- 2004 wurde das lokale Architekturmuseum Basel zum Schweizerischen Architekturmuseum (S AM) umgetauft. Damit wuchs auch der Anspruch an das Museum.
- Der neue Direktor des Museums heisst Andreas Ruby. Bereits zwei Direktoren vor ihm haben sich am neuen Anspruch des Museums die Zähne ausgebissen.
- Eine Herausforderung ist das Jahresbudget: Es ist mit rund einer Million ziemlich bescheiden – das, obwohl der Bund das private Museum zusätzlich mit 300'000 Franken jährlich unterstützt.
- Eine Konkurrenz für das Museum wird ab 2018 vor allem das Zürcher Architekturzentrum sein.
Es fing alles bescheiden an im Domushaus am Pfluggässlein in Basel. 1984 öffnete das Architekturmuseum Basel seine Tore. Die umtriebige Direktorin Ulrike Jehle Schulte-Strathaus realisierte Ausstellung um Ausstellung über historische Figuren der Schweizer Architekturszene wie Hans Bernoulli oder Hermann Baur.
Auch die damals aufkommenden Stars wie Roger Diener oder Peter Märkli waren präsent. Die erste Direktorin wagte zudem monografische Ausstellungen über internationale Architekten wie Frank Gehry.
Der Anspruch wächst
2004, zum 20-jährigen Jubiläum, wurde dann der Stiftungsrat richtig mutig: Er zügelte das Museum an prominente Lage in die Räume der Kunsthalle und versah das Haus kurzerhand mit dem Adjektiv «schweizerisch».
Damit wuchs der Anspruch schlagartig. Aus dem lokalen Museum wurde auf einen Schlag eine schweizerische Institution. Zumindest auf dem Papier.
Das Museum hat einen Schönheitsfehler
Denn was schön klingt, hatte von Anfang an mindestens einen Schönheitsfehler: Das Haus verfügt über keine nennenswerte Sammlung und hat damit kein eigentliches kulturelles Fundament.
Zudem ist das Jahresbudget von rund einer Million recht bescheiden, obwohl das Museum vom Bundesamt für Kultur einen stolzen Zustupf von 300 000 Franken pro Jahr erhält. Alle Architekturforen in der Schweiz leisten ihre Vermittlungsarbeit übrigens gratis.
Eine schwierige Aufgabe
Bereits zwei Direktoren haben sich am Anspruch des S AM die Zähne ausgebissen. Als ehemalige Architekturjournalistin und Kuratorin hat Francesca Ferguson mit innovativen und bisweilen brillanten Ausstellungen für Aufmerksamkeit gesorgt.
Allerdings liefen die Finanzen dabei aus dem Ruder, so dass der Stiftungsrat kurz vor dem Konkurs die Notbremse ziehen musste. Ihr Nachfolger, Hubertus Adam, hat sorgfältige wie solide Arbeit geleistet. Ein gewiefter Verkäufer war Adam indes nicht.
Ein Hansdampf der Architektur
Nun soll es Andreas Ruby richten. Ruby, 1966 in Dresden geboren, kann viel und ist eine Art Hansdampf in vielen architektonischen Gassen. Als Architekturkritiker und -theoretiker ist er ein gefragter Ausstellungsmacher. Er weiss, wie man grosse Architekturtagungen organisiert. 2008 hat er mit Ilka Ruby den Verlag Ruby Press gegründet und legt regelmässig spannende Bücher über zeitgenössische Architektur vor.
Andreas Ruby gibt zu, dass er am Anfang darüber gestaunt habe, dass das Schweizerische Architekturmuseum eine private Institution und kein Museum des Bundes ist. Nun will er die Zusammenarbeit mit den Hochschulen in Zürich, Lausanne und Mendrisio suchen und später ein architektonisches Quartett durch die Schweiz touren lassen.
Nur die Hälfte der Architekten macht mit
Um sich mit der Schweizer Architektenszene bekannt zu machen, vertraut er für seine erste Ausstellung auf Kollaboration.
Er hat 300 Architekturbüros aus allen Landesteilen angeschrieben und sie um drei Bilder gebeten: von einem relevanten eigenen Projekt in der Schweiz, von einem wichtigen Gebäude eines Kollegen und von einem vernakulären Bau mit Inspirationspotenzial. Nur gut die Hälfte der angeschriebenen Architekturbüros hat mitgemacht.
Viele Bilder – wenig Vermittlung
Aus den 162 Einsendungen hat Ruby die Ausstellung «Schweizweit» konzipiert. Die Ausstellung ist reich an Bildern und arm an Erklärungen und Einordnungen. Die Besucher werden allein gelassen – das ist schade.
Ruby wird sich mehr um Vermittlung bemühen müssen. Denn im neuen Förderkonzept des Bundes für Museen und Sammlungen ist die Vermittlung gross geschrieben.
Unterstützung erhalten künftig Museen mit einer gesamtschweizerischen Ausstrahlung, einer bedeutsamen Sammlung, sowie einer innovativen und vielfältigen Vermittlungsarbeit.
Finanzielle Ungewissheit und Konkurrenz
Finanziell steht für das S AM sehr viel auf dem Spiel. Ob das S AM ab 2018 vom Bund weiterhin pro Jahr 300 000 Franken erhält, ist mehr als ungewiss. Erst recht, weil der Bund nicht mehr zahlt als die öffentliche Hand auf Kantonsebene. Vom Kanton Basel-Stadt erhält das S AM pro Jahr 80 000 Franken.
Zudem erhält das S AM ab 2018 eine ernsthafte Konkurrenz: In Zürich öffnet 2018 das Zürcher Architekturzentrum im Museum Bellerive. Das Zentrum wird nicht nur attraktive Räume haben, sondern gleich neben dem Corbusier-Pavillon liegen und von der Stadt mit 1,66 Millionen Franken pro Jahr unterstützt. Vielleicht entsteht hier das neue Schweizer Architekturzentrum, das Bundesgelder verdient.