Schienenrattern und Durchsagen: Eine Klanginstallation holt die Bahnhofshalle ins Museum für Gestaltung in Zürich. Und wie im Bahnhof sieht es dort auch aus.
Über einer Anzeigetafel hängt ein Mobile mit Bahnhofsschildern: Vevey, Thun, Unterterzen. Die Städtenamen prangen allesamt in weisser Schrift auf dunkelblauem Grund. Allerdings in verschiedenen Schriftarten. Denn vereinheitlicht wurden Bahnhofsschilder, die Beschriftung der Waggons, Briefpapier, Fahrpläne und Piktogramme erst ab 1980.
Josef Müller-Brockmann, ein Pionier der Schweizer Grafik, entwickelte damals das Corporate Design für die SBB. Seitdem haben die Bundesbahnen im ganzen Land einen einheitlichen Look.
Ein Mammutprogramm
An diesem vielfach preisgekrönten Look halten die Schweizer Bundesbahnen seit fast 40 Jahren fest, anders als die meisten anderen europäischen Bahnunternehmen. Eine Ausstellung zum Thema war für Kurator Andres Janser deshalb ein Muss, zumal das Museum selbst wichtige Bestände zum SBB-Design besitzt.
Die Schau beleuchtet das Design der SBB in den Bereichen Architektur, Industriedesign und Visuelle Kommunikation – ein Mammutprogramm. Doch Kurator Andres Janser hat die Ausstellung trotz des weiten Themenspektrums luftig und vor allem abwechslungsreich gestaltet.
SBB, ein Gesamtkunstwerk
Neben Fotografien, Ausschnitten aus Werbefilmen und Mobiliar sind zum Beispiel die typischen roten Zugführertaschen zu sehen, die noch bis vor etwa 15 Jahren bei den SBB in Gebrauch waren.
Wie sehr sich die Formensprache der Bundesbahnen im Verlauf der Jahrzehnte gewandelt hat, veranschaulichen besonders die Werbeplakate: Während bis Ende der 1940er-Jahre vor allem einzelne Künstler für gemalte Plakate engagiert wurden, rückte in den 50ern und 60ern immer stärker der Text in den Vordergrund.
In dieser Zeit entstanden Slogans wie «Der Kluge reist im Zuge» und «Gute Idee, SBB». Slogans, die viele Menschen bis heute mit dem Unternehmen verbinden.
Das wohl bekannteste Designobjekt der Bundesbahnen ist aber die Bahnhofsuhr von Hans Hilfiker. Der Ingenieur sorgte 1944 dafür, dass alle Bahnhofsuhren in der Schweiz synchronisiert wurden – und lieferte deren Design gleich mit.
Die Uhr erzählt Geschichte
Sein weltberühmtes und vielfach abgekupfertes Zifferblatt ist schlicht: weiss, mit einer schwarzen Sekundeneinteilung am Rand. Darüber bewegt sich ein knallroter Sekundenzeiger mit einem Kreis am Ende – ganz ähnlich wie die Kelle eines Zugbegleiters. Man könnte sagen: Die Uhr erzählt eine Geschichte.
Am Ende jeder Minute bleibt der Sekundenzeiger kurz auf der Zwölf stehen – dann rückt der Minutenzeiger eine Minute vor, und das Ganze geht wieder von vorne los. «Die Zeit wird visuell angehalten, obwohl sie natürlich weiterläuft. Die Minutenlogik des Bahnfahrplans hat Hans Hilfiker visuell schlüssig und mit einem erzählerischen Zusatz visuell ansprechend in eine Form gegossen», kommentiert Kurator Andres Janser.
Alltägliches und Liebhaberstücke
Der Designklassiker ist an jedem Bahnhof der Schweiz zu finden. Aber welchem Reisenden fällt schon auf, wie eine Uhr gestaltet ist? Genau das macht die Zürcher Ausstellung so spannend: Sie rückt Alltägliches wie Bahnhofsschilder und Zugbeschriftungen ins Bewusstsein. Und sie präsentiert andererseits Liebhaber-Objekte, die viel über die Geschichte der SBB und der Schweiz erzählen.