als «entartete Kunst» in den 1930er-Jahren von den Nazis in deutschen Museen beschlagnahmt.

Intensive Farben, guter Zustand

Die Bestände aus der Sammlung von Hildebrand Gurlitt umfassen hauptsächlich Arbeiten auf Papier, darunter herausragende Werke des Symbolismus, des Expressionismus, des Konstruktivismus und der Neuen Sachlichkeit. Zu den ausgewählten Werken zählen unter anderem Arbeiten von Otto Dix, Ernst Ludwig Kirchner, Franz Marc, August Macke und Otto Mueller.

Sechs dieser Werke wurden heute den Medien gezeigt. Darunter sind ein Porträt eines Frontsoldaten von Otto Dix, ein Holzschnitt in rosa und schwarz von Ernst Ludwig Kirchner («Melancholisches Mädchen») und eine beeindruckende «Landschaft mit Segelbooten» von August Macke. Ausserdem ein gemaltes Portrait von Otto Mueller in Öl.

«Die an der Pressekonferenz gezeigten Werke sind in einem guten Zustand», sagt SRF-Kunstredaktorin Ellinor Landmann. «Auffällig sind vor allem intensiv leuchtende Farben. Das weist darauf hin, dass diese Werke noch nicht häufig ausgestellt wurden.»

Zwei ergänzende Ausstellungen

Dem breiten Publikum sollen sie im November im Rahmen der Ausstellung «Bestandesaufnahme Gurlitt. Entartete Kunst – Beschlagnahmt und verkauft» in Bern präsentiert werden.

Im Vorfeld der Ausstellung werden die Bilder im eigenen Restaurierungsatelier untersucht und konservatorischen Massnahmen unterzogen, teilt das Kunstmuseum Bern mit.

Im November ist zeitgleich eine grosse Ausstellung mit Werken aus der Sammlung Gurlitt in der Bundeskunsthalle in Bonn geplant. Sie will den Kunstraub durch die Nazis und die Folgen beleuchten.

Werke aus der Sammlung in Bonn:

Zurück zu den Erben

Der deutsche Kunsthändlersohn Cornelius Gurlitt hatte seine Sammlung kurz vor seinem Tod im Jahr 2014 überraschend dem Kunstmuseum Bern vermacht. Gurlitts Vater, Hildebrand Gurlitt, war einer der wichtigen Kunsthändler in Nazi-Deutschland.

Vor seinem Tod hatte Gurlitt zugestimmt, dass die von ihm gesammelten über tausend Werke auf ihre Herkunft untersucht werden. NS-Raubkunst solle den rechtmässigen Eigentümern oder deren Erben zurückgegeben werden.

Diese Verpflichtung hat das Berner Kunstmuseum als Alleinerbin übernommen. Nach Bern sollen laut Vertrag mit den deutschen Behörden nur «saubere» Bilder kommen.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 07.07.17, 17:10 Uhr

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