Er galt als «König der Paparazzi» und lebte von der Sensationslust. Seit den 1960er-Jahren machte sich der New Yorker Fotograf Ron Galella mit Bildern von Prominenten einen Namen. Zu seinen Motiven gehörten Hollywood-Ikonen wie Ava Gardner und Greta Garbo, Sänger von Frank Sinatra bis Lady Gaga und Sportgrössen wie Muhammad Ali.
Dabei scheute der Sohn italienischer Einwanderer selbst vor zweifelhaften Methoden nicht zurück: Er bestach Portiers, Chauffeure und Putzpersonal, um den Stars möglichst nahe zu kommen. Galella machte nie einen Hehl daraus, dass es bei seiner Arbeit ums Geldverdienen ging.
Verprügelt und bespuckt
Die Stars waren wenig begeistert: Marlon Brando brach ihm 1973 den Kiefer und schlug ihm fünf Zähne aus. Jackie Kennedy Onassis verklagte ihn, Elvis Presleys Leibwächter schlitzten ihm die Reifen auf und Sean Penn spuckte ihn an.
Bei Zeitschriften waren seine Bilder begehrt: Seine schwarz-weiss-Fotografien wurden von Zeitschriften wie «Time» oder «Life» gedruckt. Sogar der Pop-Art-Künstler Andy Warhol soll seine Bilder verehrt haben.
Galella gab 22 Büchern heraus – zuletzt ist von ihm Ende 2021 «100 Iconic Photographs – A Retrospective» erschienen. Galella starb am Samstag in seinem Haus in Montville an einem Herzversagen, wie sein Herausgeber mitteilte.
Die First Lady vom Winde verweht
Eins von Ron Galellas bekanntesten Bildern zeigt Jacqueline Kennedy Onassis mit vom Winde verwehten Haaren. Das Foto «Windblown Jackie» gilt als Geburtsstunde der Paparazzi-Kultur.
Galella drangsalierte die ehemalige First Lady so sehr, dass sie in den 1970er-Jahren vor Gericht zog. Er musste fortan mindestens 50 Meter Abstand zu ihr oder ihrer Familie halten. In einem Berufungsverfahren wurde der Abstand auf 25 Meter reduziert.
Im Dokumentarfilm «Smash His Camera» von Leon Gast gestand Galella seine Besessenheit ein. Onassis sei für ihn gewissermassen seine Freundin gewesen.
Fünf Zähne für ein Foto
Galella nahm für seine Bilder keinerlei Rücksicht auf die Privatsphäre seiner Fotomodelle. 1973 folgte er dem Schauspieler Marlon Brando bis in ein Restaurant in New York. Daraufhin rastete der Schauspieler aus und schlug ihm mit einem einzigen Schlag fünf Zähne aus.
Galella verklagte Brando und die beiden einigte sich auf eine Schadenszahlung von 40'000 US-Dollar.
Verhasst, aber auch verehrt
Der König der prominenten Hinterhalte hatte aber nicht nur Feinde. Zu seinen grössten Verehrern gehörte niemand geringeres als Andy Warhol.
In einem Interview mit dem «The Telegraph» sagte Warhol über Galella: «Meine Vorstellung von einem guten Bild ist eines, das scharf ist und eine berühmte Person zeigt, die etwas Anrüchiges tut. Es geht darum, zur falschen Zeit am richtigen Ort zu sein.»
Von Mick Jagger gab es ein «Fuck you»
Die Suche nach der nächsten Sensation trieb Galella an. Meist fotografierte er die Stars ohne deren Erlaubnis. Dafür wurde er beschimpft, aber auch bespuckt.
1983 kam er Jerry Hall und Mick Jagger so nah, dass Jagger nur eine Antwort auf Galellas Arbeit kannte.
Ron Galella war für viele Prominente ein Gauner, der mit unlauteren Mitteln seine Brötchen verdiente. Für viele aber auch weit mehr als ein Paparazzo.
Seine Bilder waren nicht nur bei der Boulevard-Presse beliebt. Fünf Werke von Ron Galella hängen im New Yorker Museum of Modern Art. Was für eine Auszeichnung.