Off Spaces sind Orte, an denen junge Kunstschaffende sich ausprobieren können. Ein Sprungbrett für den künstlerischen Nachwuchs. Einfach mal machen, ohne darüber nachzudenken, ob das, was dabei entsteht auch verkäuflich ist. Das unterscheidet Off Spaces von Galerien, in denen der kommerzielle Aspekt deutlich stärker betont ist.
Off Spaces verstehen sich – historisch gesehen – als Kunsträume, die sich vom etablierten Kunstbetrieb absetzen oder sich diesem sogar entgegenstellen. Der Begriff Off Space leitet sich von Off Broadway ab. Damit bezeichnet man in New York die kleinen, experimentellen, finanziell weniger gut ausgestatteten Theater in den ärmlicheren Seitenstrassen jenseits des Broadways.
Die Wurzeln gehen zurück in die 1950er
«Der Begriff Off Space ist vor allem in der Schweiz und im deutschsprachigen Raum gebräuchlich», sagt Rachel Mader. «In den angelsächsischen Ländern sagt man eher ‹alternative spaces› oder ‹artist driven spaces›.» Rachel Mader ist Leiterin des Forschungsschwerpunkt Kunst, Design und Öffentlichkeit an der Hochschule Luzern und hat mit ihrem Team eine Studie zu Schweizer Off Spaces publiziert.
Eines der erstaunlichsten Ergebnisse dieser Studie: Die ersten Schweizer Off Spaces gab es schon in den 1950er und 1960er Jahren. Natürlich hiessen sie damals noch nicht Off Spaces. Und es waren nur wenige, vereinzelte Projekte. Die Studie zeigt: Von den 1950er Jahren bis heute gab es 750 Off Spaces – 700 allein von den 1980er Jahren bis heute. Zu Beginn der 2000er Jahre setzt ein regelrechter Off Space Boom ein.
Auch in den frühen Off Spaces ging es schon darum, dem traditionellen Kunstmarkt etwas entgegenzustellen. Neue, offene, ungebundene Räume zu schaffen, in denen Kunst auf eine andere Art möglich sein sollte als in Galerien, Museen oder Kunstvereinen.
Kontaktbörsen der Kunst
Off Spaces entstanden und entstehen oft in privater Initiative von Künstlerinnen und Kuratoren. Es gibt Projekte, die in den Wohnungen der Organisatoren ihren Anfang nehmen, in Buswartehäuschen, ehemaligen Kiosken oder besetzten Häusern.
Es gibt Off Spaces, die nur junge Kunstschaffende zeigen oder nur Kunst aus einer bestimmten Region. Es gibt solche, die versuchen möglichst vielfältig zu sein, möglichst offen für alle oder möglichst off – also möglichst weit weg vom etablierten Kunstbetrieb. Und in den meisten dieser selbstorganisierten Kunsträume finden nicht nur Ausstellungen statt, sondern auch Musik, Theater, Performance oder Partys. Off Spaces sind in der Regel auch gesellige Orte, Kontaktbörsen der Kunst.
Räume, in denen die Kunst sich selbst erneuert
Und sie sind Orte, an denen die Kunst sich selbst erneuert. Off Spaces sind gewissermassen die Maschinenräume der Kunst. Hier wird die Kunst von morgen heute schon mal ausprobiert.
In Off Spaces können und konnten Dinge stattfinden, die in Galerien lange Zeit nicht möglich waren. «Happenings, Performances – das waren Kunstformen, die sich in den Off Spaces entwickeln konnten», sagt Rachel Mader. Und die ihren Weg aus den Off Spaces in die etablierteren Einrichtungen wie Galerien, Museen, Kunsthäuser fanden.
Heute seien Off Spaces als wichtige Orte für junge Kunst weitgehend anerkannt, sagte Rachel Mader: «Wenn Museen sich auf die Suche nach neuen Talenten machen, sind die Off Spaces ein zentraler Referenzpunkt.»