Sie stehen im Zürcher Museum für Gestaltung auf kleinen, weissen Podesten: der geschwungene Soft Chair, ein wellenförmiger Stuhl aus Schaumstoff und Plastik, und der verdrehte Schubladenturm aus Palisanderholz.
Von der Decke schwebt und leuchtet die Wolkenlampe aus weisslichem Kunststoff. Viele kennen diese Schweizer Designikonen – nicht jedoch die Namen der Designer dahinter.
Dreamteam der Designerwelt
«Das hat wohl damit zu tun, dass Susi und Ueli Berger sich nicht gross am Design-Diskurs beteiligten», vermutet Anna Niederhäuser, Leiterin der Designförderung im Bundesamt für Kultur: «Sie sind früh aufs Land gezogen und haben ihre eigene Welt aufgebaut.»
Susi und Ueli Berger haben ihr ganzes Leben in der Schweiz verbracht. Anfang der 1960er-Jahre haben sich die Luzernerin und der Berner getroffen und fortan zusammengearbeitet. Die gelernte Grafikerin Susie Berger wird in diesem Jahr 80 Jahre alt. Ihr Mann, der auch als Künstler bekannt war, ist vor zehn Jahren gestorben.
Gearbeitet hätten sie immer als Team, sagt Anna Niederhäuser: «Susi und Ueli Berger standen in einem ständigen Dialog. Es gab viel Reibung und Streit, das ist bekannt. Aber sie haben sich auch gegenseitig inspiriert und angetrieben.»
Sprechende Möbel
Beim Betrachten der Möbel wird schnell klar, dass jedes Stück eine Geschichte erzählt. Das sei das Einzigartige an ihren Kreationen, betont Renate Menzi, die Kuratorin der Ausstellung: «Die Wolkenlampe, der Schubladenstapel: Das sind sehr sprechende Möbel.»
Es gebe nicht viele Schweizer Gestalterinnen und Designer, die so mit Symbolen gespielt haben wie Susi und Ueli Berger. Auch Anklänge an die Pop-Art finden sich in ihrem Schaffen. Deswegen heisst die aktuelle Schau «Pa-Dong» – eine Wortmalerei aus der Comic-Welt.
Katalog als Leitfaden
Dass es aktuell eine Ausstellung zu ihren Möbeln gibt, hat zwei Gründe: Einerseits hat das Museum für Gestaltung unlängst die gesammelten Skizzen, Entwürfe, Modelle und Aufzeichnungen von Susi und Ueli Berger erhalten.
Andererseits hat Designspezialistin Anna Niederhäuser zusammen mit der Verlegerin Mirjam Fischer einen umfassenden Werkkatalog zu diesen Möbeln herausgegeben – erstmals liegen damit die Skizzen gedruckt vor.
Der Werkkatalog steht im Zentrum der Schau. Er dient als Leitfaden, erklärt Kuratorin Renate Menzi: «Der Katalog hat uns entlastet.» In der Ausstellung gäbe es fast keinen Text, dafür Verweise auf den Beschrieb des Werks im Katalog. «Eine einmalige Gelegenheit, das Medium Ausstellung neu zu denken.»
Sehen, wie Designer denken
An den Wänden hinter den Möbeln sind in der Ausstellung Skizzen aufgehängt. Sie verdienen besonderes Augenmerk, denn mit ihnen blickt man in die Entstehungsgeschichten der Möbel.
Besonders anschaulich sind zum Beispiel die Entwürfe zum Soft Chair, sagt Renate Menzi. «Hier kann man sehen, wie Susi und Ueli Berger denken.»
Ein Entwurf ist skizzenhaft und farbig, am Rand sogar noch mit der Zeichnung eines Kunstwerks von Ueli Berger versehen. «Aber er zeigt bereits die Welle, die aus dem Boden kommt – die Form des Soft Chairs.»
Ein Katalog zum Hindurchspazieren
Überraschende Einblicke, Ansichten und Sichtweisen bietet die Ausstellung in Zürich. «Pa-Dong» ist mehr als eine gewöhnliche Schau: Sie ist ein raumgewordener Katalog zum Hindurchspazieren – aus den Buchdeckeln herausgelöst und im dreidimensionalen Raum mit Möbeln inszeniert.