Ein grün-gelbes Nebelmeer wabert über den Köpfen der Besucherinnen und Besucher. Oberhalb einer transparenten Decke treffen farbige Laserstrahlen auf Trockeneis.
Es wirkt wie das Wettergeschehen am Himmel eines fremden Planeten. Oder ein Gebräu im Topf eines Alchemisten – ölig-schmierig, mit der grossen Kelle angerührt.
Wo ist unser Platz im Universum?
Anspielungen auf Biologie und Astronomie ziehen sich durch die ganze Ausstellung. In einem anderen Raum sind es farbige, an die Wand projizierte Lichtkugeln, die sich ganz langsam bewegen. Das Modell eines fiktiven Planetensystems?
Der Künstler als Aktivist
Olafur Eliasson gehört zu den bekanntesten und erfolgreichsten zeitgenössischen Künstlern. Das Umweltthema bewegt ihn.
Er hat schon Eisblöcke aus Grönland aufs europäische Festland transportiert und auf öffentlichen Plätzen aufgestellt. Die Betrachterin und der Betrachter sollten sich so dem Klimawandel und der rasanten Eisschmelze bewusst werden. Auch die Ausstellung «Symbiotic seeing» im Kunsthaus Zürich widmet sich diesem Thema.
Kooperation statt Kampf
Er fordert einen Perspektivenwechsel, der den Menschen als Teil eines grösseren symbiotischen Systems versteht, nicht am obereren Ende einer Hierarchie.
«Die darwinistische Idee, dass der Stärkste immer gewinnt, war nicht unbedingt das Richtige. Vielleicht ist Zusammenarbeit viel stärker», sagt Eliasson. Ein solches Weltbild könnte den Ausweg aus unserem ausbeuterischen, selbstzerstörerischen Modus bieten.
Eliasson und sein Team haben sich von verschiedenen Philosophen und Naturwissenschaftlern inspirieren lassen. Im letzten Raum hängen an einer langen Wand Hunderte von Zetteln: Zitate von Wissenschaftlerinnen und Künstlern, Buchseiten mit Unterstreichungen, Buchcovers von Umweltliteratur und Dokumente über andere Projekte, die Olafur Eliasson zur Umweltthematik gemacht hat. Ein kleiner Blick in eine utopische Zukunft.
Wie kommt das zusammen?
Es ist ein bisschen wie in einem wissenschaftlichen Labor. Viele der ausgestellten Stücke haben Experimentiercharakter, spielen mit optischen Tricks, die die Wahrnehmung verschieben.
Oder sie lassen einen ehrfürchtig Staunen. Die Ausstellung spricht alle Sinne an und lässt einen in fremde Welten eintauchen und vielleicht ein bisschen die eigene Position im Universum reflektieren.
Eine endgültige Erklärung ist nicht die Absicht des Künstlers: «Hier gibt es keine Lösung. Hier hinterfragen wir zusammen mit den Besuchern und Besucherinnen, was ist überhaupt die Idee von Wahrheit.»
Das ist inspirierend und man kann lange verweilen vor der Zettelwand oder in den atmosphärischen Installationen. Trotzdem bleibt am Schluss die Frage, wie das zusammenkommen soll, all diese visionären Ideen und die dazu gezeigte Kunst.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 16.1.2020, 17:10 Uhr.