Kaum tritt man in den abgedunkelten Raum des Hauses der elektronischen Künste Basel, springt ein Licht an: In zwei Spiegeln sieht man sich selber. Hier geht es also um uns. Um die Rolle, die wir mit und in der Mode spielen.
Kleidung aus Randen und Getreide
Die Ausstellung «Making Fashion Sense» zeigt Kreationen, Objekte und Videos von verschiedenen Designerinnen und Designern. Da hängen zum Beispiel drei Kleider aus bräunlichem Material. Das grobe Gewebe sind Wurzeln, die Kleider tatsächlich gewachsen.
«Vor allem mit Getreide habe ich experimentiert», sagt Designerin Freya Probst. «Doch auch Samen der Roten Bete sind dabei, die hat rote Wurzeln.» Noch sieht man die Farbe kaum, das Experimentieren geht weiter.
Ein Licht geht auf
Auf einem kleinen Podest hängt ein dunkles Oberteil, an dem Leuchtmittel blinken. Zieht man das Teil an, fangen weitere Lämpchen an zu leuchten.
Clara Daguin hat es entworfen. «Licht ist für mich ein Gestaltungsmittel wie Stickereien oder Perlen», sagt die Designerin, die in den USA aufgewachsen ist. «Aura Inside» heisst ihre Arbeit. «Interaktive Kleidung zeigt auch Verborgenes.»
Eine modische Tarnkappe
Neben solchen Spielereien und Experimenten gibt es in der Ausstellung auch Kreationen, die als Kommentar zur Gesellschaft verstanden werden können.
Der US-Künstler Adam Harvey hat einen Umhang aus versilbertem Gewebe entworfen, der die eigene Wärmeabsonderung blockiert. Das Ganze funktioniert wie eine Tarnkappe: Überwachungskameras können einen nicht mehr orten.
Mode verändert sich, und mit ihr die Gesellschaft
Der Trend gehe bei den Modedesignern in Richtung Nachhaltigkeit, sagt die Modejournalistin und Ko-Kuratorin Katharina Sand. Es gehe um die Veränderung von Materialien und Formen. Und um die Veränderung der Gesellschaft: «Durch die Zusammenarbeit von Künstlern mit Technologie kann man das Bewegungsverhalten und Denkverhalten von Menschen ändern», ist sie überzeugt.
Die Werke stammen einerseits von international renommierten Designerinnen und Designern wie der Holländerin Iris van Herpen oder dem Briten Hussein Chalayan. Andererseits sind auch Kreationen von Modemachenden und Studierenden aus der Schweiz zu sehen.
Viel Kluges, nichts Smartes
Gezeigt wird ein Kleid aus Glasscherben oder ein Turnschuh, der aus Stoff von einem 3D-Drucker gleich in seine elastische Form gebracht wird. Da gibt es Materialuntersuchungen und eine Datenerhebung zum perfekten T-Shirt.
Überraschend ist, dass Entwürfe mit smarten Interfaces oder Oberflächen fehlen, die uns bessere Gesundheit oder ein vernetzteres Leben ermöglichen. Darauf haben die Kuratorinnen bewusst verzichtet. «Damit hat man sich in der Vergangenheit beschäftigt, der Trend ist unterdessen ein anderer», sagt Sabine Himmelsbach, Leiterin des Hauses der Elektronischen Künste und Ko-Kuratorin.
Mode, die man nie wegwerfen muss
Mit am Spannendsten sind Projekte, die sich mit dem virtuellen Raum befassen: Mode, die nur digital existiert – sei es an Avataren, sei es als Filter von Social Media-Apps. «Das trifft den Zeitgeist», sagt Sabine Himmelsbach.
Mode im digitalen Raum: Das ist die Krönung der Nachhaltigkeit. Sie schont Ressourcen, ist anpassungsfähig an Trends – und muss nie weggeworfen werden.