Fondation Beyeler: Resonanz in Edward Hoppers Bildern spüren
Die Ausstellung des US-amerikanischen Malers Edward Hopper hatte seit der Eröffnung Ende Januar mehrere hunderttausend Besucher in die Fondation Beyeler nach Riehen gelockt. Dann zwang die Corona-Pandemie die Menschen in die Isolation.
Hoppers Bilder wurden zum Sinnbild eines kollektiven Gefühls von Einsamkeit, Stille und Melancholie. Museumsdirektor Sam Keller sagt: «Edward Hoppers Bilder drücken mit seinen verwaisten Räumen und der schützenden sowie einengenden Isolierung ein Lebensgefühl in Zeiten von Corona aus. Ich glaube, es tut den Leuten gut, zu sehen, dass es so etwas gibt. Sie können eine Resonanz zu solchen Werken spüren.»
Diese Resonanz spüren kann man auf 3000 Quadratmeter Museumsfläche. Genug Platz also, um sich innerhalb der Schau mit gebührendem Abstand aus dem Weg zu gehen.
Doch wen erwartet Sam Keller? Immerhin zieht die Fondation Beyeler mit ihrer Lage im Dreiländereck einen Grossteil ihres Publikums aus dem Ausland. «Wir rechnen mit Leuten aus der Nordwestschweiz sowie mit den Hopper-Fans, die von weiter herkommen», so Keller.
Kunstmuseum Luzern: Etwas miteinander teilen ohne sich zu nahe zu kommen
Solange die Grenzen dicht sind und andere Publikumsmagnete wie das Lucerne Festival abgesagt sind, läuft nicht viel im KKL. Fanni Fetzer, die Direktorin des Kunstmuseums, fragt sich, wie lange es wohl dauern wird, bis wir wieder von einer wirklichen Normalität sprechen können: «Werden die Leute aus der Schweiz wenigstens kommen oder wird die gesellschaftliche Stimmung so negativ und deprimiert sein, dass gar niemand mehr das Bedürfnis hat, aus dem Haus zu gehen? Das weiss man im Moment nicht.»
Doch trotz der Ungewissheit, oder vielleicht auch gerade deshalb, empfindet sie Verantwortung. Gegenüber den Künstlerinnen und Künstlern, die vom «Gesehenwerden» leben und für die es tragisch ist, wenn Ausstellungen verschoben oder abgesagt werden müssen, und gegenüber dem Publikum, für das das Museum sowohl die Flucht vor der Realität möglich macht, als auch ein soziales Miteinander schrittweise zulässt.
«Museen haben in der Regel viel Platz und man darf sowieso nichts anfassen. Sie bieten auch einen Moment der Kontemplation und Reflektion. So kann man miteinander etwas teilen ohne, dass man sich umarmen und mit zwei Küssen begrüssen muss», so Fetzer.
Auch sie spürt den Hunger nach Kunst und Kultur. Für wen der Museums- oder Ausstellungsbesuch zum Alltag einfach dazugehört, und wer die Aura und Authentizität der Werke spüren will, lässt sich nicht mit digitalen Angeboten abspeisen.
Kunsthaus Zürich: Wieder Zeit für sich haben
Das Wiederhochfahren des Museumsbetriebs sei zwar einerseits ein Kraftakt, sagt Björn Quellenberg, Sprecher des Kunsthauses Zürich. Andererseits spüre er ganz deutlich: Den Menschen fehle das Kunsthaus, «um mal wieder Zeit für sich zu haben, und gedanklich rauszukommen aus existenziellen Fragen der wirtschaftlichen Situation oder des Familienfriedens»
Damit dies möglich ist, gibt es vorerst keine Künstlergespräche, Symposien oder Führungen. Und auch beim Ticketverkauf wird man auf die Abstandsregeln achten.
«Das rücksichtsvolle Verhalten ist unter Museumsbesuchern schon eingeübt. Und jetzt schaut man noch zusätzlich, dass die erforderliche Distanz eingehalten wird», sagt Björn Quellenberg vom Kunsthaus Zürich.
Das Kunsthaus öffnet etwas später als die anderen, nämlich am 15. Mai 2020, zu sehen dann die Schau «Ottilia Giacometti» und die italienischen Meisterzeichnungen mit dem Titel «Poesie der Stille».